Hamburg. Unterstützer überzeugen sich bei einer Gala von den Früchten, die ihr Engagement trägt – und zücken direkt erneut das Portemonnaie.
Das einzig wenig Überraschende am Montagabend im Hansa-Theater war, dass der Abend als große Überraschung über die Bühne ging. Schon zum zwölften Mal hatte die Hamburgische Kulturstiftung ihre Spenderinnen und Spender zum Gala-Abend geladen. Das ausgemachte Ziel: den Unterstützenden zu zeigen, welche Früchte ihr Engagement trägt – und zwar mit einem wilden Ritt durch die jüngst geförderten Projekte.
192 Projekte aller Sparten hat die Kulturstiftung im vergangenen Jahr unterstützt. 1,35 Millionen Euro sind dafür geflossen, freut sich Gesa Engelschall, geschäftsführender Vorstand. Hätte die Stiftung im Hansa-Theater jedes bezuschusste Projekt für zehn Minuten vorgestellt, wäre der Gala-Abend ein 32-stündiger Kultur-Marathon gewesen. Es musste also eine kleine Auswahl sein, die das breite Förderspektrum dennoch deutlich macht.
Gala im Hansa-Theater: Einen bunten Strauß Kultur, bitte
Da darf der bassstarke Beatbox-Auftritt auch zwischen ukrainischem Folklore-Gesang und einem Kammermusik-Duo programmiert sein. Kultur beginnt schließlich oft erst dort, wo vermeintliche Grenzen überwunden werden. Nicht umsonst hat die Stiftung den Hilfsfonds „Art Connects“ und die Initiative „Freiräume!“ ins Leben gerufen, die sich speziell an schutzsuchende Kulturschaffende aus der Ukraine beziehungsweise Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung richten.
Und so führte Conférencieuse Theresita Lieben-Seutter österreichisch-charmant durch ein Projekt-Potpourri meist junger und vielfach migrantischer Kunst- und Kulturschaffender: Schreibprojekte wie „Fantastische Teens“ und der „Young Writers Club“ stellten sich vor, die Stadtteilschule am Hafen präsentierte Stücke aus ihrem Musical „Fight Club“, ein Duo des Kammerorchesters „ensemble reflektor“ musizierte auf Bratsche und Cello. Einmalig auch das Projekt „Gitarre Billstedt“, dank dem Neulinge am Instrument zu stolzen Ensemblemitgliedern werden.
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Hamburgische Kulturstiftung nimmt im Hansa-Theater 30.000 Euro ein
Den Abend abrunden durfte eine junge Künstlerin, die kaum noch als Newcomerin gefeiert werden kann. Wenn Anna Bartling, amtierende Poetry-Slam-Stadtmeisterin, erzählt und schwärmt und kokettiert, klebt der Saal an ihren Lippen. Reflektiert und mit sorgsamst gewählten Worten reinterpretierte die 26-Jährige erst den Eurydike-Mythos und wagte anschließend eine ehrfürchtige Hommage an das unvermeidliche Altern.
Beeindrucktes Publikum, rauschender Applaus, gezücktes Portemonnaie. Rund 30.000 Euro spendeten die 180 geladenen Gäste noch am selben Abend, damit die Kulturstiftung sowie die Nachwuchsförderung des St. Pauli Theaters, das auch das Hansa-Theater betreibt, ihr Engagement fortsetzen können. Denn als Stiftung mit nur geringem Kapital muss die Hamburgische Kulturstiftung ihre Fördermittel jährlich neu akquirieren, unter anderem durch Benefizveranstaltungen wie die Überraschungsgala.