Hamburg. Ritter Sport hat die Tafelpreise schon erhöht, andere Hersteller könnten nachziehen. Auch Schoko-Weihnachtsmänner kosten in Hamburg mehr.

Schokoladen-Liebhabern drohen schwere Zeiten, und das ausgerechnet kurz vor Weihnachten. Schon in den vergangenen Jahren sind die Preise für die liebste Süßigkeit der Deutschen teilweise kräftig gestiegen. Jetzt kommt der nächste Preisschock.

Wer in diesen Tagen bei Edeka am Süßwarenregal steht, muss bei der beliebten Sorte Ritter Sport deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die 100-Gramm-Tafeln („Bunte Vielfalt“) kosten dort jetzt 1,89 Euro, die Nusssorten haben mit 2,19 Euro erstmals die Schallmauer von 2 Euro überschritten. In beiden Kategorien entspricht der Aufschlag jeweils knapp 30 Prozent. Im Vergleich zu 2022 liegt das Preisplus nach Recherchen der Verbraucherzentrale Hamburg bei gut 46 Prozent.

Schokolade wird teurer – Preisschock kurz vor Weihnachten

Das lässt wenig Gutes für das Angebot der beliebten Schoko-Quadrate bei anderen Lebensmittelhändlern erwarten. Auch Kaufland und Norma verkaufen Ritter Sport nach Angaben des Branchenmediums „Lebensmittelzeitung“ zu den höheren Preisen.

Rewe und Lidl haben dagegen noch nicht nachgezogen. Der Haken: Wenn sich die Hersteller und Händler nicht über die Preise einigen, könnte es zu Lieferstopps kommen.

Ritter Sport-Schokolade im Supermarkt
Der deutsche Schokoladenhersteller Ritter Sport hat die Preise für seine Tafelschokoladen erhöht. Hier das Angebot bei einem Hamburger Edeka-Händler. © Hanna-Lotte Mikuteit | Hanna-Lotte Mikuteit

Ritter Sport bestätigte auf Abendblatt-Anfrage: „Es ist grundsätzlich richtig, dass wir die Abgabepreise im deutschen Markt angepasst haben und die Gespräche mit unseren Handelspartnern noch nicht vollständig abgeschlossen sind.“ Eine Sprecherin betonte dabei, dass die Gestaltung der Endverbraucherpreise im ausschließlichen Ermessen der Handelspartner liege. Zu weiteren Details äußerte sie sich nicht.

Preisschock: Klimawandel lässt Kakaopreise am Spotmarkt steigen

Hintergrund des Preisanstiegs ist, dass die wichtigste Zutat für Schokolade weiterhin sehr teuer ist. Die Tonne Kakao wird aktuell an der Rohstoffbörse in London mit umgerechnet knapp 6600 Euro gehandelt. Das ist zwar deutlich weniger als der Spitzenwert im April, aber im Vergleich zu den lange stabilen Marktpreisen in den Vorjahren immer noch zwei- bis dreimal höher.

Cocoa in different presentations on wood table
Deutsche lieben Schokolade. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa acht Kilogramm im Jahr liegt Deutschland europaweit im Spitzenfeld. © Getty Images | fcafotodigital

Experten gehen davon aus, dass sich das absehbar nicht ändert. Das Angebot in den wichtigen Anbauländern wie Ghana und Elfenbeinküste wird knapper. Ursachen sind Ernteausfälle durch den Klimawandel, der zu längeren Dürreperidoden, Starkregen, Überflutungen und in der Folge zu mehr Pflanzenkrankheiten führt. Auch weitere Zutaten wie etwa Zucker sind zuletzt teurer geworden. Demgegenüber steht eine weltweit steigende Nachfrage.

Verbraucherschützer befürchtet: Andere Schokoladenhersteller erhöhen auch

Mit Folgen: „Es ist zu befürchten, dass auch Mondelez (Milka), Nestlé, Lindt & Sprüngli oder Ferrero (Kinderschokolade) die Preise für Schokoladenprodukte in Deutschland erhöhen“, sagt Armin Valet, Lebensmittelexperte bei der Verbraucherzentrale in Hamburg. Beim Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie ist man bei Preisthemen zwar aus kartellrechtlichen Gründen äußerst zurückhaltend, aber auch Vizegeschäftsführerin Solveig Schneider sagt: „Gestiegene Rohstoffpreise und Löhne können zu Kostensteigerungen führen, die tendenziell an die Verbraucher weitergegeben werden könnten.“

Die deutschen Verbraucher trifft das besonders. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa acht Kilogramm Schokolade und Schokoladenwaren im Jahr liegt Deutschland europaweit im Spitzenfeld – nur Dänen, Schweizer und Esten essen mehr Schokolade.

Mehr Wirtschaftsthemen

Auch in der Vergangenheit waren die Schokoladenpreise bereits gestiegen. So hatte der deutsche Marktführer Mondelez Ende 2022 noch 1,09 Euro für eine 100-Gramm-Tafel Milka-Schokolade aufgerufen, aktuell sind es 1,49 Euro. Eine Tafel Kinderschokolade (Ferrero) kostet inzwischen 1,39 Euro (2020: 1,29 Euro). Parallel sind auch die Preise für weihnachtliche Schokoladenprodukte gestiegen, wenn auch im Schnitt etwas weniger stark als bei der Tafelschokolade.

Schoko-Weihnachtsmänner: die aktuellen Preise

Beispiel Schoko-Weihnachtmann (ermittelt von der Verbraucherzentrale Hamburg): Der Preis für den Milka-Weihnachtsmann (90 Gramm) ist zwischen 2020 und 2024 von 1,99 Euro auf 2,59 Euro gestiegen, plus 30 Prozent. Der „Lindt-Kollege“ (70 Gramm) kostet aktuell bei einem Preis von 3,19 Euro ebenfalls 60 Cent mehr als 2020. Das entspricht einem Anstieg von 23 Prozent.

Auch Liebhaber des Ferrero-Weihnachtsmanns (110 Gramm) müssen tiefer in die Tasche greifen. Allerdings stieg der Preis des Produkts „nur“ um 40 Cent auf aktuell 2,79 Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 17 Prozent.

Preisschock: Hohe Schokoladenpreise kommen bei Kakaobauern nicht an

Verbraucherschützer wie Armin Valet beobachten die Preiserhöhungen in der Branche genau. Denn: Viele Hersteller würden jetzt mit den steigenden Kakaopreisen als Grund für die Teuerung argumentieren, seien davon wegen langfristiger Lieferverträge aber nur bedingt betroffen. Dazu kommt: „Kakaobauern in den Herkunftsländern geht es nicht unbedingt besser, weil die Preiserhöhungen dort teilweise noch nicht ankommen“, so der Lebensmittelexperte.

Nach seinen Recherchen sind die Schokoladenpreise auch schon vor der aktuellen Kakaokrise deutlich gestiegen. „Die Gewinne werden durch die Wertschöpfung in Europa gemacht.“