Hamburg. Swifties im Volksparkstadion: Weltweit gestalten Fans Freundschaftskettchen, um sie zu tauschen. Auch Carlotta aus Ottensen ist dabei.

Carlottas Zimmer ist noch nicht dekoriert. Die entscheidenden Details fehlen. Aber nicht mehr lange: Bald soll eine Fotoleine aufgehängt werden, behängt mit Freundschaftsarmbändern, an die Zimmertür kommt ein Poster. Alles ausgeklügelt, alles geplant. Denn die 13 Jahre alte Schülerin aus Ottensen fiebert auf einen Abend hin, der nicht allein für sie, sondern für die Pop-Stadt Hamburg zu den Ereignissen des Jahres zählen wird.

Taylor Swift ist auf „The Eras Tour“, gleich zwei restlos ausverkaufte Konzerte gibt sie im Juli im Volksparkstadion. Für das erste hat Carlotta seit Weihnachten ein Ticket.

Taylor Swift kommt im Sommer 2024 für ihre „The Eras Tour“ zweimal ins Hamburger Volksparkstadion.
Taylor Swift kommt im Sommer 2024 für ihre „The Eras Tour“ zweimal ins Hamburger Volksparkstadion. © picture alliance / abaca | TNS/ABACA

Taylor Swift Hamburg 2024: Das Geheimnis der Swifties-Armbänder

Der Konzerttag am 23. Juli wird ihr 14. Geburtstag sein, auch ihre beste Freundin ist dann dabei. Seit Wochen sind die Achtklässlerinnen nun voller Vorfreude im Bastelfieber, denn eine Eintrittskarte ist nicht das Einzige, was ein gut vorbereiteter Teenager für dieses Konzert braucht – direkt danach kommen die Armbänder.

Bisher hat Carlotta zehn solcher Kettchen gestaltet, 20 sollen es werden. Bestückt sind sie mit bunten, vor allem hellblauen Perlen und Schriftzügen wie „1989“, „STYLE“ oder „BAD BLOOD“. Fans erkennen den Code sofort: Carlottas Lieblingsalbum ist „1989“, Taylors 2014 veröffentlichtes Pop-Album, das der Star im vergangenen Jahr als „Taylor‘s Version“ neu aufgenommen und frisch veröffentlicht hat. Jedem Album (zuletzt erschien „The Tortured Poets Department“) ist eine Farbe zugeordnet. „Es macht Spaß, die Armbänder zu machen“, erklärt Carlotta und strahlt. „Und besonders cool ist es, dann mit den Leuten vor Ort zu tauschen.“

Taylor Swift: Mit einer Songzeile aus „You‘re on Your Own, Kid“ hatte der US-Star den Wirbel ausgelöst

Mit einer Songzeile in ihrem „Midnights“-Track „You‘re On Your Own, Kid“ hatte Taylor Swift den Wirbel um die Freundschaftsarmbänder ausgelöst: „So make the friendship bracelets,/ Take the moment and taste it./ You‘ve got no reason to be afraid.“ („Also mach die Freundschaftsarmbänder, nimm dir den Moment und koste ihn aus, du hast keinen Grund, Angst zu haben.“)

Weltweit knüpfen und fädeln die Swifties seither eifrig, mehr als sie selbst je tragen könnten, auf Konzerten wird wild getauscht. Manche haben den gesamten Unterarm voller Do-it-Yourself-Accessoires, je mehr, desto Taylor. Auch auf Instagram, TikTok und YouTube wird der Perlenschmuck stolz präsentiert. Tausende Videos wurden bereits geteilt, von Tutorials zur Herstellung der Armbänder bis zum Tausch-Moment.

Carlotta (13) aus Ottensen hat inzwischen reichlich Taylor-Swift-Armbänder gefädelt. Das erste Hamburg-Konzert findet an ihrem Geburtstag statt.
Carlotta (13) aus Ottensen hat inzwischen reichlich Taylor-Swift-Armbänder gefädelt. Das erste Hamburg-Konzert findet an ihrem Geburtstag statt. © Funke Foto Service | HA

Auch Stars, die Swifts Konzerte besuchen, sind dem Phänomen verfallen, darunter Jennifer Lawrence, Nicole Kidman und Gigi Hadid. Zusätzliche Aufmerksamkeit erhielt der Trend durch Travis Kelce, Footballspieler der Kansas City Chiefs in der NFL und Taylors aktuelle Flamme. Kelce überreichte Taylor Swift persönlich ein Armband mit der Nummer seines Trikots, der 87 – der Beginn einer medienwirksamen Beziehung.

Europa Passage: „Für Taylor Swift würde ich auch sonntags aufmachen“

Aber wie genau macht man so ein „friendship bracelet“? Yvonne Demirdögen, die gemeinsam mit ihrem Mann Hakan das Hamburger Schmuckgeschäft Nuena Perlen & Schmuck in der Europa Passage betreibt, weiß es. Und kennt den Hype natürlich längst. „Für Taylor Swift würde ich auch sonntags aufmachen“, sagt Demirdögen lachend und erklärt, was ein Swiftie-Freundschaftsarmband ausmacht: Perlen, die farblich ein Album oder einen Song repräsentieren, und Schriftzüge, die sich auf Songtexte oder das Taylor-Swift-Universum im Allgemeinen und Besonderen beziehen, werden kombiniert.

Die Buchstabenreihe „LWYMMD“ beispielsweise heißt übersetzt „Look what you made me do“, ein Songtitel des Albums „Reputation“, „Mirrorball“ ist ein Titel des Albums „Folklore“. Solche Wörter findet man in den Armbändern wieder. Eingeweihte erkennen die Bedeutung auf Anhieb, Außenstehende runzeln bisweilen die Stirn.

Armband-Verkäuferin hofft auf Besuch von Taylor Swift

Die Swifties hätten den generellen Trend zur eigenen Schmuckgestaltung deutlich verstärkt, bestätigt Yvonne Demirdögen. Vor allem junge Mädchen besuchten in Hamburg das Perlengeschäft, in dem es blinkt und glitzert und glänzt, um anschließend ihre Freundschaftsarmbänder anzufertigen. Sogar in Onlineshops wie Vinted oder Etsy sind selbst gemachte „The Eras Tour“-Armbänder zu finden, dort wird allerdings nicht getauscht, sondern verkauft.

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Preislich liegt solch ein hausgemachtes Accessoire zwischen zwei und zwölf Euro, je nachdem, wie aufwendig es gestaltet ist. Yvonne Demirdögen hat schon jetzt von dem Trend profitiert, einen bescheidenen Wunsch hat sie dennoch: „Wäre natürlich toll, wenn Taylor Swift persönlich vorbeikommen und sich ein Armband bei uns machen würde ...“

Armbändchen verbinden „Swifties“ auch in Hamburg

Vor allem aber verbinden die Freundschaftsarmbänder natürlich Taylors Fans. Sie sind etwas, was die Swifties neben der Leidenschaft zur Musik ganz buchstäblich miteinander teilen. Und sie werden auch bei Taylor Swifts Hamburg-Konzerten fester Bestandteil des Erlebnisses am und im Volksparkstadion sein – bei Carlotta aus Ottensen genauso wie bei all den anderen Glücklichen, die eine Karte ergattern konnten.

Ein Outfit für das Konzert hat Carlotta übrigens noch nicht, gesteht sie. Eine Idee, na klar, die gibt es. Dem Thema ihres Lieblingsalbums entsprechend wird es zu den Armkettchen passen: hellblau und glitzernd.