Drei Ausschüsse wollen das Verhalten der Behörden genauer untersuchen. Innenexperte: “Wir wollen klären, wer hier versagt hat?“
Hamburg. Im Fall Elias wollen die Bürgerschaftsabgeordneten Fehlern und Versäumnissen auf den Grund gehen. Bei einer gemeinsamen Sitzung des Innen-, des Rechts- und des Jugendausschusses wurde der Senat jetzt einstimmig aufgefordert, alle Akten zu diesem Fall vorzulegen. "Wir wollen klären, wer hier versagt hat. Wer trägt die Verantwortung?", sagte der SPD-Innenexperte Andreas Dressel.
+++ Messerangriff im U-Bahnhof: Senat räumt Versäumnisse ein +++
Der 16-jährige Elias A. hatte am 14. Mai nach einem nichtigen Streit den 19-jährigen Mel D. im Bahnhof Jungfernstieg mit einem Messer getötet. Am Dienstag war unter anderem bekannt geworden, dass Elias zwar schon im Januar von der Staatsanwaltschaft in die Intensivtäter-Datei "Protäkt" aufgenommen worden war. Nur hatte es die Staatsanwaltschaft verabsäumt, das Jugendgericht darüber zu informieren. Eine Beschleunigung des Verfahrens gegen Elias, das dort bereits anhängig war, unterblieb deshalb.
Wenig gebracht hat offenbar auch eine sogenannte Fallkonferenz zu dem Intensivtäter Elias. Die hatte am 26. März stattgefunden. Laut einer Anfrage der SPD waren daran das Familieninterventionsteam (FIT), die Jugendgerichtshilfe des Bezirksamts Eimsbüttel, die Polizei, die Schule, die Elias besuchte, die Staatsanwaltschaft und die behördenübergreifende Leitstelle "Handeln gegen Jugendgewalt" beteiligt. Vereinbart wurde an jenem Freitag, exakt sieben Wochen vor dem tödlichen Messerstich, aber nur, dass einige Punkte überprüft werden. So sollte die Beratungsstelle Gewaltprävention klären, ob es "einen möglichen Beratungs- und Unterstützungsbedarf" gibt. Und die Staatsanwaltschaft sollte "die Möglichkeit eines Anti-Aggressions-Trainings als gerichtliche Auflage" erörtern.
Der CDU-Innenexperte Kai Voet von Vormizeele fordert nun, dass in Zukunft bei Fallkonferenzen "einer den Hut aufhaben muss". Außerdem sollten nicht allzu viele Stellen beteiligt sein. "Sonst denkt der eine, der andere macht es - und nichts geschieht."