Hamburg. Hamburger Indie-Künstler von Tapete Records veröffentlichen als Keks & Kumpels gleich zwei Alben für die Lütten.

Wer einige Monate lang durch die Aramsamsam-Hölle gegangen ist, gerädert von den Rädern vom Bus, belauert von Wanzen auf der Mauer, verfolgt von fünf kleinen Fischen und durch den Wald rasenden Affen, der weiß: Kinder sind toll! Musik ist toll! Kindermusik ist auch toll. Nicht immer, aber besonders Erwachsene sind unglaublich dankbar für jedes Kinderlied, das einen nicht in den eigenen kurzen Schlaf verfolgt. Guliguli, guliguli, ramsamsam!

Zum Glück ist in den vergangenen Jahren eine Menge Musik erschienen, um Jung und Alt Abwechslung von stundenlangen Simone-Sommerland-Playlisten und Giraffenaffentheatern zu verschaffen. Die „Unter meinem Bett“-Reihe mit Songs von vielen großen und kleinen Indie- und Pop-Stars gehört mittlerweile ebenso zum Kanon wie der witzige Hip-Hop von Deine Freunde. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Sängerinnen, Songschreiber und Musiker der erwachsenen Popszene eigene Kinder haben. Klingt jedenfalls gut.

Neu im Kinderzimmer sind jetzt zwei Alben der Band „Keks & Kumpels“, die aus in Hamburg wohlbekannten Künstlern, Musikern, Textern und Arrangeuren aus dem Indie-Pop-Haus Tapete Records besteht: Mit dabei sind zum Beispiel Labelgründer Gunther Buskies und Ex-Superpunk-Sänger Carsten Friedrichs, die auch gemeinsam in der Band Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen spielen. Auf die Liga griff auch schon Hamburgs Pop-Paradiesvogel Andreas Dorau zurück, der ebenfalls zu den Freunden von Keks & Kumpels gehört. Zwanie Johnson, einst Tour-Schlagzeuger für Fettes Brot und Die Fantastischen Vier und mittlerweile anerkannter Solist und Indie-Folk-Sänger Henning von Hertel alias Herr D.K. machen auch mit.

Für Erwachsene interessanter sind die Eigenkompositionen, von denen einige wirklich Hitcharakter haben

Zeit und Spaß hatten Keks & Kumpels jedenfalls genug. Sie veröffentlichen zu ihrer Premiere gleich zwei Alben: „Hits für Kids zum Lachen“ und „Hits für Kids mit Tieren“. Auf jeder Platte finden sich jeweils 20 Lieder, zum einen viele bekannte Klassiker wie „Ein Loch ist im Eimer“, „Was müssen das für Bäume sein“, „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, „Mein Hut, der hat drei Ecken“, „Der Kuckuck und der Esel“ oder „Old McDonald hat ’ne Farm“, aber auch viele Eigenkompositionen. Das instrumental unaufdringliche Klangspektrum reicht dabei von Americana und Rock ’n’ Roll bis zu Pop und NDW, begleitet von den Stimmen der teilnehmenden Musiker und Kinder.

Für Erwachsene interessanter sind natürlich die Eigenkompositionen, von denen einige wirklich Hitcharakter haben. „Wumpe, egal, schnurz“ pumpt den prägnanten E-Bass bis zu den Nachbarn, und das bereits 2017 von der Liga der gewöhnlichen Gentlemen und Andreas Dorau veröffentlichte „Eine Cola soll es sein“ hört man gern noch mal, noch mal. Für „Kacka (auf der Kirchturmspitze)“ hingegen müssen Keks & Kumpels zwei Minuten in die Strafecke. Aber am Ende muss es ja den Kleinen gefallen.

Den Vorspieltest bei der vier Jahre alten Tochter des Rezensenten haben Keks & Kumpels allerdings noch nicht bestanden. Aber es ist auch schwer, gegen die Spice Girls anzukommen. Vielleicht fehlt es Keks & Kumpels bislang noch an etwas Girl Power?