Eine um ein Drittel kleinere Fläche und eine einfachere Glasfassade. Alexander Gérard schildert vor dem Untersuchungsausschuss die Anfänge.
Hamburg. Alexander Gérard bat um Entschuldigung. Wegen einer langwierigen Kehlkopfentzündung habe ihm sein Arzt geraten, seine Kommunikation auf die Worte "ja" und "nein" zu beschränken. Letztlich stand der Architekt und Erfinder des Projekts Elbphilharmonie dem Untersuchungsausschuss (PUA) Elbphilharmonie am Dienstagabend dann aber doch wortreich Rede und Antwort.
"Uns schwebte ein kargeres Projekt vor", machte der Zeuge in der fast dreistündigen Vernehmung deutlich. Mit einer um ein Drittel kleineren Fläche und einfacherer Glasfassade habe die Kalkulation für den Konzertsaal damals bei 90 Millionen Euro gelegen. "Das kann man aber nicht mit den Kosten für das heutige Gesamtprojekt Elbphilharmonie vergleichen, die die Stadt Hamburg zu tragen hat", so Gérard. Er hatte die Vision für den Kaispeicher A im Jahr 2001 angeschoben und in den folgenden zwei Jahren mit dem Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron und dem Bauinvestor Dieter Becken, der gestern ebenfalls als Zeuge geladen war, entwickelt - zunächst gegen eine "Antihaltung der Verwaltung".
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Im November 2004 übertrugen die Investoren die Rechte an dem Architektenvertrag an die Stadt Hamburg. Gérard bestätigte gestern erstmals, dass er und sein Partner Becken dafür drei Millionen Euro bekommen haben. Weitere Gespräche mit der Stadt habe es danach nicht mehr gegeben, so der Zeuge, der sich gestern sowohl zu dem "sportlichen Zeitplan" als auch zu den städtischen Kostenkalkulationen kritisch äußerte. Inzwischen werden die Kosten für die Elbphilharmonie auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt.
Wie es dazu kommen konnte und wie man aus den Fehlern für künftige Bauvorhaben lernen kann, wollen die elf PUA-Mitglieder klären. Zu Beginn der siebten Sitzung waren erste Ergebnisse einer Untersuchung zur Kostenentwicklung auf inzwischen 503 Millionen Euro vorgestellt worden. Dabei wurde deutlich, dass neben den Planungsänderungen auch Ungenauigkeiten bei der Kalkulation zu der Kostenexplosion geführt hatten. "Es ist zu befürchten, dass inzwischen weitere Mehrkosten aufgelaufen sind", so Gutachter Ulfert Martinsen.