Hamburg. Wasserverbrauch steigt stark an. Bäche und Gräben laufen trocken. Kein ergiebiger Regen in Sicht. Feuerwehr warnt vor Grillen im Park.
Für strahlende Sonne und blauen Himmel muss man derzeit nicht in den Süden fliegen: Seit zwei Wochen zeigt sich Hamburg von seiner sonnigsten Seite. Doch die hohen Temperaturen können auch zur Gefahr werden – für Natur, Mensch und Tier.
„Wer im Oberlauf der Alster mit dem Paddelboot unterwegs ist, der kann durchaus auf Grund stoßen, denn dort ist der Wasserstand im Vergleich zu Phasen mit viel Wasser um 40 Zentimeter gesunken“, sagt Hamburgs Wetterexperte Frank Böttcher. Beispielsweise am Oberlauf der Alster konnte man schon in der vergangenen Woche beobachten, wie der Wasserstand sinke.
Wetter Hamburg: Gräben bereits trocken, kein Regen in Sicht
Sonne und Hitze lassen das Wasser verdunsten. Dadurch laufen Flüsse, Bäche und kleinere Gräben in Hamburg Gefahr auszutrocknen – vereinzelt sei das bei den Gräben auch schon der Fall. Wenn es nun in den kommenden sieben Tagen keine Niederschläge gebe, so Böttcher, könnten neben den kleinen Gräben, die bereits jetzt trocken lägen, auch wasserführende Bäche betroffen sein.
Regen ist aber voraussichtlich in den kommenden zehn bis 14 Tagen nicht in Sicht. Das erklärt der Diplom-Meteorologe Dominik Jung auf Abendblatt-Nachfrage. Zwar könne es immer mal wieder zu kleineren Schauern kommen, doch die Trockenheit wird anhalten, so Jungs Prognose.
Wasserverbrauch in Hamburg steigt drastisch an
Die hohen Temperaturen machen auch den Hamburger Wasserwerken zu schaffen. Zwar verringert die Hitze nicht unmittelbar die Trinkwassermenge und verschlechtert auch nicht deren Qualität, allerdings sei die Nachfrage massiv gestiegen, sagt Ole Braukmann, Sprecher des Hamburger Wasserversorgers. Im Vergleich zum Vormonat fragen die Bürger 40 Prozent mehr Trinkwasser nach, die gelieferte Menge ist von 300.000 auf 420.000 Kubikmeter angestiegen. Allein dieser Anstieg um 120.000 Kubikmeter entspricht in etwa der Versorgungsmenge einer Stadt wie Hannover.
Gefährdet sei die Versorgung noch lange nicht, beruhigt Braukmann. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sich die Trockenheit nicht direkt auf das Grundwasser auswirkt. Wichtig ist viel mehr der Winter. In der kalten Jahreszeit sollte es ausreichend regnen, damit sich die Reservoirs auffüllen. Und das war zuletzt der Fall.
Jan Delay gibt vor, wie man Wasser sparen kann
Hamburg Wasser appelliert aber an die Verbraucher, bewusst mit der Ressource Wasser umzugehen. Ob ein Aufstellpool also sein muss, solle sich jeder bewusst fragen. Auch die Umweltbehörde hat eine Kampagne gestartet, mit der die Hamburgerinnen und Hamburger zum Wassersparen angehalten werden sollen. Prominenter Pate ist Jan Delay. Drei Minuten und 39 Sekunden dauert sein Lied „Oh Jonny“ – die perfekte Dauer zum Duschen; beim Schlussakkord soll die Dusche enden.
Die gegenwärtige Hitze überrascht Wetterexperte Böttcher nicht, denn längere Trockenheits- und Hitzephasen treten in den vergangenen Jahren immer häufiger auf. Während die Temperatur im Zeitraum von 1961 bis 1990 noch an insgesamt 71 Tagen über 30 Grad kletterte, wurden diese Temperaturen in der Zeit von 1991 bis 2020 an insgesamt 174 Tagen erreicht. Die deutliche Zunahme der Hitzetage zeige, dass Deutschland in eine neue Klimazone rücke, meint der Wetterexperte. Er rechnet mit einer weiteren Verdopplung der Hitzetage in den kommenden 30 Jahren.
Feuerwehr Hamburg warnt vor Grillen im Park
In einer Untersuchung der Jahre 2018 und 2019 habe man in Hamburg insgesamt 89 Gewässer mit trockengefallenen Abschnitten identifiziert, so der stellvertretende Sprecher der Umweltbehörde, David Kappenberg. Die hohen Temperaturen führten außerdem zu einer Ausbreitung von massiven Blaualgenblüten, diese sind nicht nur für den Menschen schädlich, sondern reduzieren zugleich den Sauerstoffgehalt im Wasser – Fischsterben könnten die Folge sein.
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Um Maßnahmen gegen die Austrocknung ergreifen zu können, benötigt die Stadt umfangreiche Informationen über den Wasserstand. Daher hat die Hamburger Umweltbehörde vor Kurzem ein Meldeportal eingeführt. Unter „Trockener Bach“ können Bürger niedrige Wasserstände an die Behörde melden.
Wegen der erhöhten Waldbrandgefahr rief die Feuerwehr Hamburg dazu auf vorzubeugen. Unter anderem solle „im und am Wald und in Parkanlagen“ nicht gegrillt werden, sondern nur auf hierfür vorgesehenen Flächen. Allerdings gibt es in einigen Hamburger Bezirken gar keine ausgewiesenen Grillzonen.
Wetter Hamburg: Hitzeaktionsplan frühestens 2024 fertig
Einen Hitzeaktionsplan hat Hamburg noch nicht, wie die Sozialbehörde einräumt. In einem gemeinsamen Antrag hatten SPD- und Grünen-Fraktion den Senat Ende Mai aufgefordert, „die Entwicklung eines Hitzeaktionsplans weiter voranzutreiben“ und dazu „in Workshops auf eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit zu achten“.
Das Verfahren ist aufwendig. Der Plan werde frühestens Mitte 2024 fertig sein, so ein Behördensprecher. Bis dahin verweist die Behörde auf Hinweise im Internet, Merkblätter für Sozialeinrichtungen und eine „Hitzetelefon“ für Bürger, das unter 040115 erreichbar sein soll.