Neugraben/Harburg. ADFC kritisiert fahrradfeindliche Planung im Neubaugebiet Fischbeker Reethen: „Radverkehr wurde im grünen Quartier offenbar vergessen!“
Bei der Planung für das neue Wohn- und Gewerbequartier in Harburg, so kritisiert der Fahrradclub ADFC, fehlen Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mobilität. Auch gute Wege für den Radverkehr hätten die Planer*innen offenbar vergessen.
In unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Moorgürtel soll im Hamburger Stadtteil Neugraben-Fischbek ein „lebendiges, urbanes und grünes Quartier“ entstehen, „in dem Wohn- und Gewerbenutzung gleichwertig nebeneinanderstehen“, verspricht die IBA Hamburg, die das Quartier im Auftrag der Stadt entwickelt. Leider, so heißt es von den Radlobbyisten des ADFC, hätten die städtischen Planer*innen die Ausstattung und Anbindung des Neubauviertels mit moderner, klimafreundlicher Verkehrsinfrastruktur vergessen.
Stadt Hamburg habe aus Fehlern in der HafenCity nichts gelernt, lauten die Vorwürfe
„Offenbar hat die Stadt Hamburg aus ihren in der Hafencity gemachten Fehlern nichts gelernt“, kritisiert Sven Anders von der Bezirksgruppe Harburg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Cubs (ADFC). „In den Plänen für das Neubaugebiet Fischbeker Reethen fehlen Angebote für nachhaltige Mobilität und eine moderne Radinfrastruktur – und das im Jahr 2024!“
Tatsächlich hätten die Planerinnen nicht einmal eine Verkehrsprognose für den zukünftigen Radverkehr im Quartier erstellt, sondern nur für den Kfz-Verkehr, bemängelt der Fahrradclub. Dessen Anteil am zukünftigen Gesamtverkehrsaufkommen kalkulieren die Planer auf vierzig Prozent. „Wie viele neue Radfahrerinnen es geben wird oder soll, berechnen sie erst gar nicht. Auch eine gute Anbindung des Radverkehrs an das Neubaugebiet fehlt, und der Bus muss zur S-Bahn aus Naturschutzgründen einen riesigen Umweg über die B73 fahren“, erklärt Anders. „Ich habe den Eindruck, die zukünftigen Bewohnerinnen der Fischbeker Reethen sollen ausschließlich mit dem Auto fahren, wenn es nach den Planerinnen geht.“
Anbindung könnte über den geplanten Radschnellweg Hamburg-Stade laufen
Die einzige bestehende Radanbindung an das Gebiet besteht zur Zeit tatsächlich aus schmalen, alten und ungepflegten Hochbordradwegen an der B73. Und in der angrenzenden Sandbek-Siedlung sind die Straßen schon heute unübersichtlich. Anders: „Die Anbindung könnte aber über den geplanten Radschnellweg Hamburg-Stade passieren, nur fehlt es dazu einer entsprechenden Querung der Bahngleise.“ Die einzige Querungsmöglichkeit für Radfahrende, die Richtung Hamburg wollen, sei die Unterführung am Bahnhof Fischbek. „Die ist aber heute schon viel zu klein und alles andere als komfortabel.“
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Die neu geplanten Radwege entsprechen zum Teil nicht einmal den aktuellen Hamburger Regelwerken für Planung und Entwurf von Stadtstraßen (ReStra) aus dem Jahr 2022: Sie sind nur zwei Meter breit, sodass sich Radfahrer*innen untereinander nicht überholen können. Dabei könnte die Stadt hier ohne Weiteres moderne Radwege zur Schule und zur S-Bahn bauen und damit auch für eine gute Anbindung an das bereits bestehende Quartier Fischbeker Heidbrook und auch als Verbindung zwischen Fischbek und Neu Wulmstof sorgen. „Wer hier spart, darf sich nicht wundern, wenn es Elterntaxis zur Schule gibt und Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht bringen“, sagt Anders.
Weitere Kritik an Fischbeker Quartier: Keine Halteplätze für Lieferverkehr
Ein weiterer Kritikpunkt: Die fehlende Bereitstellung von Parkplätzen für den Lieferverkehr in den bisherigen Planungen führt zu Verkehrsbehinderungen und Sicherheitsproblemen. Auch sollen Kfz-Parkbuchten zu den Geh- und Radwegen aus ästhetischen Gründen keine Kantsteine als Abgrenzung erhalten. „Das führt dazu, dass Autos in den Gehweg ragen werden – die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen muss aber Vorrang vor geschmäcklerischen Dingen haben“.
Der ADFC fordert die umgehende Überarbeitung der Planungen für das Neubaugebiet Fischbeker Reethen (NF67) unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Anforderungen des Radverkehrs: „Wer die Mobilitätswende will, muss Radfahrerinnen angemessene und moderne Infrastruktur bauen, die den Verkehrsteilnehmerinnen Sicherheit und Mobilität garantiert und so einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leistet.“