Hamburg. Dafür verschwindet ein altes Festival – oder jedenfalls: dessen Name. Was neu ist, was besser wird und was etwas unglücklich ist.
Es gibt ein neues Theaterfestival in Hamburg! Na ja, nicht wirklich: Das seit seiner Gründung 2015 als Schaufenster der freien Szene etablierte „Hauptsache frei“ bekommt satzungsgemäß alle drei Jahre eine neue künstlerische Leitung, die natürlich auch die inhaltliche Ausrichtung des Festivals anpasst. Und Ksenia Ravvina und Alexandar Hadjiev, die dieses Jahr erstmals das Programm verantworten, haben programmatisch schon mal den Titel geändert. Also: Vom 5. bis 9. Juni findet das „Fringify – Independent Arts Festival“ statt, dafür gibt es „Hauptsache frei“ erst mal nicht mehr.
Der neue Titel soll als inhaltliches Statement verstanden werden: „Fringe“ ist in der englischsprachigen Theaterszene ein fester Begriff, der sich auf Randbereiche und Grenzüberschreitungen bezieht. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die neue Leitung die schon bei den vergangenen Festivalausgaben spürbare Tendenz zu interdisziplinären Arbeiten ausbauen wird. Und: „Fringify“ klingt, als ob man sich internationaler aufstellen möchte. Was nachvollziehbar ist – die Umgangssprache in den Freien Darstellenden Künsten ist zweifellos Englisch, das deutschsprachige „Hauptsache frei“ passte da immer weniger.
Neues Theaterfestival soll in Hamburg sichtbarer werden
Dass erstmals auch ein internationales Leitungsteam an der Spitze des Festivals steht – Ravvina kommt aus dem russischen St. Petersburg, Hadjiev aus dem bulgarischen Sofia – ist da nur folgerichtig. Allerdings sorgt der Wechsel ins Englische auch dafür, dass sich ein an „Hauptsache frei“ gewohntes Publikum erst mal ausgeschlossen fühlen wird. Die vorherige Leitung um Jens Dietrich und Christine Grosche hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Zugangshürden abzubauen, Ravvina und Hadjiev bauen als Erstes welche auf.
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Klingt sympathisch und solidarisch, und Pressesprecherin Julia Kulla betont, dass es hier in erster Linie um Zusammenarbeit geht: „Wir verstärken uns und verstehen uns nicht als Konkurrenz!“ Wobei das theaterbegeisterte Publikum das so positiv nicht einschätzen dürfte – Live Art Festival und Altonale finden zeitgleich mit „Fringify“ statt, ebenso das eine ganz ähnliche Zielgruppe anpeilende Körber Studio Junge Regie im Thalia Gaußstraße.
Fringify 5. bis 9. Juni, Infos unter hauptsachefrei.de