Harburg. Experte der Hamburger Verkehrsbehörde: Der Bau der A26 könnte die Straße entlasten und sie schlanker und schöner machen.

„Das Leben ist kein Highway, es ist die B73“, singt der Liedermacher Thees Uhlmann in seinem Stück „Fünf Jahre nicht gesungen“ und meint damit, dass das Leben nicht schön ist, sondern es schafft, gleichzeitig hektisch und öde, laut und langweilig, schrill und trist zu sein und das alles sehr.

In Harburg hat die Bundesstraße 73 drei Namen: Buxtehuder Straße, Stader Straße, Cuxhavener Straße, kurz: „Cuxe“, wobei „Cuxe“ auch für die anderen beiden Teile der Bundesstraße verwendet wird. Durchgehend mindestens vierspurig zerschneidet sie Stadtteile oder trennt als harte Grenze Gewerbe- von Wohnbebauung. Aus stadtplanerischer Sicht ist die B73 ein Monster. „Aber es besteht die Möglichkeit, dass diese B73 zu einem Harburger Prachtboulevard wird“, erklärte Martin Huber, Amtsleiter Verkehr in der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende den staunenden Harburger Bezirkspolitikern.

Zukunftsvision hängt vom Bau der Autobahn 26 ab

Diese Zukunftsvision hängt aber eng mit einer anderen verkehrspolitischen Entwicklung zusammen und von ihr ab: dem Bau der Autobahn 26. Wenn sie fertiggestellt ist, wird viel Verkehr, der derzeit noch über die B73 entlang der Unterelbe von und nach Hamburg fließt, über diese Autobahn abgewickelt. Deshalb ist es auch vorgesehen, die B73 dann von der Bundesfernstraße zur städtischen Hauptstraße herabzustufen – und die muss nicht zwangsläufig mindestens zweispurig in jede Richtung führen. In Hubers Abteilung wurde schon einmal gerechnet, was möglich wäre. „Eine Entlastung der B73, die ausreichen würde, um im Bereich des Harburger Zentrums Spuren zu reduzieren, können wir nur erreichen, wenn die ganze A26, also auch die A26 Ost, fertiggestellt wird“, sagt er.

Dass die A26 Ost zu bauen ist, steht im Hamburger Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen. Es steht auch im Bundesverkehrswegeplan. Trotzdem gilt die A26 Ost, die von Moorburg bis Stillhorn die A7 mit der A1 verbinden würde, bei vielen Grünen – ähnlich wie der Bau des Kraftwerkes Moorburg, das nun ja auch wieder vom Netz ist – als Kröte, die man zwecks Regierungsbeteiligung schlucken musste.

Die B73 auf Hamburger Gebiet haben die Planer in vier Abschnitte eingeteilt: „Süderelbe“ von der Landesgrenze bis zur Waltershofer Straße, „Industriegebiete Hausbruch“ von Waltershofer Straße bis Moorburger Bogen“, „Westliche Stadteifahrt Harburg“ von Mariahilf bis Bissingstraße und „Innenstadt Harburg“ bis zum Doppelknoten. Die derzeitigen Verkehrszahlen auf diesen Abschnitten sind hoch: 30.000 Fahrzeuge täglich an der Landesgrenze, 44.000 an der Autobahnanschlussstelle Heimfeld und 33.000 in Harburg. „Der Verkehr wird in Richtung Autobahn immer dichter“, sagt Huber.

Davon wird die A26 West schon einen guten Teil abnehmen: An der Landesgrenze prognostizieren die Rechnungen dann noch 23.000 Autos, wiederum mit steigender Anzahl durch lokale Verkehre bis zur Autobahn. Östlich der A7 würde es, wenn es bei der A26 West bleibt, keine Veränderungen geben. Im Gegenteil: In der Region Harburg würde der Verkehr auf der B73 sogar mehr werden. Bis zu 37.000 Fahrzeuge würden nun täglich in Höhe des Harburger Zentrums zu zählen sein. Im Raum Süderelbe hingegen könnte man bereits Fahrstreifen reduzieren.

Idealfall für die B73 wäre die Realisierung der A26 Ost

Diese Reduzierung würde, so die Rechnung, dazu führen, dass noch mehr Verkehr auf die A26 ausweicht. An der Landesgrenze wären es noch 17.000, an der A7 28.000 Autos und auch in Harburg käme man nur noch auf 28.000. Eine Einspurigkeit wäre rechnerisch aber nur für Neugraben-Fischbek möglich.

Der Idealfall für die B73 wäre die Realisierung der A26 Ost, auf der sehr viel des heutigen Durchgangsverkehrs Harburg umgehen würde: knapp unter 17.000 Autos an der Landesgrenze, nur noch um die 27.000 rund um den A7-Anschluss und 25.000 am Doppelknoten. Nur im Bereich Industriegebiete Hausbruch sowie zwischen Doppelknoten und Schlossmühlendamm bliebe eine Verengung der B73 dann ausgeschlossen.

Den gewonnen Platz könnte man für Busspuren und Fahrradstreifen nutzen, schlug der FDP-Abgeordnete Oliver Hinners vor, der auch neuer stellvertretender Vorsitzender des Mobilitätsausschusses ist. Man könnte auch die Aufenthaltsqualität im Neugrabener Zentrum verbessern, schlug die Grünen-Abgeordnete Britta Ost vor. Wichtig sei dann aber, dass auch in Neu Wulmstorf die B73 schon eingeengt werde. Frank Wiesner von der SPD schwebt Wohnungsbau nach dem Hamburger Magistralenkonzept vor. „Das wird man an den einzelnen Stellen dann alles sehen müssen“, sagt er. „Die Eisenbahnstrecke ist ja auch immer noch da.“