Der Spitzenkandidat der CDU verliert nach der Wahl seinen Posten im Rathaus - nach nur einem halben Jahr.
Hamburg. Christoph Ahlhaus von der CDU wird als Sechs-Monats-Bürgermeister in die Hamburger Geschichte eingehen. Denn der 41-Jährige und seine Partei verloren am Sonntag bei der Bürgerschaftswahl haushoch gegen die SPD und ihren Spitzenkandidaten, den früheren Bundesarbeitsminister Olaf Scholz. Diese Stunde sei schmerzlich für die Hamburger CDU, sagte ein gefasst wirkender Ahlhaus kurz nach der Prognose. Das Ergebnis sei eine herbe Niederlage und reiße seine Partei in eine Stunde der Ratlosigkeit. Und doch richtete der Unterlegene, der zu keinem Zeitpunkt des Wahlkampfs eine Chance zu haben schien, respektvolle Worte an seinen überragenden Konkurrenten: „Ich gratuliere der SPD und Olaf Scholz.“
Ahlhaus galt bereits im Vorfeld als krasser Außenseiter, lag in allen Umfragen weit hinter seinem Konkurrenten. Zwar wehrte er sich gegen den drohenden Machtverlust und kämpfte bis zur letzten Minute um sein Amt. Doch die erste von sieben Landtagswahlen in diesem Jahr endete mit einem Debakel für die Christdemokraten.
Dabei gilt Ahlhaus als zielstrebig und durchsetzungsstark. Der Mann, der Altkanzler Helmut Kohl (CDU) als sein Vorbild bezeichnet, wurde bereits in der Schule aufgrund seiner Statur „Kanzler“ genannt. Doch Ahlhaus hat das „Pech“, dass er sein Bürgermeisteramt von dem beliebten und schließlich amtsmüden Ole von Beust (CDU) geerbt hat und nach nur wenigen Monaten mit dem Koalitionsbruch konfrontiert wurde.
Am 28. August 1969 in Heidelberg geboren, absolvierte er nach der Schule eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte Rechtswissenschaften. 2001 kam er nach Hamburg und stieg in neun Jahren vom Landesgeschäftsführer bis an die Spitze des Rathauses auf - eine Karriere, die er selbst „nicht für möglich“ gehalten hat, wie er im neun Jahren vom Landesgeschäftsführer bis an die Spitze des Rathauses auf – eine Karriere, die er selbst „nicht für möglich“ gehalten hat, wie er im dapd-Interview kurz vor der Wahl gestand.
2004 organisierte er den Bürgerschaftswahlkampf der CDU mit der absoluten Mehrheit für Beust, mit dem er „sehr gut befreundet“ ist und den er nach wie vor als Ratgeber schätzt. 2008 wurde Ahlhaus Innensenator in der ersten schwarz-grünen Koalition auf Landesebene. Nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister am 25. August 2010 wurde der oft als „Hardliner“ beschriebene Ahlhaus zunehmend zu einem Problem für Schwarz-Grün.
Hinzu kommt, dass seine Heidelberger Herkunft vielen Hamburgern ein Dorn im Auge blieb. Doch sein größtes politisches Talent, aufgeschlossen auf Menschen zuzugehen, ließen ihn „in der schönsten Stadt der Welt“ Fuß fassen. Auch hat Ahlhaus gemeinsam mit seiner Frau Simone hart und selbstironisch an seinem Image gearbeitet. Dass die Grünen Ende November dennoch die Reißleine zogen, hat ihn „menschlich enttäuscht“.
Doch Ahlhaus' größtes Problem war, dass ihm der Rückhalt in der Bevölkerung fehlte. Wohl auch deshalb hatte er sich einen intensiven Wahlkampf auferlegt. Wochenmarktauftritte seien aber entspannend für ihn, weil er mit Menschen rede, erklärte der 41-Jährige, der gerne Rindsrouladen und Schmorgurken kocht und sich beim Klavierspielen erholt. Die größte Entspannung sei jedoch, wenn man nicht alles so bierernst nehme.
Seine Zukunft ließ Ahlhaus am Sonntagabend offen. Seine Partei werde den Wahlausgang in den kommenden Tagen intensiv analysieren, sagte der scheidende Bürgermeister.