Harburg. Nur eine Woche lang wird es die erlesene Süßigkeit auf dem Weihnachtsmarkt geben: Selfmade-Chocolatière Astrid Thal hat sie kreiert.

Jäger exklusiver Weihnachtsgeschenke sowie anspruchsvolle Schokogourmets sollten sich den Montag freihalten. Dann eröffnet die Tatenberger Chocolatière Astrid Thal ihren Verkaufsstand auf dem Harburger Weihnachtsmarkt für exakt eine Woche und nicht länger. Diesmal im Sortiment: Eine extra für diesen Anlass kreierte Harburg-Praline.

In Harburg: Schokoladenmacherin in einer Hütte für Kunsthandwerker

Die Kürze des Gastspiels hat Gründe: Zum einen war ihr Stand im vergangenen Jahr nach einer Woche nahezu ausverkauft, was die Meisterin der süßen Leckereien in Nöte brachte, denn sie musste für ihre Stammkunden an anderen Orten eilig noch einmal nachproduzieren. Zum anderen befindet sie sich nicht an der Schlemmerflanke des Weihnachtsmarkts sondern in einer Aktionshütte für Kunsthandwerker.

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Zurecht: Zwar kann man ihr nicht beim Pralinenmachen zusehen, weil Schokolade ein launischer und wetterfühliger Werkstoff ist, dessen Geschmacksergebnis mit der Verabeitungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit schwankt und außerdem die professionelle Pingeligkeit der Behörden langwierige Genehmigungen für Schokoladenherstellung am Stand erfordern würde, aber Kunstwerke sind ihre Pralinen und Trüffel allemal. Kenntnisreich und kreativ abgestimmte Zutatenkompositionen in der Füllung, umhüllt von feinster Schokolade.

Wie schmeckt Harburg? Die Antwort kann man sich auf der Zunge zergehen lassen

Von Astrid Thals erstem Gastspiel in Harburg im vergangenen Jahr waren nicht nur die Weihnachtsmarktgänger angetan. Auch der Chocolatiére gefiel der Harburger Weihnachtsmarkt und sie fasste den Plan, eine eigene Harburg-Praline zu schaffen. Dazu stellte sie sich zunächst eine Frage: Wie schmeckt Harburg?

An der Elbe geboren, faszinierte die Hamburger Deern der Harburger Binnenhafen. Der Historie entnahm sie, dass sich Harburg um 1850 zu einem rasch wachsenden wichtigen Hafen- und Industrieort, vor allem im Bereich der Verarbeitung von Kautschuk und Ölsaaten, entwickelte. Über den Harburger Binnenhafen wurden neben Kautschuk weitere exotische Güter wie Zucker, Tabak, Kaffee, Kakao und Gewürze angeliefert. Im Binnenhafen schlug das Herz der Harburger Industrie unter anderem mit mehreren großen Ölmühlen.

Kakao, Zucker und Ölsamen sind hervorragende Zutaten für eine wohlschmeckende Praline. Aber welche Ölsaat? Die Erdnuss bot sich an, da es sich bei ihr botanisch gesehen um keine Nuss, sondern um eine Ölsaat handelt. Aus Muscovado, das ist naturbelassener Vollrohrzucker, Sahne und Butter entstand ein kräftig-aromatisches Karamell. Zusammen mit einer gesalzenen Erdnuss wird dieses Karamell in Hohlkörper gefüllt, die aus nordisch herber Zartbitterkuvertüre bestehen. Das Dekor trägt die Farben des Harburger Wappens. So zeigt sich Harburg von der süßesten Seite.

Astrid Thal ist eine spätberufene Meisterin ihres Metiers

Astrid Thal war nicht immer Chocolatiére. Im ersten Berufsleben arbeitete sie als Rechtswirtin in einer großen Anwaltskanzlei. Als ihr Arbeitgeber sich zur Ruhe setzte, hatte Astrid Thal zwar sofort Angebote, woanders weiterzumachen, entschied sich aber, nun etwas ganz anderes zu tun. Sie eröffnete eine kleine Delikatessenmanufaktur in Tatenberg an der Hamburger Dove-Elbe. Dabei entdeckte sie ihre Faszination für Schokolade. „Ich habe dann viele Kurse besucht und mich fortgebildet“, sagt sie. „Aber Chocolatière nennen durfte ich mich trotzdem nicht.“

Astrid Thals Pralinen sind von Anfang bis Ende handgemacht.
Astrid Thals Pralinen sind von Anfang bis Ende handgemacht. © HA | Astrid Thal

Diese Berufsbezeichnung ist in Deutschland nämlich eigentlich Konditormeistern vorbehalten. Und auch nicht jeder Zuckerbäcker mit Meisterbrief darf sich Chocolatier nennen. „Ich habe eine Sondergenehmigung bei der Handwerkskammer beantragt und durfte unter den strengen Augen dreier Konditormeister meine eigene Meisterprüfung ablegen. Erst seit 2020 bin ich offiziell Chocolatière.“

Wer will schon Dubai-Schokolade, wenn man die Harburg-Praline haben kann?

In ihrer Tatenberger Landküche zaubert die spätberufene Schokoladenfee großen Genuss in kleinen Mengen. Dafür muss man am Stand auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Das Kosten-Schmatzen-Verhältnis rechtfertigt jedoch jeden Cent.

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Das haben mittlerweile auch andere bemerkt: In diesem Jahr nahm Astrid Thal zum ersten Mal an den „International Chocolate Awards“ des „International Institute of Cacao and Chocolate Tasters“ teil und gewann mit ihrem Honigkaramell gleich zwei Preise: Eine Silbermedaille im Regionalwettbewerb Deutschland-Österreich-Schweiz –und die Schweiz ist eine Schoko-Supermacht– sowie den Handwerkspreis für die Ausführung der Arbeit. „Für mich ist das ein Ritterschlag“, freut sie sich.

Wenn am Montag um 11 Uhr die Buden öffnen, wird also eine ganz besondere dabei sein. Und dann heißt es: Vergesst Dubai! Hier kommt die Harburg-Schokolade!