Hamburg. Am vierten Tag beweisen elektronische Klangkünstler und Visual Artists ihre Expertise. Bei Soffie erlebt das Publikum Höhenflüge.

Oversized gekleidete Skateboarder rollen durch die Halfpipe, Tischtennisbälle kullern über den Asphalt, und schon ab 16 Uhr wird auf dem Nachtflohmarkt gefeilscht: Am Sonnabend öffnete das Festival Village auf dem Heiligengeistfeld zum letzten Mal ihre Pforten. Der vierte und finale Tag des Reeperbahn Festivals hatte noch mal einiges im Gepäck für die Besucherinnen und Besucher.

Viel vom Programm war wieder kostenlos auf den diversen Outdoor-Bühnen – beispielsweise im Village oder auf dem Spielbudenplatz – zu sehen. Das Herzstück bleiben jedoch die vielfältigen Clubs und Livemusik-Bars auf der Reeperbahn. Von denen dürfte es im nächsten Festival-Line-up 2025 aber mindestens zwei weniger geben: Das Moondoo schließt zum Jahresende nach 16 Jahren seine Türen und macht Platz für den neuen Standort des Molotows. Das Headcrash wiederum kündigte nach 17 Jahren auf Instagram die Schließung an.

Reeperbahn Festival: Im Grünen Bunker werden künstlerische Welten vereint

Im Abendblatt-Podcast geht Festivalveranstalter Detlef Schwarte auf das Problem des Clubsterbens ein. Trotzdem gibt es dieses Jahr auch eine große neue Bühne, nämlich die Georg Elser Halle im Grünen Bunker. Auch wenn diese im Alltagsgeschäft wohl weniger ein Ort für aufstrebende Künstlerinnen und Künstler sein wird, um sich auszuprobieren, findet hier am Sonnabend noch mal ein ganz besonderes audiovisuelles Konzept statt.

„Grüner Bunker“
Im Grünen Bunker macht in diesem Jahr nicht nur das Uebel & Gefährlich beim Reeperbahn Festival mit, sondern auch die neue Georg Elser Halle. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Die Deutsch-Pop-Newcomerin Soffie legt einen gleichzeitig einfühlsamen und flippigen Auftritt in der Konzerthalle hin, unterstützt von Visual Artist Felix Preis aus Berlin. Das „Collide live in concert“ paart jeweils einen Act mit einer Visualisierung, in diesem Fall werden die Songs mit tropisch-verspielt anmutenden („Bevor du gehst“), kristallin-trippigen oder abstrakt-verschachtelten optischen Effekten („Rosenkohl“) untermalt.

Master Peace liefert eines der energetischten Konzerte ab

Die Übergänge von abgedrehten („Oh Jonny“ von Jan Delay) zu tragischen („Heute Sterben“) Songs sind fließend und gehen Soffie locker von der Hand. Die gut 500 Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich den Grünen Bunker hochgeschleppt haben, werden für ihre Mühe mit sattem Sound und der besonderen Show belohnt („Für immer Frühling“).

Master Peace
In der Großen Freiheit 36 sorgt Master Peace am Sonnabend zum dritten Mal für gute Stimmung und Tanz. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Der britische Indie-Pop von Master Peace kommt wenig später in der Großen Freiheit 36 als eines der energiegeladensten Konzerte des Sonnabends daher. Die Musik lebt von der zwischenmenschlichen Verbindung, vom Feiern und Singen und dem Gefühl, das Leben gemeinsam zu meistern. Genau das scheint auch die singende, springende und tanzende Menge zu fühlen. Für Master Peace ist es der dritte Auftritt des Tages, und trotzdem singen selbst an Tag vier des Festivals alle Besucherinnen und Besucher und Sänger Peace Ozekie gemeinsam: „I don’t wanna go home“.

Rival Consoles im Knust: Dumpf wummernde Bässe und hypnotisierende Ambience

Ganz so weit ist es auch noch nicht, auf dem prall gefüllten Spielbudenplatz unterhalten Tonbandgerät die Festivalbesucherinnen und Festivalbesucher mit melancholisch-schönen Songs („Nenn es nicht Liebe“, „Beckenrand“) und guter Laune. Noch mal etwas ab vom Schuss (zumindest am Sonnabend) tritt Rival Consoles im Knust auf. Der englische Produzent nimmt die Hamburgerinnen und Hamburger mit auf eine klangliche Reise der dumpf wummernden Bässe und hypnotisierend-elektronischer Ambience.

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Antoine Tamestit: Stradivari und Backen - Der Bratschen-Virtuose im Gespräch

Hamburger Abendblatt goes Reeperbahnfestival 2024 (Pop-up-Podcast)

Auf der Reeperbahn geht das emsige Treiben noch bis in den Morgen weiter. Die trippig-melancholischen Soundwelten von Rival Consoles bilden trotzdem einen würdigen Abschluss für den letzten Festivaltag. Von kleinen über große über neue über alte Venues, bekannte und unbekannte Künstler, Newcomer und alte Hasen. Bis es dann im nächsten Jahr weitergeht.

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