Harburg. Nutzer und Angestellte klagen über Drogendelikte im Umfeld der Bildungseinrichtung. Auch Bücherhalle betroffen. Was nun passieren soll.

  • Wer einen Kurs an der Volkshochschule Hamburg besucht, tut dies meist in seiner Freizeit
  • Aus diesem Grund finden die meisten Angebote hier in den Abendstunden statt
  • Genau das ist im Hamburger Süden zu einem Problem geworden

Die Lage der Harburger Volkshochschule und Bücherhalle am Rand des Phoenix-Viertels beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl ihrer Nutzer: Dies berichtete Philipp Leist, kaufmännischer Geschäftsführer der Hamburger öffentlichen Bücherhallen (HÖB), im Harburger Kulturausschuss. Die Volkshochschule habe bereits einen Sicherheitsdienst bestellt, um gegenzusteuern.

Phoenix Viertel Harburg: Besucher der VHS-Abendkurse berichten von Drogendelikten

Leist war in den Kulturausschuss der Bezirksversammlung gekommen, weil es eine Forderung der Bezirksversammlung gibt, die Bücherhalle Harburg ins „FlexiBib“-System der HÖB zu integrieren. FlexiBib-Bücherhallen können auch außerhalb der mit Personal besetzten Öffnungszeiten der Bibliothek genutzt werden. Die Bücherhallenkarte reicht aus, um die Tür zu öffnen. In Harburg könne man dies nicht umsetzen, sagte Leist, jedenfalls nicht so, wie an anderen Standorten – und das liege am Umfeld.

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Bücherhalle und Volkshochschule liegen am unteren Ende der Eddelbüttelstraße, welche das Phoenix-Viertel durchzieht. Insgesamt ein lebenswertes Quartier, weist das Viertel einige kleine aber intensive Problemzonen auf. Das untere Ende der Eddelbüttelstraße gehört dazu. Einer der zentralen Treffpunkte des Viertels ist der Hermann-Krüger-Platz. Hier kommen viele Menschen zusammen. Wenn also welche etwas tun wollen, das andere nicht gleich sehen sollen, ist das kein geeigneter Ort. Das Sackgassenende der Eddelbüttelstraße bietet sich vom Platz aus als erste Alternative an.

Harburger Bücherhalle ohne Personal zu öffnen – warum das auf Skepsis stößt

Am Ende der Sackgasse liegen Volkshochschule und Bücherhalle. Über Treppen, Tiefgarage und Fahrstuhl sind sie auch vom Harburger Ring und der Wilstorfer Straße aus zu erreichen, die Eingänge selbst sind aber im Fußgängerbereich der Eddelbüttelstraße. „Das Umfeld des Standorts ist schon länger herausfordernd“, berichtete Leist dem Ausschuss, „Nutzer und Personal beobachten Drogendelikte, und seit Monaten stehen in der direkten Umgebung zwei ausgebrannte Fahrzeuge, um die sich niemand kümmert.“

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Die Harburger Bücherhalle ohne Personal zu öffnen, halten die HÖB deshalb für nicht ratsam. Weil aber der Standort Harburg mit 13.000 Besuchern monatlich zu den meistfrequentierten Bücherhallen der Stadt gehört und weil die große, gesetzestreue Mehrheit des Umfeldes vom FlexiBib-Prinzip profitieren würde, schlagen die HÖB dem Bezirk Harburg eine Sonderversion vor: „FlexiBib light“

„Jetzt erst als Zwischennutzer einzuziehen, dann für einen Umbau wieder auszuziehen und nach dem Umbau erneut einzuziehen, wäre ein logistischer Aufwand, den wir kaum stemmen könnten.“

Phillip Leist
Kaufmännischer Geschäftsführer, Bücherlallen

Das beinhaltet verlängerte Öffnungszeiten ohne Fachpersonal an einzelnen Tagen. Eine studentische Hilfskraft in der Bücherhalle, die neben einfachen Auskünften und Hilfestellungen Nutzern vor allem das Gefühl vermittelt, dass jemand vor Ort ist, sowie ein Wachmann am Eingang, müssten aber bestellt und bezahlt werden. Das ist neben den reduzierten Zeiten der zweite Unterschied zu anderen FlexiBib-Bücherhallen.

Seit Oktober hat die Volkshochschule einen Sicherheitsdienst beauftragt

Die technischen und baulichen Kosten für die Umstellung auf FlexiBib Light würden die HÖB übernehmen. Für die zusätzlichen Personalkosten müsste allerdings der Bezirk aufkommen. Je nach gewünschtem Öffnungszeitenmodell wären das zwischen 1000 und 4.600 Euro monatlich, rechnete Leist vor. Die Abgeordneten nahmen das zur Kenntnis. Rechnet man Leists Zahlen auf die Öffnungszeiten anderer Flexibibs hoch, könnte man diese mit weiteren rund 2500 Euro monatlich erreichen.

Der Standort der Bücherhalle steht laut Leist trotz der aktuellen Umfeldprobleme nicht zur Debatte. Die HÖB sind in der Debatte um die Nachnutzung des Karstadt-Gebäudes als möglicher Mieter im Gespräch. In unmittelbarer Zukunft wird das aber nicht stattfinden, so Leist. „Jetzt erst als Zwischennutzer einzuziehen, dann für einen Umbau wieder auszuziehen und nach dem Umbau erneut einzuziehen, wäre ein logistischer Aufwand, den wir kaum stemmen könnten und der das Risiko von Nutzungsausfällen birgt.“

VHS Hamburg: Harburger Zentrum sichert Abendkurse mit Security-Dienst

Im Gespräch für die Karstadt-Nachnutzung ist auch die Volkshochschule, und auch die hatte mit dem Standort Eddelbüttelstraße so ihre Probleme. Seit Oktober hat die Bildungseinrichtung deshalb einen Sicherheitsdienst beauftragt. Ein Wachmann bewegt sich während der Öffnungszeiten im Eingangsbereich und davor. „Unbefugte hielten sich auf den Fluren auf und störten den Kursbetrieb. Zudem gibt es Drogendelikte in unmittelbarer Umgebung“, begründet Volkshochschul-Pressesprecherin Dorothea Olbertz die Maßnahme..

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Der Wachdiensteinsatz ist bis Ende des Jahres befristet. Er hat die gewünschte Wirkung. „Die Präsenz erhört das Sicherheitsgefühl bei den Kursleitenden und Teilnehmenden und reicht aus.“, sagt Olbertz

Auch Olbertz mag eventuelle Umzugspläne ihrer Einrichtung in Richtung Karstadt nicht rundheraus bestätigen. Ihr Statement ist allerdings positiver, als das der HÖB: „Das Karstadt-Gebäude mit seiner zentralen Lage ist sicherlich eine spannende Option, um ein attraktives Kursangebot für die Harburgerinnen und Harburger anbieten zu können“, sagt sie.