Das Umweltamt der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) macht vielen Hamburgern einen Strich durch die Rechnung. Die Party auf der Alster steigt vorerst nicht.
Hamburg. Viele Hamburger hatten darauf gehofft – nun ist klar: Es wird an diesem Wochenende kein Alstervergnügen geben. Wie das Abendblatt aus sicherer Quelle erfuhr, wird das Umweltamt der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) diese Entscheidung am Mittag bekannt geben.
Das Risiko ist nach Meinung der Fachleute zu groß. Es sei vor allem die Masse der Besucher, die zum Problem werden könnte. Bei einer Freigabe der Alster rechnet die BSU mit Hunderttausenden Besuchern auf dem Eis.
Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zur aktuellen Situation in den Krankenhäusern, auf den Straßen und im öffentlichen Nahverkehr.
Wie wird das Wetter?
Das Wetter kann dem Alstereisvergnügen einen Strich durch die Rechnung machen, denn es wird wärmer. Heute und Donnerstag sollen die Tiefsttemperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt liegen. Erst am Wochenende werden wieder zehn Minusgrade erwartet. "Trotzdem gehe ich davon aus, dass die Eisdicke 20 Zentimeter erreicht", sagt Meteorologe Michael Knobelsdorf vom Deutschen Wetterdienst.
Wie dick ist das Eis?
Die Umweltbehörde hat 17 bis 19 Zentimeter gemessen und "festes Eis mit sehr vielen Lufteinschlüssen" festgestellt.
Was wird abgesperrt?
Am Wochenende werden (auch ohne Eisvergnügen) Tausende auf dem Eis sein. Und die Behörde warnt nicht mehr so heftig wie in den vergangenen Tagen. Einzelne Bereiche sind jedoch abgesperrt, dazu gehört auch die Krugkoppelbrücke.
Wer darf Glühwein verkaufen?
Die Lizenzen für 150 Glühweinstände werden (wenn das Vergnügen erlaubt wird) nach dem Prinzip vergeben: Wer zuerst am Telefon durchkommt, hat Erfolg.
Wer darf aufs Eis?
Eissurfen und Eissegeln sind beim Vergnügen verboten; Schlittschuhlaufen, Joggen und Eishockey erlaubt. Autos und andere Fahrzeuge - auch "Gulaschkanonen" - sind verboten.
Wer haftet bei Unfällen?
Wer auf der Alster spaziert, tut dies immer auf eigenes Risiko. Das Betreten stellt einen "Gemeingebrauch" dar. Es bedarf keiner Erlaubnis oder Genehmigung. Die Behörde gibt das Betreten des Eises grundsätzlich nicht frei. Wer einbricht, hat die Rettungskosten zu zahlen.
Wie viel Unfallopfer gibt es?
Die glatten Straßen und Fußwege sorgen dafür, dass die Hamburger Krankenhäuser einen großen Ansturm erleben: "Die Unfallchirurgen in unserer Zentralen Notaufnahme behandeln momentan doppelt so viele Patienten wie gewöhnlich", sagt Christine Jähn, stellvertretende UKE-Sprecherin. So ähnlich sieht es auch in der Notaufnahme der Asklepios- Klinik St. Georg aus: "Seit 1997 wurden in unserer Notaufnahme nicht mehr so viele Patienten im Zusammenhang mit Glatteisunfällen behandelt wie in diesen Tagen. In den vergangenen zwei Wochen waren es rund 150 Fälle", sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. Auch ein kleiner Junge wurde gestern vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Der elfjährige war im Bereich der Kennedybrücke, dort wo es nie richtig zufriert, ins Alstereis eingebrochen, konnte sich selbst befreien und zog sich leichte Unterkühlungen zu. Unterdessen hat Ingrid Muth aus Idensen über ihren Anwalt eine Schadenersatzklage gegen den Bezirk Harburg eingereicht. Die 63-Jährige war bei Eisglätte auf dem Harburger Rathausplatz gestürzt und hatte sich unter anderem einen Bänderriss am linken Bein zugezogen.
Wie kommen Autos zurecht?
Die Helfer des ADAC leisten in diesen eiskalten Tagen Rekordarbeit. Zu rund 50 Prozent mehr Einsätzen als im vergangenen Jahr rufen Autofahrer in Hamburg und Schleswig-Holstein die "Gelben Engel": "Wir haben im Moment alles draußen, was Räder und Beine hat", sagte ein ADAC-Sprecher. Die meisten Autos blieben wegen defekter Batterien liegen. Unterdessen berichtet die Polizei von einen Anstieg der leichten Verkehrsunfälle auf den Straßen: "Dabei handelt es sich meist um Blechschäden, die vor allem in den glatten Nebenstraßen passieren", sagt Polizei-sprecher Ralf Meyer.
Profitiert der Nahverkehr?
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) geht im Gesamtbereich nach ersten Schätzungen von täglich bis zu 400 000 zusätzlichen Fahrgästen aus. Normalerweise hat der HVV an Werktagen 2,2 Millionen Fahrgäste.
Wie spare ich Heizkosten?
"Die Kälte lässt die Heizkosten explodieren. Wir empfehlen den Mietern lieber auf ein paar Grad zu verzichten und es sich mit einer Decke gemütlich zu machen", sagt Eckard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. Pahlke bringt auch noch ein Beispiel: "Wer seine Wohnung nur auf 21 anstatt 24 Grad aufheizt, spart rund 18 Prozent Heizkosten ein."
Schreiben Sie uns Ihre schönsten Erinnerungen zum Alstereisvergnügen. Sie erreichen uns unter www.abendblatt.de/alstereis