Hamburg. Ein berühmter Fotograf, spanische Mythen und Flower-Power: Das Ausstellungshaus präsentiert im kommenden Jahr ein vielfältiges Programm
Das Jahr der Frauen, das Kathrin Baumstark im Bucerius Kunst Forum mit der Malerin Gabriele Münter und der Fotografin Lee Miller gefeiert hat, neigt sich dem Ende zu. Doch immerhin: Noch bis zum 28. Januar 2024 reichen die „Genialen Frauen“ hinein. Dann übernehmen die männlichen Künstler wieder das Ruder am Alten Wall.
Den Anfang macht Ignacio Zuloaga (1870–1945). Kaum ein Künstler hat das Bild Spaniens um 1900 mit seinen Bildern von Flamencotänzern, Stierkämpfern und einfachen Landarbeitern so geprägt wie er. Das Ausstellungshaus präsentiert ab 17. Februar „Mythos Spanien“ mit rund 90 seiner Arbeiten. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Kunsthalle München, wo die Ausstellung aktuell läuft.
2024: Das gibt es im Bucerius Kunst Forum zu sehen
Mit seinen Ansichten von Asketen und Büßern in weiten, kargen Landschaften, von Kleinwüchsigen, Bettlern und Hexen trat Zuloaga das Erbe berühmter Vorfahren wie El Greco oder Diego Velázquez an. Nichts weniger als die Bewahrung der spanischen Seele und Identität lag ihm am Herzen, in Zeiten, als sein Heimatland sich an der europäischen Moderne orientierte und die Industrialisierung voranschritt. Er thematisierte den Dualismus von Tradition und Moderne, die Besinnung auf das Eigene und die Öffnung gegenüber Europa – das Werk des Malers wirkt heute wieder sehr aktuell.
Ausstellungen 2024: Ein berühmter Fotograf, spanische Mythen, Flower-Power
Bei der Triennale der Photographie 2022 hatte das Bucerius Kunst Forum dem Hamburger Fotografen Herbert List eine große Retrospektive gewidmet. Sozusagen als Fortsetzung davon zeigt das Ausstellungshaus ab 15. Juni 2024 einen weiteren Pionier der Street Photography und einen der berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts: Henri Cartier-Bresson (1908–2004). Der französische Fotograf, Fotojournalist, Filmemacher und ausgebildete Maler wurde berühmt durch seine „Images à la sauvette“, Bilder im Vorübergehen; so lautet auch der Titel eines im Jahr 1952 veröffentlichten Fotobandes. 1947 gründete er zusammen mit Robert Capa, David „Chim“ Seymour, George Rodger und William Vandivert die unabhängige Foto- und Fotografenagentur Magnum Photos.
„Ein Foto zu machen heißt, gleichzeitig und im Bruchteil einer Sekunde sowohl die Tatsache selbst als auch die strenge Organisation der visuell wahrgenommenen Formen zu erkennen, die ihm Bedeutung geben“, so ein bekanntes Zitat des Künstlers. Mit instinktivem Gespür, im entscheidenden Moment auf den Auslöser zu drücken, hielt er spontane Begegnungen und Alltagssituationen fest, um aus ihnen zeitlose Kompositionen zu schaffen. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien prägten den Stil eines ganzen Jahrhunderts. Er war ein Meister im Spiel mit Licht und Schatten und experimentierte mit ungewöhnlichen Perspektiven. Man denke an den Mann, der am Gare St. Lazare tänzerisch über eine Pfütze springt, oder die Aufsicht der wogenden Kleider beim „Queen Charlotte‘s Ball“. Auch politisch bewegende Momente dokumentierte Cartier-Bresson mit seiner Kamera, so etwa die Verkündung von Gandhis Tod durch den indischen Premierminister Nehru in Neu-Delhi 1948 oder eine Demonstration pro Fidel Castro in New York 1960.
Erste deutsche Retrospektive von Henri Cartier-Bresson seit 20 Jahren
Das Bucerius Kunst Forum widmet Henri Cartier-Bresson die erste große Retrospektive in Deutschland seit 20 Jahren. Neben den frühen, surrealistisch geprägten Aufnahmen, die sehr durch Man Ray inspiriert wurden, werden auch Filmarbeiten, ausgewählte Fotoreportagen und Porträts berühmter Künstlerinnen und Künstler, Schriftstellerinnen und Schriftsteller gezeigt. In seinem Spätwerk befasste sich der Fotograf verstärkt mit dem menschlichen Alltagsverhalten. Auch diese Bilder werden Teil der Ausstellung „Watch! Watch! Watch!“ sein.
Mit der Malerin Rachel Ruysch präsentiert das Bucerius Kunst Forum im Rahmen der „Geniale Frauen“-Schau derzeit schon eine Meisterin der Blumen-Stillleben. Und auch das Phoxxi zeigt mit der Ausstellung „Works“ der Berliner Künstlerin Kathrin Linkersdorf, wie sehr uns Flora und Fauna in ihren Bann ziehen können. Außerdem wird Blumen eine große Symbolkraft zugeschrieben: in der Mythologie, Religion, Kunst oder Politik. Waren sie in den vergangenen Jahrhunderten begehrte Statussymbole, werden Blumen heute als Massenware auf der ganzen Welt gehandelt.
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Aktuell rücken Pflanzen als zerbrechlicher wie überlebenswichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme wieder verstärkt in den Blick. Die Ausstellung „Flowers Forever“, ebenso wie Ignacio Zuloaga eine Zusammenarbeit mit der Kunsthalle München, verspricht einen „faszinierenden, aufwendig inszenierten Rundgang durch die Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute“ mit Objekten aus Kunst, Design und Naturwissenschaft. Sie wird am 12. Oktober starten und somit die letzte Schau des Jahres 2024 sein.