Hamburg. Die subkulturelle Musikszene Hamburgs trifft sich am Donnerstag in St. Pauli Süd. Abseits der Reeperbahn, aber mit viel Potenzial.
Hamburgerinnen und Hamburger mit einem Faible für Livemusik sind in diesen Tagen viel beschäftigt: Das Reeperbahn Festival ist am Donnerstag in vollem Gange, die Straßen füllen sich von Tag zu Tag weiter und die insgesamt über 400 Acts lassen die 70 Bühnen entlang Hamburgs Partymeile auf St. Pauli mal mehr und mal weniger beben. Wer es von den Besucherinnen und Besuchern aber wagt, einen Blick abseits der Hauptstraße zu riskieren, könnte auf die rund 60 Menschen stoßen, die sich in der Erichstraße vor der Kultkneipe Komet versammelt haben.
Zum Get-together haben die Organisatoren vom Musik-Treffen-Hamburg eingeladen und gekommen sind viele: „Hier haben sich Hamburger Clubs, Hamburger Labels und Hamburger Vertriebe zusammengefunden“, so Gunther Buskies, Sprecher des gemeinsam organisierten Festivals und Inhaber des Indie-Labels Tapete Records. Die Idee hinter dem Festival ist erst mal simpel: ein Abend, sechs Clubs, 16 Bands. Eintritt bezahlt man pro Club, die Kosten für den Konzertbesuch halten sich also in Grenzen. „Insgesamt sind 37 Firmen aus Hamburg dabei, die sich beim Musik-Treffen zeigen wollen“, so Buskies.
Reeperbahn Festival: Auf dem Musik-Treffen abseits der Reeperbahn präsentiert sich die Subkultur
Was schon bei der Eröffnung ersichtlich wird, bestätigt sich dann auch auf den ersten Konzerten von „Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen“ im Komet oder bei „CV Vision“ im Golden Pudel Club: Die Leute kennen sich. Hier trifft sich eine Szene, die das ganze Jahr über in der Stadt aktiv ist und die durchweg klaren Bezug zu ihr hat. Zu den ominös-lustigen Synth-Klängen von „CV Vision“ im zugestickerten Golden Pudel trifft unter den Konzertgängerinnen und Konzertgängern der Vokuhila auf die Halbglatze, Trucker-Cap auf Pony-Frisur und Fans auf Szene-Akteure.
„Aktuell sind viele Menschen in der Stadt, die sich für Musik und Kultur interessieren“, sagt Buskies. Das wolle man nun nutzen, um koordiniert die eigenen Bands und Firmen vorzustellen. Der Verkauf lief gut an, 60 bis 70 Prozent der Karten habe man bereits vorher abgegeben. „Für uns ist das ein Signal, dass unsere Subkultur parallel zum Reeperbahn Festival präsentationswürdig ist und die Leute da Bock drauf haben“, so Buskies.
Musik-Treffen-Hamburg: Große Pläne fürs nächste Jahr
Die eher kleinen Clubs südlich der Reeperbahn bilden mit ihren niedrigschwelligen Hürden einen zentralen Teil des Festivals: „Diese Orte sind die Basis für alle Bands, die dann später mal eine Platte veröffentlichen oder überregional auf Tour gehen wollen. Dort können sie sich ausprobieren und die Skills erarbeiten, um ein noch besserer Live-Act zu werden“, erklärt Buskies. Das nutzt auch Pose Dia für ihren Auftritt: Die Hamburger Solokünstlerin nimmt das Publikum im Golden Pudel Club auf eine elektronisch-kritische Pop-Reise mit, während die Lichteffekte sich auf den alten Containerwänden reflektieren, die den Innenraum schmücken.
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Im nächsten Jahr soll das Festival auf zwei oder drei Tage erweitert werden. Dieses Jahr habe die Planung erst im April begonnen, weshalb das Musik-Treffen noch in kleinem Rahmen stattfindet „Es wird nächstes Jahr noch viel mehr, wir haben schon einige Anfragen für weitere Kooperationen bekommen“, freut sich Buskies. Dann stellt die Musikszene erneut die Frage: „Wollen wir uns treffen?“