Harburg. Über Jahrzehnte hat man sich in Harburg um die Generalüberholung der B73 gedrückt. Nun sind gute Ideen gefragt – offenbar auch abwegige.

Ginge es nach der Harburger CDU, wird die B 73 demnächst für Monate und Jahre zur Bau- und Staustelle. Die Christdemokraten fordern eine baldestmögliche Sanierung der Ausfallstraße auf voller Länge. Damit meinen sie zwar nicht die vollen 100 Kilometer zwischen Harburg und Cuxhaven, aber den gesamten Verlauf auf Hamburger Gebiet, die viel befahrenen 13,5 Kilometer zwischen der Wetternstraße in Neuland und der Voßdrift in Fischbek. Bezirkspolitiker anderer Parteien runzeln darüber die Stirn.

Die Bundesstraße 73 hat noch nie und an noch keiner Stelle ihres Verlaufs zwischen Harburg und Cuxhaven den Ruf gehabt, eine besonders schöne Straße zu sein. Wichtig ist sie aber allemal, und erst recht in Hamburg. Hier ist sie Verbindung zwischen den Harburger Bezirksregionen Harburg und Süderelbe, Autobahnzubringer für Hafenverkehre sowie eine wichtige Pendlerstrecke sowohl in Randstadtteile als auch ins Umland. Auf dem meistbefahrenen Stück zwischen Waltershofer Straße und Moorburger Bogen fahren täglich 44.000 Autos.

Mit zunehmender Lebensdauer einer Straße leidet auch ihr Unterbau

Jedes Mal, wenn an der „Cuxe“ auch nur ein bisschen gebaut wird, hat das zumindest im Berufsverkehr heftige Auswirkungen. Eine große Sanierung der vier- bis achtspurigen Magistrale hat man deshalb lange vermieden, obwohl Grundsanierungen auch bei Straßen unvermeidbar sind.

Mit zunehmender Lebensdauer einer Straße leidet auch ihr Unterbau, und Fehler dort setzen sich dann immer wieder, immer öfter und immer schneller, nach oben fort. Tauchen Risse und Löcher auf, werden sie häufig nur in der Deckschicht saniert, weil das schneller geht.

Monströse Breite und Rennstreckencharakter: B73 zerschneidet ganze Stadtteile

„Dieses ständige Flicken an verschiedenen Stellen ist fast genau so ein Staufaktor, wie es eine Grundsanierung wäre“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende und B-73-Dauernutzer Ralf-Dieter Fischer. „Danach hätte man aber lange Ruhe!“

„Dieses ständige Flicken an verschiedenen Stellen ist fast genau so ein Staufaktor, wie es eine Grundsanierung wäre.“

Ralf-Dieter Fischer
Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung

Das ist allerdings zu bezweifeln. Mit der geplanten Fertigstellung der A26-West zwischen Neu Wulmstorf und der A7 in zwei Jahren wird damit gerechnet, dass der Verkehr auf der B 73 im Süderelberaum stark abnimmt. Dann soll die Straße, die mit ihrer monströsen Breite und ihrem Rennstreckencharakter ganze Stadtteile zerschneidet, zurechtgestutzt werden: weniger Fahrbahn, mehr Nebenfläche für Fahrräder, Fußgänger und Anwohner.

Die Grünen könnten dem CDU-Antrag höchstens in Teilen zustimmen

Bis zu diesem Zeitpunkt, an dem man die Straße ohnehin anfasst, noch eine Sanierung einzuschieben, hält unter anderem der Grünen-Bezirksbgeordnete Michael Sander für unsinnig. „Selbst wenn eine Sanierung schnell erfolgen könnte, würde kurz darauf der Rückbau, zumindest in Neugraben und Fischbek beginnen“, sagt der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses.

Die Grünen könnten dem CDU-Antrag deshalb nicht zustimmen, beziehungsweise höchstens in Teilen, so Sander: „In Harburg sieht das anders aus“, sagt er. „Die A26-Ost ist umstritten und wird eventuell doch nicht mehr gebaut. Dann können wir die B73 in diesem Teil nicht verkleinern und müssen sie sanieren.“

Problem: Wo soll die Sanierung noch eingetaktet werden?

Frank Richter, Fraktionsvorsitzender der SPD, schüttelt den Kopf über die CDU-Forderung: „Wenn ich mich erinnere, wie sehr sich die CDU-Abgeordneten über die Sanierung des Ehestorfer Heuwegs echauffiert haben, möchte ich mir ihre Aufregung über eine jahrelange Teilsperrung der B 73 gar nicht vorstellen“, sagt er. „Zumal ja ohnehin westlich der A7 bald überlegt werden soll, die Straße zu verkleinern und auch in Harburg, wenn die A26Ost fertig ist, ein neues Konzept für die Magistrale greifen soll.“

B73
Die B 73 ist an vielen Stellen stark abgenutzt. © HA | Lars Hansen

Sein Genosse Frank Wiesner, derzeit noch der Verkehrsexperte der SPD-Fraktion, sieht auch ein praktisches Problem. „Wo sollte denn diese neue Großmaßnahme zwischen den ganzen anderen noch zeitlich eingetaktet werden?“, fragt er.

Ein wenig gibt der SPD-Mann der CDU allerdings recht

„Derzeit wird noch die A7 ausgebaut, danach kommt der Ausbau der A1 und parallel muss auch noch die Bremer Straße saniert werden. Während keiner dieser Baustellen kann man auf die volle Kapazität der B73 verzichten.“

Ein wenig gibt Wiesner der CDU allerdings recht: „Dass die B73 saniert werden muss, ist offensichtlich. Deshalb steckt man auch stets in einem Dilemma, wenn man Zeit und Mittel dafür finden muss.“

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Ein kleines Stück der B73 ist übrigens bereits von Grund auf saniert worden: der Kreuzungsbereich mit der Waltershofer Straße. Hier musste 2019 im Vorwege der Bauarbeiten am Ehestorfer Heuweg die Verkehrsführung geändert werden. Untersuchungen ergaben, dass eine Grundsanierung des Kreuzungsbereichs fällig war.

Der eigentlich für Hauptverkehrsstraßen zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hatte dafür jedoch keine Kapazitäten. Der Bezirk sprang ein und finanzierte dies zumindest zum Teil aus dem Velorouten-Etat. Allein für diesen kleinen Abschnitt dauerte die Sanierung ein Jahr.

Der Spitzname „Cuxe“ gilt in Harburg für den ganzen Verlauf der B73

Demnächst wird mit dem „Doppelknoten“ in Harburg auch ein weiteres Stück B 73 saniert. Die Straße beginnt an der Auffahrt zur B75 hinter dem Harburger Bahnhof und führt danach, nach nur einem scharfen Knick mehr oder weniger schnurgerade bis nach Cuxhaven über Buxtehude und Stade.

Der erste Teil, bis zur Nobleestraße heißt Buxtehuder Straße, der zweite, bis zur Waltershofer Straße, Stader Straße und der Abschnitt von dort bis zur Landesgrenze Cuxhavener Straße. Deren Spitzname „Cuxe“ gilt in Harburg für den gesamten Verlauf.