Das Abendblatt bat Anja Hajduk (GAL), Dora Heyenn (Die Linke) und Katja Suding (FDP) zum Streitgespräch vor der Wahl in Hamburg am Sonntag.
Hamburg. Sicherlich ist es nur Zufall - oder vielleicht doch nicht ganz: Während die beiden großen Parteien mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) und Olaf Scholz (SPD) Männer auf Platz eins ihrer Landesliste gesetzt haben, schicken GAL, Linke und FDP Spitzenkandidatinnen ins Rennen. Das Abendblatt hat Anja Hajduk (GAL), Dora Heyenn (Linke) und Katja Suding (FDP) zu einem Dreier-Gipfel gebeten. Drei unterschiedliche politische Charaktere trafen in den Redaktionsräumen aufeinander.
Die Grüne Anja Hajduk ist die pragmatische Analytikerin und die Einzige des Trios, die über Regierungserfahrung verfügt. Die 46 Jahre alte Finanzexpertin, die seit 1995 Mitglied der Grünen ist, war von Mai 2008 bis November 2010 Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt. Die nüchtern-rationale GALierin zählt zu den Architektinnen des bundesweit bislang einzigen Bündnisses zwischen Union und Grünen auf Landesebene. Die Entscheidung der GAL, das schwarz-grüne Bündnis aufzukündigen, führte zu den vorgezogenen Neuwahlen von Bürgerschaft und Bezirksversammlungen. Rot-Grün - die von Hajduk bevorzugte Farbkombination für die Zeit nach dem 20. Februar - ist für Hajduk privat schon Realität: Die Diplom-Psychologin lebt mit der früheren Schulsenatorin Ute Pape (SPD) zusammen.
Die Linke Dora Heyenn ist eine emotionale Vollblutpolitikerin mit einer wechselvollen Parteiengeschichte. Von 1971 bis 1999 gehörte die 60 Jahre alte Biologie- und Chemielehrerin der SPD an und zählte 2005 zu den Gründungsmitgliedern der WASG, die später mit der PDS zur Linken fusionierte. Heyenn, die die Linke 2008 in die Bürgerschaft führte und Fraktionschefin wurde, ist bereits zum zweiten Mal Spitzenkandidatin. Die Zustimmung von 82 Prozent für ihre Wahl auf Listenplatz eins nannte Heyenn mit ironischem Unterton "fast schon unanständig" für ihre Partei. Heyenns Ehemann Günther, der vor zwei Jahren starb, war langjähriger schleswig-holsteinischer SPD-Bundestagsabgeordneter. Die Mutter dreier Kinder lebt jetzt allein in einem Reihenhaus in Rahlstedt.
Die Liberale Katja Suding ist die Newcomerin in der Runde. Für die 35 Jahre alte verheiratete Mutter zweier Jungen kommt die Entwicklung der vergangenen Wochen selbst wohl überraschend. Seit 2006 ist die PR- und Kommunikationsberaterin Mitglied der FDP. Anfang des Jahres wählte die notorisch zerstrittene Partei Suding zur Spitzenkandidatin - allerdings mit einem schwachen Ergebnis von nur 67 Prozent. Inzwischen sind die Plakate mit Sudings freundlichem Konterfei auf den Straßen unübersehbar.
Die FDP kämpft nach sieben Jahren der Abstinenz um den Wiedereinzug ins Parlament. Laut den letzten Umfragen vor der Bürgerschaftswahl haben sich die Liberalen von vier auf fünf Prozent verbessert. Auch die Linke, die 2008 mit 6,4 Prozent in die Bürgerschaft einzog, schwankt in Umfragen zwischen fünf und sechs Prozent. Die GAL hofft nach dem für die Partei enttäuschenden Abschneiden 2008 (9,6 Prozent) auf mehr Zustimmung. In Umfragen lagen die Grünen zuletzt bei 14 Prozent.
Die drei Spitzenkandidatinnen befragten Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Abendblatts, und die Landespolitik-Redakteure Hanna-Lotte Mikuteit, Rebecca Kresse und Peter Ulrich Meyer.