Harburg. Retouren-Pakete gab es bisher nur online oder an Automaten. Nun hat das bundesweit erste Ladengeschäft eröffnet. Was hier so besonders ist.
Kleine, handliche Päckchen und sperrige Kartons liegen im neuesten Laden der Harburg Arcaden. Einige sind schwer oder rascheln beim Schütteln, andere nur in Folie eingewickelt oder aber aufwendig verpackt. Eines haben alle Pakete von Secret Packs gemeinsam: Niemand weiß, was in ihnen steckt. Die meist rechteckigen Wundertüten können sich beim Auspacken als Glücksgriffe erweisen, wenn ein Paket zum Preis von 10 Euro einen Warenwert von 100 Euro enthält. Es kann aber auch mal daneben gehen.
„Du kaufst ein einzigartiges Erlebnis voller Spannung und Überraschung“, wirbt Secret Packs Hamburg auf seiner Internetseite für sein Produkt. Das Unternehmen mit Sitz in Güster (Kreis Herzogtum Lauenburg) vermarktet Retouren von DHL, DPD, Hermes, Amazon und anderen Versendern. Sie werden in großen Chargen aufgekauft und – mit geschwärzten Adressen – als Überraschungspakete ein zweites Mal vermarktet.
„Secret Packs“: Harburg Arcaden deutschlandweit erster Standort für Ladengeschäft
Bislang waren die geheimnisvollen Päckchen ausschließlich online, vereinzelt an Flohmarktständen oder in einem der wenigen in Deutschland aufgestellten Automaten von Secret Packs erhältlich. Jetzt können Schnäppchenjäger in einen Laden gehen, die Pakete in die Hände nehmen und versuchen, anhand von Gewicht, Aussehen und Größe die potenzielle Beute einzuschätzen. Seit Mitte November läuft das Geschäft. Offenbar mit Erfolg.
200 bis 300 Pakete verkauft Geschäftsleiter Asaf-Can Sert pro Tag. „Jetzt am Vormittag ist nicht so viel los“, sagt er. „Aber am Nachmittag ist der Laden voll.“ Dann drängeln sich schon mal 30 Kunden auf der 100 Quadratmeter großen Ladenfläche am Center-Eingang an der Unterführung zum Wochenmarkt. „Anders als in den Automaten gibt es hier auch große Pakete“, sagt Sert. „Die müssen wir jetzt nicht mehr auf den Müll werfen. Und die Kunden haben noch mehr Glück.“
Ausgepackt: Von der Brotbackmaschine bis zu alten Schuhen
Für 5, 10, 15 oder 20 Euro sind die Pakete zu haben. Sert: „Neulich hatte ein Kunde für 20 Euro eine Brotbackmaschine im Wert von 180 Euro im Paket. Die konnte er nicht gebrauchen und hat sie für 150 Euro bei Ebay weiterverkauft.“ Ein Glücksfall. „Ich habe bisher immer gute Sachen gehabt“, sagt ein anderer Kunde, der schon mehrfach bei Secret Packs eingekauft hat.
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Eine Kundin kommt mit einem Karton einer Küchenmaschine zur Kasse. 15 Euro dafür zu bezahlen, wäre ein Schnäppchen, doch: Steckt tatsächlich das Gerät im Karton oder ist er nur benutzt worden, um unpassende andere Ware zurückzuschicken? Das wird sich erst beim Auspacken zeigen. Es habe schon Kunden gegeben, die gleich nach der Bezahlung um eine Schere gebeten und das Paket noch im Laden geöffnet haben, sagt Sert.
Wer die Katze im Sack beziehungsweise im Karton kauft, tut dies auf eigenes Risiko. In Ausnahmefällen zeigt sich Sert jedoch kulant: „Ein Kunde kam mit einem Paket, in dem sich gebrauchte Schuhe befanden. Das habe ich entsorgt und ihm ein neues Paket mitgegeben.“ Auch eine rührende Szene habe er schon erlebt: „Am Nikolaustag kam eine ältere Dame herein und suchte sich ein Paket aus. Sie erzählte, ihr Mann sei kürzlich gestorben und sagte: ‚Dank euch kann ich mich jetzt selbst beschenken‘. Da habe ich Gänsehaut bekommen.“
Standort Harburg: Entscheidung nach sechs Monaten Probezeit
Einen Monat nach der Eröffnung ist Asaf-Can Sert mit dem Start seines Retourenladens sehr zufrieden. Vielleicht trägt das Weihnachtsgeschäft einen Teil dazu bei. Das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. „Fünf Monate dauert unsere Testphase noch. Wenn es weiter gut läuft, bleiben wir hier“, sagt er.
Etwas später wird Sert einen Weihnachtsbaum aufstellen und weitere Deko anbringen. Um festliche Stimmung zu erzeugen. Passend zu den vielen Paketen, die jedes für sich eine Bescherung bieten.