Seevetal. Wochenlang boten Seevetaler Seen ungetrübte Badefreuden, nun mahnt das Gesundheitsamt zur Achtsamkeit. Was Badegäste beachten sollten.

  • Wassertemperaturen der Badeseen der Gemeinde Seevetal liegen zwischen 22 und 23 Grad
  • Mit den dauerhaft hohen Temperaturen steigt jedoch auch die Gefahr der Bildung von Algen
  • An diesen Merkmalen können Badegäste erkennen, dass „ihr“ See mit Vorsicht zu genießen ist

An heißen Tagen herrscht an den Seen in der Gemeinde Seevetal Hochbetrieb. Um sicherzugehen, dass der Badespaß in den offiziellen Badegewässern des Landkreises Harburg gesundheitlich ohne Risiko ist, nehmen Mitarbeiter des Gesundheitsamts einmal pro Monat Wasserproben. Die Ergebnisse sind im Badegewässer-Atlas Niedersachsen veröffentlicht.

Überprüfung der Wasserqualität soll unbeschwerten Badespaß ermöglichen

Diese engmaschige Überprüfung steht unter der Prämisse, dass einem unbeschwerten Badevergnügen nichts im Wege stehen möge, und zwar in den fünf beliebtesten Badeseen im Süden Hamburgs: Badeteich Ramelsloh, Pulvermühlenteich Meckelfeld, See im großen Moor bei Hörsten, See im Maschener Moor und Badeteich Holm-Seppensen.

Totale Entspannung: Eine junge Frau und ein junger Mann lassen sich auf großen Gummireifen auf der Wasseroberfläche eines Sees treiben (Symbolbild).
Totale Entspannung: Eine junge Frau und ein junger Mann lassen sich auf großen Gummireifen auf der Wasseroberfläche eines Sees treiben (Symbolbild). © Getty Images/iStockphoto | jacoblund

In den vergangenen Wochen war mit der Wasserqualität alles in Ordnung, vor allem Schülerinnen und Schüler profitierten in den Sommerfreien vom unbeschwerten Vergnügen. Dass die Kontrollen funktionieren, sieht man aber auch daran, dass die Kreisverwaltung am Donnerstag eine Warnung vor Algen veröffentlichte. Demnach seien auf dem See im Maschener Moor und dem Badeteich in Ramelsloh nun Algenblütenteppiche festgestellt worden.

Gesundheitsamt im Landkreis Harburg: „Algen sind meistens harmlos“

Das Gesundheitsamt rät dazu, vorsichtig zu sein und Hinweisschilder zu beachten. Hautkontakt mit den Algen oder versehentliches Schlucken von algenhaltigem Wasser könne zu Übelkeit, Erbrechen und Hautrötungen führen. „Algen sind meistens harmlos, doch in den Algenteppichen können sich auch gesundheitsschädliche Arten befinden“, erläutert Gesundheitsingenieur Jürgen Albrecht. Eltern sollten besonders darauf achten, dass ihre Kinder nicht in Uferzonen spielen, in denen der Wind Algen anreichern kann.

Ob auf einer Urlaubsreise oder daheim um die Ecke: Seen laden zum unbeschwerten Baden ein.
Ob auf einer Urlaubsreise oder daheim um die Ecke: Seen laden zum unbeschwerten Baden ein. © Getty Images/iStockphoto | naumoid

Grundsätzlich seien Algenblüten an einer Trübung des Wassers erkennbar. „Man sollte das Baden vermeiden, wenn bereits im knietiefen Wasser die Füße nicht mehr sichtbar sind oder wenn Schlieren auf dem Wasser zu sehen sind“, rät der Mann vom Gesundheitsamt in Winsen. Bei starker Algenblüte bilden sich Schlieren oder Schaumberge auf der Wasseroberfläche. Algenteppiche sind sehr wind- und wetterabhängig und können sich innerhalb weniger Tage wieder auflösen. 

Badeseen in Seevetal: Wasser ist überall deutlich wärmer als 20 Grad

Nicht nur die Wasserqualität, auch die Temperatur kann sich inzwischen sehen lassen. Seit Mitte Mai ist sie in allen Gewässern stetig gestiegen. Mitte August lag sie in den größeren Seen der Gemeinde Seevetal allerorten zwischen 22 und 23 Grad – also fast auf Schwimmbad-Temperatur.

Am Pulvermühlenteich bei Meckelfeld gibt es einen Sandstrand und viel Grünfläche.
Am Pulvermühlenteich bei Meckelfeld gibt es einen Sandstrand und viel Grünfläche. © HA

Jenseits der Bahntrasse Harburg-Lüneburg liegt der Pulvermühlenteich. Der See befindet sich am Ortsrand von Meckelfeld, an der Straße Himmelsbruch. Mit seinen 120.000 Quadratmetern ist er das zweitgrößte Badegewässer im Landkreis Harburg. Wie der „See im Großen Moor“ wird er aus einer unterirdischen Quelle gespeist. Am Baggerteich gibt es Sand- und Rasenstrand, jedoch ohne Badeaufsicht. Zur Stärkung hat in den Sommermonaten ein Imbiss geöffnet.

