Harburg. In der entweihten Dreifaltigkeitskirche sollen bald Kinder spielen. Bauarbeiten wurden unterbrochen. Woran es liegt, wie es weitergeht.
Aus einer denkmalgeschützten Kirche und ihren Nebengebäuden wird eine Kita: Dieses besondere Bauprojekt läuft seit dem Herbst in der Harburger Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße. Am 16. September 2023 gab es den letzten Gottesdienst. Damals standen im Innenhof Container für Bauabfall, denn das Gemeindehaus wurde bereits entkernt. Es hieß, der Umbau sei im dritten Quartal 2024 abgeschlossen. Zum 1. Dezember sollte an dem historischen Kirchenstandort die Kita Schlossmühle eröffnet werden. Daraus wird jetzt nichts.
Derzeit ruht die Baustelle. Nur einige Holzarbeiten werden offenbar ausgeführt – eine Kreissäge steht im Innenhof und lärmt von Zeit zu Zeit los. Am 12. August werde weitergebaut, antwortet Lukas von Lüdinghausen, Geschäftsführer der Vivet Capital GmbH, auf eine Abendblatt-Anfrage. „Die Verzögerung entstand aufgrund eines Grundstückstauschvertrages mit der Stadt Hamburg, der leider seit Sommer 2023 beim LIG in der Bearbeitung war“, so der Investor. Der LIG (Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen) ist immer dann zuständig, wenn städtische Immobilien verkauft, erworben oder verpachtet werden.
Zum April 2025 soll der Umbau im Harburger Zentrum abgeschlossen sein
Von Lüdinghausen rechnet nun damit, dass der Gebäudekomplex ein halbes Jahr später, zum Ende des ersten Quartals abgeschlossen sein wird. Dann soll neues Leben in die umgebaute Kirche und ihre Nebengebäude einkehren: Der Hamburger Kita-Betreiber „KMK kinderzimmer“ wird in seiner neuen „Kita Schlossmühle“ 170 Kinder betreuen: rund 100 Kinder im Alter bis sechs Jahre und 70 Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren.
Kinderbibliothek nachmittags für alle geöffnet
Zusätzlich ist eine Kinderbibliothek geplant, die in den Nachmittagsstunden allen Harburger Kindern offen stehen soll. Sie wird im ehemaligen Küsterhaus ihren Platz finden. Bei KMK kinderzimmer heißt die Einrichtung kiziThek (kizi für kinderzimmer). „Unsere speziellen kiziTheken sind magische Orte: Ob Bilderbuch, Klappenbuch oder Vorlesegeschichten, sortiert nach Alters- und Themengruppen, ist für jedes kiziKind der passende Lesestoff dabei“, ist auf der Homepage des Kita-Betreibers zu lesen.
Das Gemeindehaus und das ehemalige Kirchenschiff werden exklusiv durch die Kita bespielt. Auf der Website steht noch „ab 1. Quartal 2025“, doch das ist nicht halten. Der private Träger KMK kinderzimmer betreibt mit rund 800 Mitarbeitern Kitas in Hamburg, München und London. Er wird mit der Kita Schlossmühle seinen vierten Standort im Bezirk Harburg eröffnen. Die anderen drei befinden sich in Eißendorf sowie in den Neubaugebieten Vogelkamp Neugraben und Fischbeker Heidbrook.
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Harburger Kirchengeschichte wird optisch in Szene gesetzt
Der einzeln, direkt an der Neuen Straße stehende Kirchturm (Baujahr 1966) ist wie alle Gebäude denkmalgeschützt. Er hat am 16. September das letzte Mal geläutet, zum Entwidmungsgottesdienst der Kirche. Mit einer besonderen Beleuchtung der Freifläche vor dem Turm und des Kirchturms soll das Denkmal demnächst einen eigenen optischen Auftritt bekommen. „Das Lichtkonzept ist derzeit in Abstimmung mit dem Bezirk und dem Denkmalschutz“, so von Lüdinghausen.
Neben den modernen Gebäuden aus den 1960er Jahren werden weiterhin die Ruinen des Portals und der Westfront an den jahrhundertealten Kirchenstandort erinnern. Sie sind die Überreste der 1650 bis 1652 erbauten Barockkirche, der einstigen Hauptkirche von Harburg. Nun entsteht hier ein neuer Begegnungsort. Vorwiegend für kleinere Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen.