Hamburg. Die Hamburgische Kulturstiftung versteigerte exklusive Kulturerlebnisse. Warum ein Abend mit Kabarettist Alfons am meisten brachte.

In den Großen Festsaal des Hamburger Rathauses kommt man und frau nicht einfach so herein. Doch wenn sich eine Schlange vor dem Bürgermeistersaal bildet und dort Gesa Engelschall als geschäftsführender Vorstand die Gäste begrüßt, dann ist es Zeit für das alljährliche Stiftermahl der Hamburgischen Kulturstiftung. Die tut seit 35 Jahren viel Gutes in der Hansestadt, insbesondere für den Kulturnachwuchs und speziell in den vergangenen drei Corona-Jahren für sogenannte Soloselbstständige. Allein 2022 unterstützte die Kulturstiftung 155 Projekte mit 1,2 Millionen Euro.

330 spendenwillige Gäste, die vorab einen Verzehrkostenbeitrag entrichtet hatten, wollten am Dienstagabend bei der wichtigsten Benefizveranstaltung der privatrechtlichen Stiftung dabei sein. Dafür bekamen sie nicht nur Kultursenator Carsten Brosda als anregendes rhetorisches Amuse-Gueule („Mehr Zuversicht wagen“) vor dem eigentlichen Drei-Gänge-Menü serviert. Das am Ende mehr als fünfstündige Beisammensein bot – mit etwas zu langer Pause zwischen dem Hauptgang und dem wichtigen Nachschlag – ein durchaus vielschichtiges Unterhaltungsprogramm, von Kabarettist Alfons äußerst launig, gleichwohl charmant präsentiert.

Benefiz in Hamburg: Wenn Alfons beim Stiftermahl im Rathaus 20.000 Euro wert ist

Denn wer, wenn nicht der Franko-Hamburger und Bundesverdienstkreuzträger darf Gesa Engelschall als „die Merkel der Kultur“ ankündigen, in Anspielung darauf, dass sie wie die Altbundeskanzlerin inzwischen 16 Jahre als Chefin amtiert. Oder nach Brosdas Rede für „Monsieur le Senateur“ noch mal Beifall hervorkitzeln und im Großen Festsaal laut „Zugabe, Zugabe!“ rufen.

Diese hätte auch Multi-Perkussionist Alexej Gerassimez als letzter der drei überzeugenden musikalischen Acts geben können: Er hatte mit seinen begeisternden Kompositionen „Asventuras“ nur auf der Snare-Drum und „Enni“ (Marimba) die Akustik des prunkvollen Saals voll ausgekostet. Doch es sollte ja noch den besonderen Nachschlag geben: die Versteigerung von „Kulturerlebnissen, die man nicht kaufen kann“, wie es die Kulturstiftung nennt und für ihre potenten Unterstützer arrangiert hat.

Dinner auf der Bühne des St. Pauli Theaters bringt 14.000 Euro

Spät, indes nicht zu spät, schlug die Stunde von Eva-Maria Uebach-Kendzia. Die Hamburger Auktionatorin, wie Alfons zum dritten Mal ohne Gage für die Kulturstiftung am Start, holte die Anwesenden mit viel Kunstsachverstand aus der – mit Verlaub – Saturiertheit. Sie gewann dem Auktionsmotto „Gebote unter Freunden“ neue positive Seiten ab. Ein Besuch des Konzerts (inklusive Probe und Umtrunk) von Allround-Perkussionist Gerassimez für sechs Personen im April in der Elbphilharmonie etwa brachte 6500 Euro.

Benefiz in Hamburg: Breakdance-Workshop, Biennale-Führung und Alfons fürs Heim

Längst nicht das Ende der Fahnenstange. Ein Breakdance-Workshop mit dem Künstler Stok La Rock war einem Bieter 8500 Euro wert, das schon als „Klassiker“ geltende Dinner auf der Bühne des St. Pauli Theaters (mit Intendant Ulrich Waller und Gesa Engelschall) brachte 14.000 Euro, und eine Führung für acht Personen auf der Biennale 2024 in Venedig mit der im Rathaus anwesenden Çağla Ilk (Kuratorin des deutschen Pavillons) war einer Kunstfreundin 16.000 Euro wert.

Als elftes und letztes „Los“ stand schließlich ein Hausabend mit Alfons auf der Liste. Und man höre und staune: Auktionatorin Uebach-Kendzia trieb den Preis für den Künstler („Versteigere mich!“) noch mal richtig in die Höhe. Das Hämmerchen fiel bei 20.000 Euro. Ein Hamburger Bieter, der eigentlich zugesagt hatte, aber kurzfristig passen musste und am Telefon mitbot, bekommt vom postmodernen Clown der Kleinkunst nun seine Privatvorstellung.

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111.000 Euro kamen bei der Auktion zusammen, dazu gab es rund 154.000 Euro an Spenden, teilte die Hamburgische Kulturstiftung am Mittwoch mit. Das Stiftermahl 2023, das 1993 noch als kleine Veranstaltung mit nur 30 Personen im Gästehaus des Senats ins Leben gerufen worden war, hat mit insgesamt rund 265.000 Euro noch mal 25.000 Euro mehr erbracht als im Vorjahr. Und die Lichter im Rathaus strahlten von draußen auch nach Mitternacht noch hell.