Hamburg. Grandios alberne Mockumentary der „Discounter“-Macher bietet superkrasse Typen aus Hamburg, die den Frauenfreund in sich entfesseln müssen.
- „Players of Ibiza“ startet am 10. Mai 2024 in der ARD-Mediathek
- Die Serie der Macher von „Die Discounter“ ist grandios albern
- Die Botschaft der Mockumentary: Feminismus ist wichtig, Maus
Ringen müssen sie dann schon. Obwohl Kampf doch eindeutig männlich konnotiert ist. Aber wenn man soft ringt, dann wringt man die Männlichkeit doch aus, oder? Sie sollen es ja so oder so erst mal nicht merken, die potenten Superjungs aus Hamburg, die „Player of Ibiza“ werden wollen. Dass sie hier nicht auf einer Baleareninsel mit Macho-Allüren, Suff- und Player-Skills um den Siegertitel des besten Pick-Up-Artists, Frauenhelden, Cool-Casanovas oder was auch immer konkurrieren und anschließend die „Queen“ daten dürfen. Sondern zum Feminismus bekehrt werden sollen.
Der ist das große Ding, das weiß der TV-Redakteur (Martin Brambach) beim Sender ganz genau. Also muss eine Feminismus-Edition her, wie er der aufstiegswilligen Regisseurin (Larissa Sirah Herden) des Proll-Reality-Formats eindringlich klarmacht: „Kennst du dich aus mit Feminismus? Weißt du, was das ist? Mäuschen, das ist eine ganz, ganz wichtige Sache. Weißt du, ich möchte der Frauenszene einfach ein bisschen helfen.“
ARD-Serie „Player of Ibiza“ zeigt eingebildete Trottel aus Hamburg, die sich für unschlagbar halten wollen
Ja, herrlich. Herrlich bekloppt. Ironisch-smarter Humor, der an der Gattung Mann – da geht das besonders gut – durchexerziert wird. Fünf „Player“, Treffpunkt Kellinghusenstraße: Eingebildete Trottel, die sich für unschlagbar halten (wollen) und im Reality-Show-Style einen auf Gewinner machen. Ein Schnösel aus Blankenese („Ein Player ist für mich jemand, der darauf achtet, dass die Frau auch kommt, auch wenn man schon selber gekommen ist“), der mit keiner Frau mehr als einmal schläft. Ein soziopathisch veranlagter Zocker aus dem Stamme der Incels und Sexualverlierer. Dazu ein sexistischer Rapper, ein Muckibuden-Pumper und ein verklemmter, pseudoreligiöser Möchtegern-Unternehmer: Fertig ist die Idioten-Laube.
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In fünf jeweils knapp 20-minütigen Folgen, die ab 10. Mai in der ARD-Mediathek abrufbar sind, gibt es nun nach Art einer Mockumentary den satirischen Beitrag zum Thema toxische Männlichkeit zu bewundern. Und zwar aus dem Hause Belton/Belton/Alexander; ein von genau den Hamburger Nachwuchsgenies jungfrech designtes Format also, die mit der Supermarkt-Comedy „Die Discounter“ einen schönen Hit landeten. Die Idee zu „Player of Ibiza“ stammt aus der Zeit, als „Die Discounter“ gerade erst entwickelt wurde. Die Umsetzung erfolgte nun als Koproduktion mit dem NDR und mit Unterstützung der MOIN Filmförderung – eine durch und durch Hamburger Unternehmung. Kann sie sich sehen lassen?
„Die Discounter“-Macher produzieren Serie über männliche Angst vor wahren Gefühlen
Ziemlich. Wenn man auf Stereo-Typen steht, die im Falle von „Player of Ibiza“ Abziehbilder jämmerlicher Maskulinität sind, einer männlichen Identität, die Angst vor wahren Gefühlen hat. Emil Belton spielt den Elbvororte-Hengst, Bruno Alexander den dopenden Muskelprotz. Alle Egos sind hier aufgeplustert, und nur Männer haben diese Form von Blähungen, hinter denen vor allem ein laues Lüftchen steckt.
Leider geht es für das Quintett nicht nach Ibiza, sondern nur nach Buchholz in der Nordheide. Dort sollen die von sich selbst überzeugten – der unfreiwillig ungeküsste Jeppe (Sammy Scheuritzel) ist dabei die wütend passiv-aggressive Form von Männlichkeit, die Verlierertum positiv umdeutet – vom Sexismus geheilt werden. Es gibt Challenges und Fortbildungen mit Männlichkeits-Coaches, Tanzlehrern und Pornoregisseurinnen. Reale Figuren wie die Rapperin Charisma halten dem viril voll verpeilten Cast den Spiegel vor, wie man so sagt. Der Hamburger Rap-Loser Marvin will dann künftig, sie lernen ja alle, beim Musikmachen seine verletzliche Seite zeigen.
„Player of Ibiza“ in der ARD: Rapperin Charisma zu Gast in Serie
Aber die komplette weltanschauliche Verstrahlung („Feminismus, das ist für mich wie Rassismus“, „Feminismus ist Männerhass“) muss nach dem Checken, dass hier im Niedersächsischen gar keine Ibiza-Queen auf sie wartet, dann doch erst mal vorgeführt werden. Entlarvend, recht so, ist die Drehbuch-Idee, wonach die Teilnehmer des Umerziehungscamps allein mit belastendem Bildmaterial zur Sexismus-Abkehr gezwungen werden können. Wer glaubt denn wirklich, dass ein paar Gaga-Challenges helfen, Fehlschaltungen in die richtigen Bahnen zu lenken?
„Player of Ibiza“ ist eine mit verhältnismäßig wenig Aufwand – Buchholz! – gedrehte Albernheit, die sich über Geschlechterbilder lustig macht, auch non-binäre. Das ist immer das Gegenteil von subtil und sophisticated, und es funktioniert alles so gut, weil es die Vorurteile über Verlierertypen bestätigt, die so gerne Gewinner wären. Natürlich kann „Player of Ibiza“ die Frage nicht beantworten, ob es jenseits ironischer Comedy tatsächlich Mainstream-Formate geben könnte, die Geschlechter-gerechten Mehrwert haben. Man guckt sich wahrscheinlich lieber ungescheite Männer an als gescheite Frauen. Weil‘s komischer ist.
„Player of Ibiza“ ist ab 10. Mai in der ARD-Mediathek abrufbar.