Die Kieler und Hamburger Landesregierungen sind sich über Nonnenmachers Entlassung einig. Aufsichtsratschef Kopper kann ihn nicht halten.
Dirk Jens Nonnenmacher wird wahrscheinlich schon an diesem Dienstag als Vorstandschef der HSH Nordbank abberufen. Wie WELT ONLINE aus unterrichteten Kreisen erfuhr, ist seine Entlassung nur noch eine Formsache. Am Dienstag tagen der Hamburger Senat und das Kieler Kabinett. Danach wollen die Landesregierungen, die zusammen gut 85 Prozent der angeschlagenen Landesbank besitzen, HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper auffordern, einen Nachfolger für Nonnenmacher zu suchen. Kopper hat kaum eine Möglichkeit, seinen Widerstand gegen eine Absetzung Nonnemachers aufrecht zu erhalten. Sollte er es dennoch tun, dann wollen beide Länder ihre Aktienmehrheit nutzen, um eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen.
Bislang hatte Kopper Nonnenmacher stets den Rücken gestärkt. Zuletzt hatte er jedoch Distanz erkennen lassen: Sollte er erfahren, dass Nonnenmacher etwas getan habe, das aktienrechtlich zu beanstanden wäre, werde er „sofort die Konsequenzen ziehen“, hatte Kopper jüngst gesagt. Am Montag wollte er sich nach Auskunft seines Büros nicht äußern. Die Landesregierungen dementierten lediglich, dass es bereits eine Festlegung gebe.
„Sicher ist jedenfalls, dass beide Kabinette in etwa gleichlautende Beschlüsse fassen werden“, sagte Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki am Montag mit Blick auf die heutigen Kabinettssitzungen in Kiel und Hamburg. Der Politiker bestätigte zudem, dass es am Sonntag ein Gespräch zwischen Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und Hamburgs Erstem Bürgermeister Christoph Ahlhaus (beide CDU) zur HSH Nordbank gegeben hat.
Seitdem im Spätsommer bekannt wurde, dass bei Entlassungen früherer Manager illegale Abhöraktionen und gefälschte Beweise eingesetzt wurden, steht Nonnenmacher nonstop in der Kritik. Schon früher war der Bankchef offen kritisiert worden. Die ersten Rücktrittsforderungen wurden laut, als Nonnenmacher im Frühsommer des Jahres 2008 eine Bleibeprämie von 2,9 Mio. Euro erhielt, obwohl zu dem Zeitpunkt bereits die Gehaltsgrenze von 500.000 Euro pro Jahr für alle Bankvorstände galt, die in der Krise vom SoFFin gerettet werden mussten. Dann wurde seine Beteiligung in umstrittenen Finanzgeschäften, die allein für einen Verlust von einer runden halben Milliarde Euro verantwortlich sind, in den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen in Hamburg und Kiel behandelt.
Aber lange konnten sich die Landesregierungen nicht darauf verständigen, den 47-Jährigen abzusetzen. In der Hansestadt führte nun eine Krise in der schwarz-grünen Regierung unter dem noch frischen Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) dazu, dass man sich doch einig wurde. Denn Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan hat den Fortbestand der Koalition an die Personalie Nonnenmacher geknüpft. Sprich: Nur wenn der HSH-Chef abgesetzt wird, werde die Zusammenarbeit fortgeführt. Vor einer Woche sollen die Koalitionäre deshalb beschlossen haben, Beweise gegen Nonnemacher zu sammeln, um ihn schnell loswerden zu können. Erst an diesem Dienstag wollte man dann das weitere Vorgehen beschließen.
Aber Grünen-Fraktionschef Kerstan hatte bereits am Wochenende im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ angekündigt, bei der heutigen Senatssitzung alles andere als eine Entlassung Nonnenmachers nicht akzeptieren zu wollen. Damit war die Katze aus dem Sack. Kerstan warf Nonnenmacher vor, dass versucht wurde, die Anteilseigner zu täuschen. Angeforderte Dokumente über die Zusammenarbeit der Bank mit einer privaten Sicherheitsagentur seien unvollständig gewesen. „Meines Wissens gibt es ein Dokument, das der Vorstandschef allein unterschrieben hat. Dieses wesentliche Dokument fehlt“, sagte Kerstan. „Stattdessen wurde uns ein anderes vorgelegt, das den Eindruck erwecken soll, die Papiere seien komplett übergeben worden.“
Nonnenmacher selbst hielt bis zuletzt die Stellung. Als er am Montag vor dem Kieler Untersuchungsausschuss auftrat, wies er erneut alle Vorwürfe zurück. Auf den angeblichen Entschluss zur seiner Abberufung angesprochen, sagte er, darüber sei ihm nichts bekannt.