Hamburg. Massiver Rückstau in der Innenstadt. Polizei alarmiert. Centermanager berichtet von „chaotischen Zuständen“ – wem er die Schuld gibt.

  • Bis zu sechs Stunden mussten Autofahrer im Parkhaus der Europa Passage ausharren
  • Sogar Feuerwehr und Polizei mussten eingreifen
  • Centermanager sieht massive Probleme durch Baustellen in der City

Diese Bilder wird Jörg Harengerd so schnell nicht vergessen: Der Centermanager der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt berichtet im exklusiven Abendblatt-Gespräch von „chaotischen Zuständen“. So haben Kunden „bis zu sechs Stunden in ihren Autos in unserem Parkhaus ausharren“ müssen, weil sich lange Rückstaus gebildet hatten. „Der Verkehr konnte einfach nicht abfließen.“

Der Grund dafür seien die zahlreichen Baustellen in der Innenstadt. Der Centermanager nennt Beispiele: „Ich kann die Koordination der Baustellen nur schwer nachvollziehen. An der Kreuzung Ferdinandstor/Glockengießerwall können die Autos nicht in Richtung Alster stadtauswärts fahren, weil die Fahrspuren gesperrt sind wegen der Brückenbauarbeiten.“

Europa Passage: Centermanager kritisiert Baustellen in Hamburger City

Harengerd führt weiter aus: „Außerdem ist im Wallringtunnel eine Fahrspur gesperrt, und dann gibt es ja noch die Baustelle am Jungfernstieg.“

Der Centermanager macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Seitdem der Ballindamm umgestaltet wurde, gibt es stadtauswärts nur noch eine Fahrspur. Die meisten Kunden, die aus unserem Parkhaus an der Hermannstraße kommen, nutzen die Abbiegespur in den Ballindamm, und da kommt es dann bereits zum Rückstau.“

Die Feuerwehr und ein Rettungswagen waren am vergangenen Dienstag vor Ort, als die Autofahrer wegen des Rückstaus bis zu sechs Stunden in dem Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt ausharren mussten.
Die Feuerwehr und ein Rettungswagen waren am vergangenen Dienstag vor Ort, als die Autofahrer wegen des Rückstaus bis zu sechs Stunden in dem Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt ausharren mussten. © privat | Privat

Harengerd wünsche sich, dass die Grünphasen der Ampeln länger geschaltet werden. „Zudem kann es nicht sein, dass an so vielen Stellen gleichzeitig in der Innenstadt gebaut wird.“

Parkhaus-Drama: Polizei und Feuerwehr waren in Europa Passage im Einsatz

Aber zurück zum vergangenen Dienstag, als Autofahrer bis zu sechs Stunden im Parkhaus der Europa Passage festsaßen. Jörg Harengerd berichtet, was sich in den Nachmittagsstunden bis in den Abend hinein ereignete: So sei die Polizei alarmiert worden, und Kunden, die in dem Parkhaus mit ihren Autos standen, hätten die Feuerwehr gerufen.

Warum kam es dazu? „Dadurch, dass die Motoren der PKW stundenlang liefen, entwickelte sich ein entsprechend hoher CO₂-Ausstoß. Kunden im Parkhaus haben die Feuerwehr alarmiert, weil die Luft immer schlechter wurde, auch wenn es laut unserer Messanlage noch nicht gesundheitsgefährdend war“, sagt Harengerd. Auch zwei Rettungswagen seien vor Ort gewesen.

In der Hermannstraße vor dem Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger City bildete sich am vergangenen Dienstag eine lange Schlange.
In der Hermannstraße vor dem Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger City bildete sich am vergangenen Dienstag eine lange Schlange. © privat | Privat

Die Feuerwehr Hamburg bestätigte auf Abendblatt-Anfrage den Einsatz. „Luftmessungen in dem Parkhaus haben erhöhte Kohlenmonoxid-Werte ergeben, die noch unter einem kritischen Grenzwert lagen. Es war ein Rettungswagen vor Ort, in dem ein Kind behandelt wurde. Das Kind saß in einem Auto im Rückstau, es handelte sich um einen internistischen Notfall“, sagte Sprecher Philipp Baumann.

Europa Passage: Kunden aus Parkhaus beschweren sich beim Centermanager

Das Parkhaus der Europa Passage hat 750 Stellplätze. An Werktagen werden dort bis zu 2350 Autos gezählt. „Unsere Kunden kommen gezielt zu uns, weil sie hier ihr Auto abstellen und dann entspannt einkaufen können. Sie kommen aus dem Umland, aber auch aus Dänemark“, sagt Harengerd. „Doch wenn sie danach stundenlang im Parkhaus ausharren müssen, weil der Verkehr nicht abfließen kann, dann ist das positive Shoppingerlebnis schnell wieder verflogen.“

In der im Oktober 2006 eröffneten Europa Passage gibt es rund 120 Geschäfte und zahlreiche Gastronomieangebote. Die Passage verläuft vom Ballindamm zur Mönckebergstraße. An Werktagen wird das Shoppingcenter von durchschnittlich 65.000 Menschen frequentiert.