Badeseen: See im Großen Moor (Maschener See) besticht durch klares Wasser

Der größte Harburger Badesee hat eine Fläche von 250.000 Quadratmeter und liegt zwischen Meckelfeld und Hörsten: der See im Großen Moor, früher auch Maschener See genannt. Am Ufer des künstlich angelegten Gewässers laden diverse Holzstege und ein Sandstrand zum Baden ein. Einen Nichtschwimmerbereich gibt es nicht, und es ist kein Aufsichtspersonal vor Ort.

Vor allem am Wochenende können die Badebereiche (hier der Sandstrand) vom See im Großen Moor zur Grill- und Partymeile werden.
Vor allem am Wochenende können die Badebereiche (hier der Sandstrand) vom See im Großen Moor zur Grill- und Partymeile werden. © HA | Angelika Hillmer

Die Messungen im Mai, Juni und Juli ergaben keine Beanstandungen. Damit erreicht auch dieser See, wie die drei anderen, eine Wasserqualität der höchsten Kategorie „ausgezeichnet“. In den Proben wird nach zwei Bakterienarten (E. coli und Intestinale Enterokokken) gesucht. Sie geben Hinweise auf Verunreinigungen mit Fäkalien, was wiederum ein Gesundheitsrisiko bedeuten würde.

Der See ist von Wald umgeben, die Verschmutzungsgefahr ist generell sehr gering. Und er ist sehr klar. Er hat in allen drei Monaten, in denen gemessen wurde, eine Sichttiefe von zwei Metern. Dies ist ein weiteres Qualitätsmerkmal von (Bade-)Gewässern. Trübes Wasser kann aufkommende Algenblüten signalisieren und erschwert außerdem die Rettung von Ertrinkenden.

See im Maschener Moor: 22,1 Grad und Potenzial für Blaualgenwachstum

Nicht erlaubt, aber ein Blickfang: ein Zelt am Ufer des Sees im Maschener Moor.
Nicht erlaubt, aber ein Blickfang: ein Zelt am Ufer des Sees im Maschener Moor. © HA

Weiter südlich, direkt am Rangierbahnhof, befindet sich der See im Maschener Moor (Fläche: 100.000 Quadratmeter). Auch er liegt sehr idyllisch, von Wald eingerahmt. Wie die anderen beiden Seen entstand das Gewässer beim Bau des Rangierbahnhofs. Die Mai-Messungen weisen eine perfekte Wasserqualität aus. Auch im Juni und Juli ist die bakterielle Belastung niedrig. Das ist nicht immer so: In heißen Sommern können giftige Blaualgen (Cyanobakterien) auftauchen (2022 und 2023 gab es keine Probleme).

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Kolibakterien: Beim Badeteich Ramelsoh wurde zweimal gemessen

Der vierte Seevetaler See ist der kleinste: Der Badeteich in Ramelsloh liegt am südwestlichen Ortsrand und ist nur 5000 Quadratmeter groß. Während seine Wasserqualität bei den ersten Messungen ausgezeichnet war, fiel nach der Probenahme am 15. Juli zunächst eine überhöhte Keimzahl von Kolibakterien (E. coli) auf.

Der Keim kommt natürlicherweise im Darm von Vögeln und Säugetieren vor. In Gewässern deutet er auf Verschmutzungen hin, im Trinkwasser kann er Durchfallerkrankungen verursachen. Bei einer Kontrollmessung am 18. Juli war im Ramelsloher Teich die Keimzahl wieder niedrig und lag deutlich im grünen Bereich.

Der Badeteich Ramelsloh liegt im Ort und ist deutlich kleiner als die Seevetaler Baggerseen.
Der Badeteich Ramelsloh liegt im Ort und ist deutlich kleiner als die Seevetaler Baggerseen. © Gemeinde Seevetal

Leibniz-Institut: Nikotin gefährdet Seebewohner, pinkeln schadet dafür nicht

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB Berlin) bittet Badende und Wassersportler, Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Schon zur eigenen Sicherheit sollte nur an offiziellen Badestellen ins Wasser gegangen werden. Zigarettenkippen dürfen weder ins Wasser noch am Ufer weggeworfen werden.

„Nikotin ist hochgiftig, auch für die Lebewesen unter Wasser. Es ist sehr gut wasserlöslich, und bei Regen ist bereits nach 30 Minuten etwa die Hälfte des Nikotins aus der Kippe gelöst“, erläutern die Wissenschaftler. An anderer Stelle gibt es Entwarnung: Ins Wasser zu pinkeln „ist wirklich nicht schön, aber in den größeren Gewässern schadet es der Umwelt nicht“. 

Badeseen im Landkreis Harburg: Darauf sollten Badegäste immer achten

Wer mit einem Boot oder einer Luftmatratze unterwegs ist, sollte Abstand zum Schilfgürtel halten, da sich Wasservögel dorthin zurückziehen. Und mit eFoils (elektrisch betriebenes Surfbrett mit großer Finne an der Unterseite) über das Wasser zu schweben, ist sicherlich ein großer Spaß und an der Wasseroberfläche sehr leise.

Unter Wasser verstärken eFoils die allgemeine Geräuschkulisse, der Fische und andere Seebewohner ausgesetzt sind. Mehr über die Ökologie von Badeseen können Interessierte nachlesen unter „Was ist das da im Badesee?“.