Harburg. Ärztliche Untersuchung und Test der Fähigkeiten sind für Kinder vor Schulstart üblich. Im Hamburger Süden war das nicht immer so.

Gerade erst haben die großen Sommerferien in Hamburg begonnen. Doch nach den Ferien ist für viele Kinder gleichzeitig vor der Einschulung. Etwas mehr als 2000 aufgeregte Kinder werden im Bezirk Harburg bald mit süßen Schultüten und großen Ranzen in Grundschulhallen sitzen und feierlich aufgenommen werden.

Ihre erste Prüfung haben die meisten zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich: die Schuleingangsuntersuchung. Eine Zeitlang war das in Harburg nicht selbstverständlich. Grund genug für das Hamburger Abendblatt, einmal nachzufragen, ob sich das verbessert hat. Es hat.

Untersuchung vor Einschulung: 2021 betrachtete Harburg nur jedes siebte Kind

2021 machte das Harburger Gesundheitsamt einmal mehr Schlagzeilen: Nach einigen Turbulenzen um die Demission des ehemaligen Amtsleiters und einer schnellen Abfolge von Nachfolgern waren es diesmal allerdings keine Personalien: Harburg hinkte als bezirkliches Gesundheitsamt bei den Schuleingangsuntersuchungen dramatisch hinterher: Nur jedes siebte Kind, das eingeschult wurde, hatte diesen umfassenden Check absolviert. Bildungspolitiker und Schulleiter reagierten verstört.

Immerhin lagen die anderen Bezirke zwischen 50 und 60 von hundert zu untersuchenden ABC-Schützen und nicht bei 13 – wie Harburg. Die Gründe waren vielfältig. Zum einen stöhnten 2021 alle Gesundheitsämter unter Corona-Überlastung.

Bezirk Harburg: Schon 2022 stieg die Quote untersuchter Kinder wieder an

Das hielt einige Bezirke aber nicht davon ab, zumindest im Quartal vor der Einschulung Ärzte aus dem Coronadienst abzuziehen, um die Schuluntersuchungen durchführen zu können. Andere waren von vornherein personell besser ausgestattet. In Harburg gab es unbesetzte Stellen und wechselnde Amtsleitungen.

Das hat sich mittlerweile geändert. Corona ist keine Pandemie mehr, Stellen im Schulärztlichen Dienst wurden nachbesetzt und mit Amtsärztin Mechthild Waldeyer-Sauerland hat das Gesundheitsamt seit drei Jahren eine stabile Leitung. Schon 2022 war die Quote der untersuchten Kinder auf etwa 75 Prozent angestiegen. 2023 wurden 94 Prozent erreicht, in absoluten Zahlen waren das 1872 Kinder.

Schuleingangsuntersuchung ist deutlich mehr als reiner Gesundheitscheck

Für das bevorstehende Schuljahr 2024/2025 führten die Schulärztinnen und Schulärzte bis zum 1. Juli in Summe 1850 Untersuchungen durch, schon fast so viele wie im Vorjahr. Die Quote lag aufgrund steigender Schülerzahlen „nur“ bei 91 Prozent. „Allerdings laufen die Schuleingangsuntersuchungen seitdem ja auch unvermindert weiter“, sagt Bezirksamtssprecherin Sandra Stolle. „Wir sind deshalb sicher, die Quote vom Vorjahr noch einmal zu übertreffen und uns den 100 Prozent anzunähern.“

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Die Schuleingangsuntersuchung ist mehr als ein reiner Gesundheitscheck: Der medizinische Part ist zumeist eher oberflächlich. Die Kinder werden vermessen, gewogen, absolvieren einen Seh- und Hörtest, auch die Impfnachweise werden geprüft. Der wichtigere Teil ist die Entwicklungsbeurteilung. Sprechfähigkeit, Zählen, Zeichnen sowie die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, werden nach einem erziehungswissenschaftlichen Verfahren eingeordnet. Schulen erfahren so bereits vorweg, für welche Kinder sie gegebenenfalls Förderangebote organisieren müssen. Auch die Eltern werden sensibilisiert.

Die Schulen erfahren, für welche Kinder sie Förderangebote organisieren müssen

Für die Gesundheitsämter ist die verpflichtende Schuleingangsuntersuchung eine der wenigen Gelegenheiten, mit Familien in Kontakt zu kommen, die sonst selten Kontakt zu Institutionen der Gesundheitspflege haben. Sie auf eventuelle Probleme aufmerksam zu machen und ihnen niedrigschwellige Angebote zu unterbreiten, ist das Ziel.

Auch bei den Grundschulen wird aufgeatmet, dass sich die Untersuchungsquote wieder 100 Prozent annähert. 2021 hatten aufgrund der Schulärzteknappheit die Schulen selbst Kinder gemeldet, die ihnen bei der Anmeldung oder in den ersten Unterrichtstagen auffielen. Daraus resultieren die erwähnten 13 Prozent.

Schuleingangsuntersuchung: Direktor einer Grundschule lobt die Entwicklung

Seit 2022 geht das Gesundheitsamt wieder selbst auf die Eltern zu. „Für dieses Schuljahr hatten wir bislang noch keine Anmeldung, bei der die Untersuchung nicht vorlag“, freut sich Andreas Wiedemann, Direktor der Grundschule In der alten Forst. „Und das bei sieben Klassen, die wir einschulen.“