Parallel ist die Bank vor ihrem Ex-Vorstandsmitglied Frank Roth eingeknickt und will sich nun auf Vergleichsverhandlungen einlassen.
Hamburg. Die HSH Nordbank will erst am 15. Dezember über Einzelheiten der Trennung von Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher entscheiden. Auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung an dem Tag sollen „die Modalitäten und der Termin der Trennung von Herrn Nonnenmacher“ entschieden werden. Auch über einen Nachfolger wollen die Aufseher an dem Tag befinden. Ziel sei es, „eine geordnete Übergabe“ sicher zu stellen.
Die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein hatten HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper aufgefordert, die Trennung von Nonnenmacher herbeizuführen. Der Bankchef war bei den Ländern und Haupteignern Hamburg und Schleswig-Holstein wegen Hinweisen auf interne Spitzelsysteme in die Kritik geraten. Kopper gab am Donnerstag einen Zwischenbericht über die Nachfolgersuche ab. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Unterdessen ist die Bank vor ihrem ehemaligen Vorstandsmitglied Frank Roth eingeknickt und will sich nun auf Vergleichsverhandlungen mit dem Manager einlassen. Das hat der Aufsichtsrat nach Angaben des Unternehmens beschlossen.
Roth war im April 2009 fristlos entlassen worden. Als Grund wurde damals von der Bank der Verdacht geäußert, Roth habe geheime Unterlagen weitergegeben. Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft ergaben jedoch keinen Anhaltspunkt für diesen Verdacht.
Stattdessen entstand bei den Kieler Ermittlern der Eindruck, dass gegen Roth falsche Spuren gelegt wurden. So konnte er ohne Abfindung entlassen werden. Die Bank erklärte jetzt zur Begründung ihrer Kehrtwende: „Seinerzeit als Beweise angesehene Unterlagen stellen sich aus heutiger Sicht nicht als belastbar dar.“
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Neuer Streit: Nonnenmacher bleibt vorerst
Die Entscheidung des Aufsichtsrats der HSH Nordbank, Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher, heute noch nicht abzuberufen, stößt in der Politik auf Kritik und Unverständnis. "Das ist sehr undurchsichtig, wer hier welches Spiel treibt", sagte der SPD-Obmann im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) HSH Nordbank, Thomas Völsch. HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper tanze dem CDU-Minderheitssenat "auf der Nase herum", sagte Völsch.
Zuvor hatte die Finanzbehörde einen Abendblatt-Bericht bestätigt, wonach Nonnenmacher aus zwei Gründen vorerst bleiben soll: Erstens steht noch kein Nachfolger zur Verfügung, und zweitens läuft die rechtliche Prüfung, inwiefern dem Vorstandschef eine Pflichtverletzung nachzuweisen ist - etwa bei dem verlustreichen "Omega"-Geschäft. Zu dieser Prüfung ist Aufsichtsratschef Kopper verpflichtet, um Schaden von der Bank abzuwenden. Denn würde die HSH Nonnenmacher vor Abschluss der Untersuchung eine Abfindung zahlen - im Gespräch sind etwa vier Millionen Euro -, käme Kopper in Erklärungsnot. Nach Abendblatt-Informationen erörtert der Aufsichtsrat heute das weitere Vorgehen. Der neue HSH-Chef soll noch im Dezember präsentiert und der Führungswechsel im ersten Quartal vollzogen werden.
"Diese Wendung kommt für mich überraschend. Ich war bislang davon ausgegangen, dass die Trennung auf der morgigen Aufsichtsratssitzung erfolgt", sagte GAL-Fraktionschef Jens Kerstan, betonte aber auch: "Einen goldenen Handschlag mit Millionen-Abfindung auf Kosten der Bank und damit der Steuerzahler darf es nicht geben." Joachim Bischoff (Die Linke) kritisiert: "Die HSH Nordbank will offenkundig das derzeitige Machtvakuum bis zu den Neuwahlen in Hamburg ausnutzen."
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) sagte hingegen, er habe "nicht die geringsten Zweifel", dass Kopper den Auftrag der Länder umsetzen wird. Die HSH-Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein hatten Nonnenmachers Ablösung gefordert, weil wegen diverser Affären und mehrerer Ermittlungsverfahren das Vertrauen in den Vorstandschef aufgebraucht sei.
Der Aufsichtsrat erörtert heute auch die Personalie Frank Roth. Nachdem die HSH den Vorstand 2009 wegen angeblichen Geheimnisverrats gefeuert hatte, verzichtet sie nun auf weitere gerichtliche Schritte und strebt eine gütliche Einigung an. Das verwundert nicht, denn die Staatsanwaltschaft hatte alle Anzeigen gegen Roth als völlig unbegründet entlarvt und ermittelt gegen die HSH, ob sie ihrem Ex-Vorstand die Vorwürfe untergeschoben hat.