Harburg. Wer aktuell in Harburg von der A7 abfährt, bekommt eine Vorahnung auf das, was Autofahrer auf der B75 die nächsten Jahre erwartet.

  • Es ist ein gigantisches Projekt: Im Hamburger Süden steht die Sanierung der Bundestraße 73 bevor
  • Für die Verkehrsplaner der Region ist das die wohl größte denkbare Herausforderung
  • Die B73 zählt zu den Hauptverkehrsachsen im Bezirk und in den angrenzenden Landkreisen Harburg und Stade

Harburgs Mega-Baustelle für die kommenden Jahre nimmt Form an: In Appelbüttel im Landkreis Harburg bei Hamburg stehen die Bagger bereit. Am Rand der B75 sollten die Bauarbeiten im ersten Baufeld zur Grundsanierung der Bremer Straße bereits vor den Sommerferien beginnen.

Doch mit ein paar Wochen Verzögerung ging es nun weitgehend unbemerkt Anfang September los. Ganz verschwinden werden die Zäune, Bagger und Baustellenschilder von der stark frequentierten Bremer Straße allerdings erst 2027 - frühestens.

Verkehr Hamburg: Sanierung der B75 hat begonnen - das sind die aktuellen Einschränkungen

Das Teilstück zwischen der A7 Anschlussstelle Hamburg-Marmstorf und dem Appelbütteler Weg ist auf einer Länge von etwa 350 Metern in beide Richtungen nur noch auf verengt und einspurig befahrbar. Vergangenen Mittwoch staute sich der Verkehr bereits, als zahlreiche Autofahrer am Morgen in Marmstorf von der A7 abfuhren, da es wegen eines Unfalls vor dem Elbtunnel auf der Autobahn zum Stau in Richtung Norden kam.

In Appelbüttel stehen seit dem Wochenende die ersten Absperrungen.
In Appelbüttel stehen seit dem Wochenende die ersten Absperrungen. © HA | Jan-Eric Lindner

Sonst läuft bisher der Verkehr auf dem ersten Teilstück von Harburgs neuester Mega-Baustelle. Zwischen der Autobahn und Appelbüttel werden alle Entwässerungsleitungen und Regenrückhaltebecken erneuert, die Straße soll dabei von Grund auf neu errichtet und die Kreuzungsbereiche barrierefrei gestaltet werden, teilt die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende mit. Dieser Bauabschnitt soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein, bevor es dann richtig losgeht.

Im Herbst 2025 geht es im Hamburger Süden ans Eingemachte

Ab voraussichtlich Herbst 2025 wird der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer mit der Instandsetzung des stark sanierungsbedürftigen Straßenzuges Bremer Straße und Hohe Straße von Sunderweg bis zum Beginn der Harburger Umgehung beginnen.

Die Bremer Straße zeige im gesamten Verlauf bereits seit einer zentralen Bewertung im Jahr 2014 erhebliche Mängel, die bisher lediglich geflickt und ausgebessert wurden, so die Begründung. Bei der Fahrbahn bestehe erheblicher Sanierungsbedarf, teilt die Behörde mit. Ab Herbst 2025 finden vorbereitenden Maßnahmen im Bereich der Mittelinseln Hohe Straße statt. Diese Bauarbeiten am Knoten zur Harburger Umgehung könnten noch ohne Einbahnstraßenregelung erfolgen.

Stark genutzte Pendlerstrecke wird ein Jahr lang stadtauswärts zur Einbahnstraße

Von Januar 2026 bis Januar 2027, müssen vor allem Autofahrer mehr Zeit einplanen, dann ist eine Einbahnstraßenregelung stadtauswärts vom Knoten der Harburger Umgehung an der Hohe Straße bis zum Sunderweg geplant.

An dieser Maßnahme gab es von Teilen der Bezirkspolitik und von Anwohner schon kurz nach der Ankündigung heftige Kritik. „Harburg laufe an der Bremer Straße direkt in ein verkehrstechnisches Waterloo“, sagte CDU-Fraktionschef Rainer Bliefernicht, der befürchtet, dass sich die Verkehrsmassen in der Rushhour ihre Wege durch die Wohngebiete von Marmstorf suchen.

Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern sollen entschärft werden

Die Straßenplanung sehe zudem eine Neuaufteilung der Nebenflächen vor, um die bisherigen Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmenden, insbesondere Rad- und Fußverkehr, zu reduzieren. Vor allem die Radwege befinden sich in einem katastrophalen Zustand, wie auch eine Abendblatt-Recherche zeigte. Durch diese Umsetzung werden allerdings, laut aktuellen Planungen der Behörde, zahlreiche Parkplätze an den Rändern der Bremer Straße entfallen.

Sanierung der B73 in Harburg: Das sind die nächsten Schritte

Zudem sollen die derzeitigen Bushaltestellen barrierefrei zu halben Busbuchten umgestaltet werden, so dass der Verkehr passieren könne auch wenn ein Bus halte, erklärt die Behörde.

Mehr zur Bremer Straße

Außerdem entspreche die Ableitung des Straßenabwassers nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Zurzeit werde das Straßenabwasser der Bremer Straße ungereinigt und ungedrosselt in den Außenmühlenteich eingeleitet. Um den gesetzlichen Forderungen Genüge zu tun, werde auch hier neu gebaut. In einem kurzen Teilstück der Bremer Straße werde Hamburg Wasser zudem die Trinkwasserleitung erneuern.

Baustellen-Mekka Harburg: Sollten die Bauarbeiten an der B75 verschoben werden?

Kritiker befürchten weiter, dass durch die vielen Großbaustellen beispielsweise rund um den Harburger Bahnhof die verkehrliche Situation in Harburg weiter verschärft werde. Sie sprechen sich für eine Verlegung der Bauarbeiten auf die Zeit nach der Fertigstellung der A26 aus, die sich nach aktuellen Meldungen aber weiter verschieben wird. Und zwar aller Voraussicht nach um zwei Jahre.