Hamburg. Neuer Trend: Kunden kaufen Pakete, ohne den Inhalt zu kennen. Welche Produkte bisher dabei waren und wo der Automat steht.
Nun steht er da, seit einigen Tagen an der Esso Tankstelle in Hamburg-Tonndorf in der Ahrensburger Straße 183: Secret Packs, so heißt der Automat, der vor allem in den sozialen Medien viele Menschen begeistert. Warum? Eigentlich schaut er ziemlich unscheinbar aus, wie ein Snack-Automat an Bahnhöfen oder in anderen öffentlichen Einrichtungen.
Allerdings befinden sich weder Schokoriegel noch Gummibärchentüten in dem Automaten, sondern unscheinbar verpackte Gegenstände. Von außen ist nicht zu erahnen, was in den Paketen wohl sein könnte. Und genau das macht den Reiz aus. Denn hier liegen verpackte Retouren-Pakete in den einzelnen Fächern.
Secret Packs: Neuer Automat in Hamburg bietet Retourenpakete an
Schon kurz nach dem Aufstellen bildeten sich lange Schlangen vor dem Automaten. Es waren sicher nicht ganz so viele Menschen wie die vergangenen Tage Hotel Vier Jahreszeiten, in dem die aktuell weltweit erfolgreichste Sängerin Taylor Swift mit ihrer Entourage residierte, aber dennoch beachtlich, wie Instagram-Videos zeigen.
Wahrscheinlich, weil es um Geheimnisse geht. Geheimnisse haben per se eine anziehende Wirkung. Geheimnisse gepaart mit einer Überraschung steigern das unvorhersehbare Erlebnis. Das Ganze gibt es, wenn man sieben bis zehn Euro in den Automaten schmeißt und eine Fachnummer drückt.
Hamburger Retouren: Warum Zurückgeschicktes Menschen jetzt zum Lachen bringt
„Die Leute lieben es“, sagt Vincent Wolff und lacht. Der 19-Jährige aus Tonndorf kam mit seinem besten Freund Danielo Peters auf die Idee, einen solchen Automaten nach Hamburg zu holen, nachdem er vor drei Monaten einen Fernsehbeitrag über das Konzept gesehen hatte. „Hintergrund sind ja die vielen Retouren, die es aus dem Versandhandel gibt“, erklärt er.
Durch die Automaten werden ungeliebte oder fälschlich bestellte Waren zu Dingen, die glücklich machen. „Eigentlich lacht jeder, der Geld reingeschmissen und ein Paket ausgepackt hat“, sagt Wolff. „Entweder, weil es etwas besonders Tolles oder Passendes ist, oder auch, weil man es vielleicht gar nicht erwartet hat oder brauchen kann.“
Die größten Schätze bisher seien ein Samsung-Handy, AirPods und eine Echtgold-Kette gewesen. Alternativ gibt es aber auch Schrauben, Schwimmflügel, eine Duschbrause, Spielzeug, Kleidung, eine Perücke oder einen Mixer. Aus Automaten anderer Städte kamen in der Vergangenheit auch Nike-Turnschuhe und hochwertige wiederaufladbare Batterien.
Retoure: Artikel von Amazon, Zalando oder anderen Händlern werden sogar verbrannt
Die retournierten Artikel werden grundsätzlich via DHL, Hermes, DPD oder Amazon an die Händler zurückgeschickt, dann geprüft und entweder als vollwertige Neuware oder als B-Waren-Artikel erneut verkauft. Oder aber in riesigen Lagerhallen aufbewahrt – manchmal warten die Millionen Teile nur darauf, verschrottet oder verbrannt zu werden. Ebenso ergeht es Artikeln, die als unzustellbar gelten und ihr Ziel aus den unterschiedlichsten Gründen nie erreicht haben.
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„Diese Waren kaufen wir von unterschiedlichen Zwischenhändlern auf“, sagt Wolff. Und Peters ergänzt: „Ab nächster Woche dann nicht mehr nur palettenweise, dann übernehmen wir ganze Lkw-Ladungen mit 33 Paletten.“ Denn der Webentwickler Wolff und Kollege Peters planen, in Kürze an allen Esso-Tankstellen in Hamburg vertreten zu sein.
„Allerdings haben die Automaten an sich gerade eine irre lange Lieferzeit, acht bis 16 Wochen müssten wir warten. Aber wir wollen größer skalieren, deshalb werden wir Körbe an den Tankstellen haben, die mitmachen wollen, in denen unsere Pakete dann liegen und woraus man aussuchen kann.“ Je nach Größe und Gewicht sollen diese dann zwischen zehn und zwanzig Euro kosten.
Secret Packs Hamburg: Unternehmer planen ungewöhnliche Verkaufsorte
Weiterhin wollen sie ihre sogenannten Mystery-Packs auch auf Veranstaltungen wie Abi-Feiern, in Shisha-Bars oder Kiosken verkaufen. Wo und wann Automaten aufgestellt werden oder welcher Verkaufsspot neu dazu kommt, veröffentlichen die beiden Jung-Unternehmer laufend auf ihrer Website.
Doch zurück zu Hamburgs erstem Secret-Packs-Automaten: Er ist rund um die Uhr geöffnet und wird laufend neu bestückt. „Von zehn bis 22 Uhr sind wir immer am Auffüllen“, sagt Wolff, „eventuell kann es nachts mal etwas leerer im Automaten werden, aber eigentlich sollte immer etwas drin sein.“