Im Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt mussten die Kunden am vergangenen Dienstag stundenlang ausharren.
Im Parkhaus der Europa Passage in der Hamburger Innenstadt mussten die Kunden am vergangenen Dienstag stundenlang ausharren. © privat | Privat

Nach dem Vorfall vom vergangenen Dienstag hat Harengerd zahlreiche E-Mails von verärgerten Parkhausnutzern bekommen. „Einige haben mir noch aus dem Auto geschrieben. Und es gibt auch Kunden, vor allen Dingen von außerhalb, die nicht mehr zum Einkaufen in die Hamburger Innenstadt kommen wollen, weil sie keine Lust auf diesen Stress haben. Der Dienstag war ja auch kein Einzelfall, auch am Donnerstag kam es wieder zu Wartezeiten von zwei Stunden.“

Behörde macht Wasserrohrbruch mit verantwortlich für Parkhaus-Chaos

Doch was sagt die Verkehrsbehörde? „Rund um die Europa Passage kam und kommt es temporär zu Verkehrsbehinderungen. Grund ist ein Wasserrohrbruch, der sich am 29. April im Glockengießerwall in Höhe Raboisen ereignet hat und eine daraus resultierende anhaltende Notfallmaßnahme von Hamburg Wasser“, sagte Sprecher Dennis Krämer dem Abendblatt.

Aufgrund dessen habe der rechte Fahrstreifen nach Rücksprache mit dem zuständigen Polizeikommissariat 14 in Richtung Deichtorplatz gesperrt werden müssen, was auch Auswirkungen auf das Parkhaus in der Europa Passage hatte. „Die Schadensbehebung durch Hamburg Wasser dauert weiter an.“

Die Brückenbauarbeiten der Deutschen Bahn im Bereich der Kreuzung Glockengießerwall/Ferdinandstor in der Hamburger Innenstadt sorgen für massive Verkehrsbehinderungen.
Die Brückenbauarbeiten der Deutschen Bahn im Bereich der Kreuzung Glockengießerwall/Ferdinandstor in der Hamburger Innenstadt sorgen für massive Verkehrsbehinderungen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Aber Sprecher Krämer weiß auch um die Baustellen in der Umgebung der Europa Passage: „Herausfordernd ist im Umfeld die bekannte und kommunizierte Maßnahme der Deutschen Bahn, die am Ferdinandstor unter rollendem Rad die Brücke saniert. Sie ist lange angekündigt, nicht verschiebbar und zwingend abhängig vom bundesweiten Sperrpausensystem der Deutschen Bahn.“

In Bezug auf die Baustelle am Jungfernstieg – die Flaniermeile wird noch bis Ende April 2025 neu gestaltet – betont Krämer, dass diese keine Auswirkungen auf die Ausfahrt des Parkhauses der Europa Passage habe.

Europa Passage: Polizei stellt Ampel an Hermannstraße zeitweise aus

Als es am vergangenen Donnerstag wieder zu Rückstaus bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus der Europa Passage kam, reagierte die Polizei: „Die Ampel an der Kreuzung Hermannstraße/Alstertor/Ferdinandstraße wurde am Donnerstag ausgestellt und später wieder angestellt. Die Situation vor Ort wird durch die Polizei beobachtet, und im Bedarfsfall wird reagiert“, kündigte Krämer an.

Zudem können die Autofahrer jetzt temporär geradeaus aus der Hermannstraße in die Ferdinandstraße fahren, die seit geraumer Zeit eine Einbahnstraße war.

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Unterdessen kommt Kritik auch von Citymanagerin Brigitte Allkemper: „Sowohl Besucher als auch Händler weisen uns sehr deutlich darauf hin, dass die Innenstadt mit dem PKW derzeit schwer erreichbar ist. Eine Vielzahl von zeitgleichen Baumaßnahmen führt dazu, dass selbst ortskundige Autofahrer die City nur deutlich erschwert erreichen können.“

City Hamburg: Ausfahrt aus Parkhäusern dauert „unverhältnismäßig lange“

Auch Allkemper weiß zu berichten: „Aus der Problematik der Baustellen ergibt sich, dass eine Ausfahrt aus den Parkhäusern zeitweise unverhältnismäßig lange dauert.“

Die Citymanagerin fordert: „Wir benötigen in dieser Situation dringend Abhilfe. Dieses könnte aus unserer Sicht neben der Prüfung, ob die Sperrung der Fahrspur im Wallringtunnel weiterhin notwendig ist, eine Veränderung von Ampelschaltungen und der Einsatz von Bereitschaftspolizei zur individuellen Auflösung von Stausituationen sein.“