Der ehemalige Koordinator des Bauprojekts sagte als erster Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss zur Kostenexplosion der Elbphilharmonie aus.

Hamburg. Der erste Zeuge im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss „Elbphilharmonie“ der Hamburgischen Bürgerschaft hat am Donnerstagabend ausgesagt. Der ehemalige Projektkoordinator der Realisierungsgesellschaft (ReGe), Hartmut Wegener, erklärte, wie es seiner Meinung nach zu der Kostensteigerung beim Bau der Elbphilharmonie gekommen war. Der 64-Jährige trat vor zwei Jahren wegen festgefahrener Verhandlungen mit dem Bauherren von diesem Amt zurück. Dazu hatte der damalige Bürgermeister Ole von Beust ihn aufgefordert.

Wegener betonte, dass seine harte Verhandlungsführung nicht zur einer Verkantung mit dem Bauunternehmen Hochtief geführt habe. Die Weiterführung des Baus zeige, dass mit harten Bandagen gekämpft werden müsse, sagte Wegener. Auch habe er die Kulturbehörde der Stadt immer zeitnah und angemessen über Kostenentwicklungen und Risiken informiert. „Ich fühle mich hier zum Sündenbock gestempelt“, sagte Wegener.

Immer wieder habe das Bauunternehmen Nachforderungen gestellt. Zuletzt habe Hochtief 144 Millionen veranschlagt. Vom Senat habe Wegener kurz vor seinem Rücktritt eine Verhandlungssumme 75 Millionen Euro zugesagt bekommen. Zwei Monate nach seinem Ausscheiden haben sich die Stadt mit Hoch Tief zu seiner Überraschung auf 137 Millionen Euro geeinigt.

Wegener wies insbesondere die Vorwürfe der ehemaligen Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) sowie ihres Nachfolgers und ehemaligen Staatsrats Reinhard Stuth (CDU) entschieden zurück. Stattdessen beschuldigte er die beiden Politiker, die Bürgerschaft falsch informiert zu haben. „Diese Vorwürfe wiegen schwer und müssen vom Untersuchungsausschuss untersucht werden“, sagte der Ausschussvorsitzende Peter Tschentscher (SPD) .

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Er beklagte zudem Abstimmungsprobleme mit den Architekten. „Die Architekten fühlten sich als eigenständige dritte Partei, nicht als loyale rechte Hand des Bauherren, der ja schließlich alles zahlt“, sagte Wegener.

Der Parlamentarischen Untersuchungsausschuss „Elbphilharmonie“ wurde im Mai dieses Jahres von SPD eingesetzt, um Kostenentwicklung und Verantwortlichkeiten beim Bau der Elbphilharmonie klären. Ursprünglich waren die Kosten auf 77 Millionen veranschlagt worden. Inzwischen hat die Bürgerschaft 323,5 Millionen Euro für das Vorhaben bewilligt. Der Bau soll zum 30. November 2012 fertiggestellt werden.