Hamburg. Aus dem Fernsehen hatte sich der Künstler weitgehend zurückgezogen, jetzt aber feierte ein ganz besonderes Projekt Premiere in Hamburg.

Ein Filmfestival findet naturgemäß meist im Kino statt. Zweimal allerdings gastierte das Hamburger Filmfest in diesem Jahr bei einem seiner Hauptsponsoren, der Hapag-Lloyd-Stiftung am Ballindamm. Und nachdem Segel-Held Boris Herrmann seine Teilnahme an der Vorführung einer Dokumentation über ihn sehr kurzfristig wegen Krankheit absagen musste, hatte die Reederei mit ihrem zweiten Stargast mehr Glück: Hape Kerkeling kam überaus pünktlich in die Zentrale an der Binnenalster.

Bestens gelaunt schrieb er zunächst ausgiebig Autogramme, wurde von Festivalchefin Malika Rabahallah begrüßt, umarmte und herzte Freunde und stellte sich dann den Fotografen, bevor es in den Sitzungssaal ging, wo ein Filmporträt unter dem Titel „Total Normal Hape Kerkeling“ gezeigt wurde. Der Komiker und Autor hatte von der 90-minütigen Dokumentation bisher nur Ausschnitte im Schnittraum gesehen, der komplette Film war auch für ihn eine Premiere – die bereits während der Vorführung für spontanen Beifall sorgte und am Ende frenetisch gefeiert wurde.

Total Normal
Das Filmfest Hamburg zu Gast bei der Hapag-Lloyd-Stiftung (v.l.): Filmemacher André Schäfer, Hape Kerkeling, Eric Friedler und Filmfest-Direktorin Malika Rabahallah. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Verantwortlich für dieses Porträt sind die Filmemacher Eric Friedler und André Schäfer, die gemeinsam bereits einen Film über Loriot verantwortet hatten. Friedler und Schäfer recherchierten intensiv in den TV-Archiven und durften einige der lustigsten Szenen aus Kerkelings Karriere verwenden. Im Film dabei sind zudem Künstlerkolleginnen und -kollegen wie Campino, Isabel Varell, Anke Engelke und Günther Jauch, sie kommentieren Kerkeling und ordnen seine Serien und Filme in die deutsche Unterhaltungsgeschichte ein. Vor allem aber kommt Hape Kerkeling selbst ausführlich zu Wort.

Hape Kerkeling kam zur Filmfest-Premiere: „Gelacht hat keiner“

Das Drehteam ist mit ihm in seine Lieblingsstadt Amsterdam gereist, hat sich auf Spurensuche nach dem (inzwischen abgerissenen) Laden seiner Großmutter begeben und gibt Kerkeling viel Gelegenheit, wichtige Stationen seines Lebens zu beschreiben und über einschneidende Situationen wie den Suizid seiner Mutter zu sprechen.

Sehr offen geht Kerkeling im Film auch mit seiner Homosexualität um. Geoutet wurde er einst gegen seinen Willen in einem Fernsehbeitrag von Rosa von Praunheim, was bis heute Empörung unter vielen seiner Kollegen und Kolleginnen auslöst. Kerkeling nimmt den medialen Übergriff inzwischen gelassen: „Ich habe damals gedacht: Hoffentlich sieht das nicht meine Tante Liesbeth, eine Nonne. Die rief am nächsten Tag an und bestellte mich ins Kloster. Aber sie hatte meine Homosexualität immer geahnt, insofern waren wir versöhnt“, erzählte er beim anschließenden Nachgespräch zu „Voll Normal Hape Kerkeling“.

Filmfest Hamburg: Kerkeling berichtete von seinem ersten katastrophalen Auftritt im Logo

Obwohl das Filmdokument schon sehr viele Details aus seinem Leben zeigt, ergänzte der Künstler das Porträt mit ausgesprochen offenen Antworten auf dem Hapag-Lloyd-Podium. Kerkeling berichtete von seinem ersten katastrophalen Auftritt im Logo, Anfang der 1980er-Jahre: „Ich war total nervös, weil Otto in der ersten Reihe saß. Ich dachte: Der existiert wirklich! Gelacht hat keiner über meinen Auftritt und ich war sicher, dass meine Karriere wieder vorbei ist“, erzählt er. Doch Otto Waalkes erkannte das große Talent und bestärkte ihn weiterzumachen. Was dann zu Erfolgsserien wie „Total Normal“, zu Kunstfiguren wie dem unsympathischen Provinzreporter Horst Schlämmer und dem Rapper Petri Danger Valkinnen führte, als der Kerkeling 1999 eine Livesendung bei VIVA aufmischte.

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Aus dem Fernsehen hat Hape Kerkeling sich mittlerweile weitgehend zurückgezogen, er verstehe sich im Moment vor allem als Autor, betonte er. Auch, wenn von ihm in der Öffentlichkeit nichts zu hören sei, arbeite er unentwegt weiter. „Meine Neugier treibt mich an. Ich springe gern von Thema zu Thema und lerne dabei“, sagte er. Kerkeling gilt als aufrechter Künstler, der auch politisch das Wort ergreift: „Als Enkel eines Großvaters, der drei Jahre im KZ Buchenwald verbracht hat, lege ich mich mit all jenen an, die sich gegen unsere Demokratie wenden.“

Auf dem Filmfest Hamburg zeigte er sich dankbar für das Porträt, das Friedler und Schäfer von ihm gezeichnet haben: „Dass es an meinem 60. Geburtstag am 9. Dezember um 20.15 Uhr, also zur besten Sendezeit, ausgestrahlt wird, macht mich richtig stolz.“ 

„Total Normal Hape Kerkeling“ läuft am 9.12., 20.15 Uhr in der ARD. Beim Festival Elb.Lit ist Hape Kerkeling schon am 28.10. wieder zu Gast in Hamburg: „Gebt mir etwas Zeit – Hape Kerkeling blickt tief in die Vergangenheit“, Hansa Theater, 19 Uhr.