Hamburg. Die Kinderlied-Königin Simone Sommerland sang mit ihren jungen Fans „Aramsamsam“ und vieles mehr. Machte auch den Eltern Spaß. Beinah.
Sonntagnachmittag, die Zeit wird lang. Wann macht die Kita endlich wieder auf? Dauert noch. Gute Nachricht aber: Der Engel aller Kinder-bei-Laune-halten-Gepeinigten ist in der Stadt: Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah, Kreisch und Remmidemmi!
Simone Sommerland nämlich, die Unerschrockene, die Kinderlieder-Königin, die, das nur nebenbei, in den deutschen Albumcharts erfolgreicher ist Helene Fischer. Was eine mögliche Fragwürdigkeit ihrer Musik angeht, rangiert Sommerland selbstverständlich weit,weit hinter der Schlagergigantin. Kinderlieder einer begnadeten Animateurin, die sich darauf versteht, den ganz, ganz lieben Kleinen Freude zu vermitteln durch gemeinsamen Tanz und Gesang, sind zum einen für Kita-Erzieher unverzichtbare Entertainment-Faktoren. Und auch Eltern oft eine Rettung: „Ok, jetzt dürft ihr das nicht nur hören, ihr dürft das jetzt – aber nur drei Lieder! – auch auf YouTube anschauen, AUSNAHMSWEISE!“
Simone Sommerland in Hamburg: Tausende Kinder, ein Popcorn-Inferno
In der Sporthalle sah man an diesem verregneten Sonntag ausnahmslos fröhliche, erwachsene Gesichter. Wer von Sommerlands Kleinkindbespaßung auch bisweilen genervt ist (schon mal 17-mal hintereinander „Aramsamsam“ gehört, ja?), wusste jenes Gefühl diesmal leicht zu unterdrücken. Es galt ja auch, einer Frau, die viel für uns getan hat (sie nimmt uns zum Beispiel zu Hause permanent das Singen ab), Respekt zu erweisen.
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Die Maßnahme, das elterliche Energielevel zum Ausklang des Wochenendes noch mal hochzufahren, sorgte dann auch bei erwachsenen Freilich-Sitzenbleibern – damit alle Kinder Simone Sommerland auf der Bühne nach Möglichkeit sehen konnten – für ausreichend Enthusiasmus für vergnügliche 75 Minuten. Es machte auch den Eltern Riesenspaß, jedenfalls beinah. Uneingeschränkt galt das für das eigentliche Publikum, die unbedingt Unterhaltungs-bereite Kleinkind-Fraktion. Popcorn-, Brezel-, Colaeis- und Pizza-Inferno in Winterhude: Tausende Kinder vom Säuglingsalter bis geschätzt sieben oder acht feierten hart zu Sommerlands Kinderzimmerhits ab. Was in dem Fall heißt, dass begeistert der Frau, die man sonst nur vom Tablet kennt, entgegengeklatscht wurde.
Simone Sommerland in Hamburg: Rock‘n‘Roll für Windelträger
„Hab ’ne Tante aus Marokko“ und „Meine Finger, meine Finger“, das ist purer Rock‘n‘Roll für Windelträger. Die Front Row eskalierte in der Sporthalle, wo unlängst noch Kettcar vor wirklich ururalten Leuten auftraten und Bosse am kommende Freitag exakt dasselbe tun wird, besonders beherzt: Da wurde so heftig mitgetanzt und -gehüpft, dass Simone Sommerland (bürgerlich: Simone Stiers) wohl gar nicht anders konnte, als einige Kinder als tanzende Sidekicks wie in ihren mehr als eine Milliarde Mal aufgerufenen YouTube-Clips auf die Bühne zu holen.
Die 47-Jährige ist, gemeinsam mit ihrem Mann Karsten Glück, seit fast anderthalb Jahrzehnten mit Spiel- und Bewegungsliedern für Kinder hochpräsent im Kiddie-Business. Seit 2023 tourt sie durch die Lande, die Hallen sind immer voll. In Hamburg waren insgesamt 4500 da, Erziehungsberechtigte eingerechnet. Ob sie jene Menge zu „Eichhörnchen“-Rufen antrieb (ein Kostüm-Nager hatte mehrere Einsätze in Sommerlands straffem Programm) oder zum Hüpfen, Stampfen, Singen und Klatschen, der Erfolg war ihr gewiss.
Monsterhit „Aramsamsam“: Simone Sommerland schenkte den Kleinen, wonach sie gierten
Der Monsterhit „Aramsamsan“, für alle Eltern mit Zwergen gleichermaßen Erbauungs- und Foltersong, wurde recht früh gegeben; damit unter Umständen skeptische Gäste bei ihrem allerersten Konzert gleich in Stimmung kamen und in jedem Fall Sommerland-Ultras das bekamen, wonach sie gierten. Erwachsene Hände scheuten die Mitmach-Bewegungen übrigens nicht. Konnte ja nicht schaden, dem Nachwuchs mit gutem Beispiel voranzugehen, wobei das in den allermeisten Fällen gar nicht nötig war.
Am Ende war das – in diesem Jahr in Hamburg – Groß-Konzert mit den kleinsten Gästen der Megahit für wahrscheinlich alle Beteiligten. Es war vitaler als alles in der Elbphilharmonie, niedlicher als in der Barclays Arena (obwohl die dieses Jahr noch etwas vorhat), energiegeladener als Docks, Große Freiheit und so weiter. Ein Fest für 4500 kleine und große Menschen, die Popcorn-Krümel statt Bierlachen hinterließen. Und abends garantiert alle todmüde ins Bett fielen.