Hamburg. Das hochkarätige Programm des 16. Hamburger Theater Festivals verspricht einige Höhepunkte. Am Montag startet der Vorverkauf.
Am kommenden Montag wird die Website des Hamburger Theater Festivals wohl unter dem Ansturm der Ticket-Sucher zusammenbrechen. Um zwölf Uhr beginnt der Vorverkauf für die kommende 16. Ausgabe des Festivals.
Und unter den acht Produktionen dürfte sich – mindestens – ein heiß begehrter Renner finden: Thomas Ostermeiers Inszenierung von Shakespeares „Richard III.“ von der Schaubühne Berlin mit Lars Eidinger in der Titelrolle. Dieser ist unter anderem auch dem Fernsehpublikum bekannt als Serienmörder Kai Korthals im Kieler „Tatort“.
Lars Eidinger: Beliebter „Tatort“-Bösewicht kommt im Sommer zum Theater Festival Hamburg
Die Produktion feierte bereits 2015 Premiere, ist aber in Berlin nach wie vor ein stets ausverkaufter Hit im Spielplan. Am 19. Juni (20 Uhr) und 20. Juni (18.30 Uhr) gastiert sie im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.
Das Stück bildet das Glanzlicht eines insgesamt starken Festivalprogramms, das Festivalchef Nikolaus Besch unter 51 besuchten Vorstellungen aus der deutschsprachigen Theaterszene ausgewählt hat. Unter ihnen finden sich Hochkaräter und starke Themen: Kapitalismuskritik, feministische Perspektiven und die Debatte um das Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland.
Zum Auftakt „Gefährliche Liebschaften“ mit Caroline Peters und Martin Wuttke
Im vergangenen Jahr gab es einen kleinen Berlin-Schwerpunkt, auch diesmal sind drei Inszenierungen aus Berlin dabei. Zum Auftakt gibt es eine Koproduktion des Festivals mit dem Burgtheater Wien unter seinem künftigen Leiter Stefan Bachmann. Die Schauspiel-Stars Caroline Peters und Martin Wuttke stehen in einer Adaption des Briefromans „Gefährliche Liebschaften“ (25./26. Mai, jew. 20 Uhr, St. Pauli Theater) von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos auf der Bühne. Anders als beim Format der „Leseproben“ vergangener Jahrgänge soll diesmal Regisseur Jan Bosse für eine Ästhetik zwischen Lesung und Inszenierung sorgen.
Die szenische Lesung „Fremd“ (1./2.6., jew. 20 Uhr, St. Pauli Theater) nach dem autobiografischen Text von Michel Friedman in der Regie von Max Lindemann war ein Überraschungserfolg am Berliner Ensemble. Film- und TV-Star Sibel Kekilli spricht in ihrem Theaterdebüt den Text, in dem der jüdische, deutsch-französische Publizist, Jurist und Philosoph vom Gefühl der Fremdheit in seiner Jugend erzählt.
In hochkarätigen Inszenierungen: Ulrich Matthes, Joachim Meyerhoff und Sibel Kekilli
Neben diesen Lese-Formaten bietet das Festival aber auch die große, opulente Form. Zum Beispiel mit Ulrich Rasches technisch aufwendigem Überwältigungstheater in „Agamemnon“ (5./6.6., jew. 19.30 Uhr, Schauspielhaus) von Aischylos, einer Koproduktion des Residenztheaters München mit dem Athens Epidaurus Festival.
Jette Steckel ist in Hamburg seit Langem durch ihre regelmäßigen Arbeiten am Thalia Theater bekannt. Ihre Inszenierung von Anton Tschechows „Die Vaterlosen“ (11.6., 19 Uhr, 12.6., 18.30 Uhr, Schauspielhaus) an den Münchner Kammerspielen erfreute Kritik und Publikum gleichermaßen und wurde mit einer Einladung zum diesjährigen Theatertreffen in Berlin geadelt. Darin gibt es ein Wiedersehen mit Joachim Meyerhoff, Wiebke Puls und Thomas Schmauser.
Ebenfalls durch seine regelmäßigen Thalia-Inszenierungen vertraut ist der Regisseur und Intendant des Schauspielhauses Bochum, Johan Simons. Seine dort entstandene Version von Shakespeares „Macbeth“ (17./18.6., jew. 19 Uhr, Thalia Theater) reduziert den Klassiker auf ein furios aufspielendes Darsteller-Trio aus Jens Harzer, Marina Galic und Stefan Hunstein. Sie verbinde das Elisabethanische Theater mit Samuel Becketts absurdem Theater, so Nikolaus Besch, und gewinne dem Klassiker tiefgründige, aber auch komische Seiten ab.
Publikumslieblinge Ulrich Matthes und Franziska Machens wieder mit von der Partie
Regisseurin Anne Lenk – ebenfalls aus dem Thalia-Spielplan bekannt und ab der Saison 2025/26 dort Oberspielleiterin – kommt mit einer weiteren frischen Klassiker-Adaption vom Deutschen Theater Berlin. Heinrich von Kleists böse Komödie über die Unverfrorenheit des Patriarchats „Der zerbrochene Krug“ (22./23.6., jew. 20 Uhr, Thalia Theater) folgt bei ihr mit einem Akzent auf der Figur der jungen Eve einer starken feministischen Lesart. Erneut sind darin die Publikumslieblinge Ulrich Matthes und Franziska Machens in einem starken Ensemble mit von der Partie
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Den Reigen der Gastspiele beschließt eine Inszenierung des designierten Intendanten des Wiener Burgtheaters, Stefan Bachmann. Er kommt mit einer Koproduktion des Schauspiels Köln und des Düsseldorfer Schauspielhauses im Gepäck. In „Johann Holtrop – Abriss der Gesellschaft“ (24.6., 19.30 Uhr, Kampnagel) von Rainald Goetz präsentiert Bachmann mit einem rein weiblichen Ensemble eine entlarvende Zustandsbeschreibung der Nullerjahre und der Abgründe des Wirtschaftsapparates in einer Mischung aus Performance, Schauspiel und Musik.
Theater Festival Hamburg: Gesamtetat beläuft sich auf 1,2 Millionen Euro
Diese Hochkaräter und die vielen klangvollen Namen braucht das Festival, denn es ist eine rein privat finanzierte Veranstaltung, getragen von der Stiftung Hamburger Theater Festival. Wobei stets zu bedenken ist, dass – abgesehen von der koproduzierten Eröffnung – die eingeladenen Arbeiten ihre Entstehung subventionierten Staats- und Stadttheatern verdanken. Der Gesamtetat des Festivals beläuft sich auf 1,2 Millionen Euro. Über 500.000 Euro konnte die Stiftung bereits einwerben.
Hinzu kommt ein finanzielles Polster aus dem vergangenen Jahr, das Nikolaus Besch nicht näher beziffern möchte. Der Rest soll, so die Hoffnung des Festivalchefs, durch den Kartenverkauf aufgebracht werden. Das sollte angesichts dieses exzellenten Programms und der neu entflammten Lust des Hamburger Publikums auf Theater mühelos gelingen.
Hamburger Theater Festival 25.5–24.6, diverse Hamburger Bühnen, Kartenvorverkauf ab Montag, dem 4.3., 12.00, unter hamburgertheaterfestival.de