Die CO2-Emissonen will der Senat 2010 um 300.000 Tonnen reduzieren. Passivhäuser sollen Standard werden.
Hamburg. Das, was der Welt in Kopenhagen nicht gelungen ist, fällt dem Hamburger Senat scheinbar leicht: verbindliche Vereinbarungen in Sachen Klimaschutz. Zum zweiten Mal hat der Hamburger Senat am Dienstag das Hamburger Klimaschutzkonzept fortgeschrieben. Einen Schwerpunkt setzt der Senat darin für das kommende Jahr beim Bauen und der Sanierung von Wohnungen. Ob in Hamburg eine Umweltzone beziehungsweise City-Maut eingeführt wird, steht indes noch immer nicht fest.
Anfang kommenden Jahres sollen die Ergebnisse des Gutachtens zur möglichen Einführung der City-Maut vorliegen und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Auswertung des Gutachtens zur Wirksamkeit einer Umweltzone in Hamburg will die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) am Ende des ersten Quartals 2010 präsentieren.
Bereits fest steht der nächste Termin für einen weiteren autofreien Sonntag. Am 20. Juni 2010 sollen die Autos in der Stadt stillstehen. Der autofreie Sonntag wird erneut mit einem verkaufsoffenen Sonntag kombiniert. Einen zweiten autofreien Sonntag soll es im September geben.
Ebenfalls bereits klar ist, dass die S-Bahn in Hamburg ab dem 1. Januar 2010 zur Versorgung ihres Gleichstromnetzes zu 100 Prozent Ökostrom einsetzen wird. Die CO{-⊃2;}-frei erzeugte elektrische Energie kommt aus deutschen Wasserkraftwerken. 60.000 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid will die S-Bahn dadurch einsparen.
Insgesamt 300 Maßnahmen sieht das Klimaschutzpaket für 2010 vor. 300.000 Tonnen Kohlendioxid sollen dadurch im kommenden Jahr weniger ausgestoßen werden. 25 Millionen Euro stehen für die Umsetzung im kommenden Jahr bereit. Unter anderem wird das Geld eingesetzt für die städtische Wohnungsbauförderung. Ab 2012 sollen nur noch Passivhäuser gefördert werden, die ohne konventionelle Heizung auskommen. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft soll neue Wohnungen künftig im Passivhaus-Standard bauen. Der Senat strebt an, dass sowohl der private Wohnungsbestand als auch städtische Gebäude energetisch saniert werden und sich am Passivhausstandard orientieren. In diesem Jahr stieg die Zahl der energetisch sanierten Wohnungen von 6000 auf 7000. Die genaue Zahl, wie viele städtische Gebäude bereits energetisch saniert worden sind, liegt dem Senat nach eigenen Aussagen nicht vor.
Beim Verkauf von städtischen Grundstücken soll - ähnlich wie schon in der HafenCity - darauf geachtet werden, dass künftige Bauherren besonders energieeffiziente Gebäude bauen. Zudem soll der Behördenfuhrpark auf besonders umweltfreundliche Fahrzeuge umgestellt werden.
Ein Hauptaugenmerk legt der Senat im kommenden Jahr auf die Elektromobilität. Mit dem Bau von 100 Ladesäulen soll begonnen werden, eine Infrastruktur zu schaffen. Bis Ende 2011 rechnet die Behörde mit der Marktreife der Elektrofahrzeuge. "Das ist der Einstieg in den Umstieg", sagte Peter Lindlahr, bisheriger Leiter der Leitstelle für Klimaschutz. Künftig wird der Klimaschutzkoordinator des Senats Geschäftsführer der privaten "hySolutions GmbH", die im Auftrag der Stadt den weiteren Ausbau Hamburgs zum Standort für brennstoffzellen- und batteriebetriebene Elektromobilität koordinieren wird.
Der BUND lobte die Fortschreibung des Hamburger Klimaschutzkonzepts als "ambitioniert und bundesweit vorbildlich". Insbesondere die angestrebte Etablierung des Passivhausstandards für alle Neubauten sei vorbildlich, sagte BUND-Sprecher Paul Schmid.
Allerdings dürfe das Konzept nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt in vielen Bereichen noch am Anfang stehe. So sei etwa die Steigerung von jährlich 6000 auf 7000 energetisch sanierte Wohnungen im vergangenen Jahr zu begrüßen. Bei einem Altbaubestand von rund 600.000 Wohnungen dauere es bei diesem Tempo aber weitere 90 Jahre, bis der gesamte Bestand saniert sei.
Auch der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg begrüßte die Absicht des Senats, beim Klimaschutz voranzugehen. Vorsitzender Alexander Porschke: "Hamburg ist eine der reichsten Regionen Europas. Da ist es nur richtig, dass sich die Stadt ihrer besonderen Verantwortung stellt und auch im Klimaschutz in der Führungsgruppe bleiben will."
Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) betonte: "Der gescheiterte Klimagipfel sollte niemanden entmutigen." Es gebe keine Alternative zum Klimaschutz. Das Beispiel Hamburg zeige, dass "Klimaschutz, wirtschaftliche Stärke und Lebensqualität Hand in Hand" gehen könnten.