Hamburg. Brandstiftung in Kabelschächten sorgte für Zugausfälle und Sperrungen. Ist die Deutsche Bahn in Hamburg gegen Angriffe gewappnet?

Ist das der richtige Weg, um gegen Terroranschläge vorzugehen? Nach den Anschlägen auf Strecken der Deutschen Bahn in Hamburg, die zu erheblichen Beeinträchtigungen beim Güter- und Personenverkehr und bei der Verbindung nach Berlin geführt haben, hat Innenministerin Nancy Faeser (SPD) mehr Videoüberwachung gefordert.

Sie sagte der „Bild am Sonntag“, es sei klar, dass die Infrastruktur der Bahn, also Gleise, Kabel sowie Oberleitungen und digitale Netze, besser geschützt werden müssten. „Daher verstärken wir die Videoüberwachung: Bis nächstes Jahr erhöhen wir die Zahl der Kameras an Bahnanlagen von 9000 auf 11.000“, sagte Faeser.

Was hätte eine Videoüberwachung an der Stelle gebracht, an der mutmaßlich Täter aus dem linksextremen Spektrum einen Kabelschacht in der Nacht zum Freitag in Brand setzten? Ein Tatort lag an der Güterumgehungsbahn an der Straße Deelwisch (Lokstedt) unmittelbar an einer Kleingartenanlage am Niendorfer Gehege – mitten im Grünen. Hier fahren selten Streifenwagen der Polizei vor. In dem Bekennerschreiben auf der linken Plattform „Indymedia“ hieß es, man habe „Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur“ sabotiert.

Anschlag in Hamburg: Kabelschacht der Bahn in Brand gesetzt

Die Täter beschrieben ihr Vorgehen so: „Wir wählten dafür mehrere neuralgische Punkte des Güterverkehrs und haben uns in diesem Fall dazu entschieden, uns auf Streckenabschnitte zu beschränken, die nicht für den Personenverkehr genutzt werden. Einige Liter Benzin in den Kabelschächten an den Schienen sollten zu möglichst langfristigen Ausfällen oder Einschränkungen beim Transport von zum Beispiel im Zuge neokolonialer Ausbeutung und erdzerstörendem Extraktivismus beschafften Rohstoffen führen.“

Auch wenn die Bahn am Sonntag erklärte, der Verkehr zwischen Hamburg und Berlin habe sich normalisiert, und an den Hauptbahnhöfen habe sich die Lage ebenfalls entspannt, bleiben Zweifel, ob die Bahn gegen solche Anschläge ausreichend gewappnet ist.

Im Oktober 2022 hatten Unbekannte sehr gezielt Glasfaserkabel zerstört, die für die Kommunikation zwischen Lokführern und Leitstellen notwendig sind. Der gesamte Verkehr in Norddeutschland war betroffen. Im Ruhrgebiet kam es im Dezember 2022 zu weiteren Sabotage-Aktionen, als Unbekannte offenbar sogar in ein Stellwerk in Essen eindrangen. Hier wurde bereits gezielt der Güterverkehr lahmgelegt.

Brandanschläge: Deutsche Bahn in Hamburg schlecht geschützt?

In Hamburg machte nun der Verein Prellbock-Altona darauf aufmerksam, dass es bei solchen gewaltsamen Eingriffen keine „Reservestruktur“ gebe, auf die die Bahn zurückgreifen könne. Der Verein, der sich ursprünglich gegen die Verlegung des Bahnhofs Altona nach Diebsteich wandte, kritisierte am Sonntag in einer Mitteilung, dass es keinen schnellen Ersatz gebe, wenn sicherheitsrelevante Anlagen der Bahn attackiert würden. Zudem fehlten Umleitungsstrecken bei einem Ausfall wichtiger Routen.

Prellbock-Sprecher Michael Jung erklärte, in Hamburg seien die „Schwachstellen des Bahnnetzes seit Jahren bekannt“. Die Engpässe wie an den Elbbrücken, am Hauptbahnhof, Dammtor und auf der Verbindungsbahn könnten sich bei einer Störung zu einem „Totalausfall des Bahnverkehrs in Hamburg“ auswachsen.

Darauf habe die Bahn keine Antwort. Die Initiative verurteilte die Anschläge ausdrücklich als terroristisch. Die Bahn müsse das Rückgrat der Verkehrswende sein. Solche Anschläge schwächten sie.

Prellbock-Altona: Störung kann zu Totalausfall der Bahn in Hamburg führen

Prellbock machte auf einen Ausfall der Notrufsysteme und den Brand eines Lkw an der Station Elbbrücken (S-Bahn und U-Bahn) aufmerksam. Beide Ereignisse hätten zu einer massiven Beeinträchtigung des Bahnverkehrs in Hamburg geführt.

„In der Industrie und der Energieversorgung gilt üblicherweise der Grundsatz, dass für alle sicherheitsrelevanten Funktionen Rückfallebenen verfügbar sein müssen.“ Das scheine bei der Bahn nicht der Fall zu sein.“

Für die Bahn-Initiative ist der neuerliche Störfall Anlass, auf die Forderung nach einer weiteren Schienen-Elbquerung im Westen Hamburgs hinzuweisen. Dadurch könnten auch die Elbbrücken entlastet werden. Jung erklärte: „Für Hamburg vordringlich ist die Veröffentlichung des seit mehr als acht Monaten überfälligen Gutachtens zur zweiten Eisenbahn-Elbquerung im Hamburger Westen.“ Sie müsse schnell umgesetzt werden, um den Hauptbahnhof zu entlasten und eine „Ausweichstelle“ im Falle einer Großstörung zu sein.