Hamburg. Die Bücherhallen feiern Jubiläum mit zweiwöchigem Programm und einer selbstkritischen Erinnerung an die eigene dunkle Vergangenheit.

32 Bibliotheken, zwei Bücherbusse und eine Zentralbibliothek am Hauptbahnhof: Die mit 3,7 Millionen jährlichen Besucherinnen und Besuchern publikumsstärkste Kultureinrichtung Hamburgs hat am Mittwoch ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei soll es jedoch nicht bleiben, bis zum 13. Oktober werden an verschiedenen Standorten der Bücherhallen Lesungen, Quiz- und Spieleabende, Workshops und Booktok-Veranstaltungen stattfinden.

Der Literaturherbst in Hamburg ist also in vollem Gange. Die Elb.Lit – ein Ableger des Kölner Literaturfests Lit.Cologne – füllt über die kommenden Wochen diverse Veranstaltungssäle mit prominenten Gästen, das Literaturhaus lädt zu Lesungen und Preisverleihungen. Nun wollen die Bücherhallen den Hamburgerinnen und Hamburgern mit einer Kampagne für junge Erwachsene zeigen, dass sie mit 125 Jahren zwar alt, aber nicht veraltet sind. „Nice!!! 125 Jahre Bücherhallen“ ist das Motto, designt im Comic-Look.

Bücherhallen Hamburg: Jubiläumsfeier mit Literatur-Podcast und Livemusik

Der Gründung am 2. Oktober 1899 gedachten am Mittwoch unter anderem Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda und Frauke Untiedt, Bibliotheksdirektorin und Vorständin der Bücherhallen Hamburg. Dazu gab es eine Live-Aufzeichnung des NDR-Literaturpodcasts sowie musikalische Untermalung durch Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters.

125 Jahre Hamburger Öffentlichen Bücherhallen
Die Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen am Hühnerposten. © DPA Images | Christoph Keller

Laut Brosda sind die Bücherhallen wichtige Institutionen der demokratischen Gesellschaft. „Alle Bücherhallen sind davon geprägt, niedrigschwellig Zugänge zu ermöglichen.“ Darüber hinaus seien sie anpassungsfähige und moderne Orte, an denen sich Menschen wohlfühlen: „Die Bücherhallen sind nicht nur Entleihstellen, sondern auch soziale Aufenthaltsorte“, so Brosda.

Bücherhallen während der NS-Zeit: „Historische Verantwortung bewusst und transparent machen“

Im Vordergrund steht für ihn an diesem Tag jedoch die in Auftrag gegebene Studie zur Geschichte der Bücherhallen im Nationalsozialismus. Schon damals seien die Bücherhallen vorbildlich gewesen, allerdings „not in a good way“, wie Brosda sagt: „Die Bücherhallen sind sehr schnell ein Betrieb gewesen, der vollständig der kulturellen Gleichschaltung des nationalsozialistischen Regimes entsprach.“

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Unerwünschte Bücher seien 1933 übereifrig entsorgt worden, noch bevor ihre Verbrennung überhaupt angeordnet war. Jüdinnen und Juden wurden aus der Belegschaft entfernt. „Es ist heute wichtig, dass Institutionen aus ihrer Vergangenheit lernen, sich ihrer historischen Verantwortung stellen, sie bewusst und transparent machen und zeigen, was wir heute anders machen müssen“, mahnt Brosda.

Die Veröffentlichung der Broschüre „Die Bücherhallen im Nationalsozialismus“ wird am 8. Oktober um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek von einer Podiumsdiskussion begleitet. Das Jubiläumsprogramm findet sich bis zum 13. Oktober unter www.buecherhallen.de.