Harburg. Der fünfjährige Rüde Koda ist ein Multitalent: Als Therapiehund verteilt er Arbeitsblätter an Schüler – und hilft bei den Hausaufgaben.

  • Kann man einen Husky in einer Wohnnung im urbanen Umfeld halten?
  • Man kann – wenn man es macht wie die Harburgerin Sabrina Meszaros
  • Sie fordert ihren fünfjährigen Husky-Rüden körperlich, aber auch mental

Der Harburger Binnenhafen ist für seine maritime Atmosphäre und als Technologiequartier bekannt, aber er ist auch Heimat von Husky Koda. Bei Schnee dreht der fünfjährige Rüde so richtig auf – dann, wenn sein Frauchen Sabrina Meszaros Trainingseinheiten mit ihm macht.

Jeden zweiten Tag ist das Gespann je nach Wetter mit dem Roller oder Fahrrad unterwegs. Denn kurz vor Weihnachten geht es mit Partner und Freunden nach Nordschweden. Zum Schlittenfahren.

Ein Husky mit Spezialauftrag im Binnenhafen: An den Wochenenden viel unterwegs

„Wir trainieren jetzt das Schlittenziehen mit dem Roller. Das macht die normalen Spaziergänge deutlich anstrengender, denn er zieht jetzt auch stärker an der Leine“, sagt Meszaros. An den Wochenenden ist die Sportlehrerin mit Koda (übersetzt: Freund) auch an der Elbe, in den Harburger Bergen, der Lüneburger Heide und dem Landkreis Stade unterwegs.

Hier geht es bergauf. Husky Koda zieht unverdrossen den Scooter mit Sabrina Meszaros zur Straße Lauenbrucher Deich.
Hier geht es bergauf. Husky Koda zieht unverdrossen den Scooter mit Sabrina Meszaros zur Straße Lauenbrucher Deich. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Es wird gewandert, gejoggt und ein Gefährt gezogen, über Hindernisse gesprungen, herumbalanciert. „Huskys müssen beschäftigt werden“, sagt die 32-Jährige. Am kommenden Sonntag gehen die beiden beim St. Pauli X-Mass-Run an den Start.

Harburger Hafen ist idealer Trainingsparcours für Schlittenhund Koda

Koda kam im Alter von zwölf Wochen zu Sabrina Meszaros. „Er ist immer noch ein Kind, sehr verspielt“, sagt sie und knuddelt ihren Sportpartner. Damals studierte Meszaros in Koblenz Pädagogik. Sie wählte einen menschenfreundlichen Welpen aus, denn ihr Ziel war es, den Hund später mit in die Schule zu nehmen.

In Kleve aufgewachsen, wollte sie anschließend in Nordrhein-Westfalen eine Stelle als Gymnasiallehrerin antreten. „Aber es gab keine passenden Stellen“, sagt die Lehrerin für Sport und Geschichte. In Hamburg wurde sie fündig, „und das ist ja keine schlechte Adresse“. Sie landete in Neugraben, am Gymnasium Süderelbe.

Schon frühmorgens vor der Schule drehen Hund und Frauchen eine Hafenrunde, laufen einmal rund um den Binnenhafen, den Dampfschiffsweg hoch, am Deich entlang, über Hafenschleuse und Nartenstraße zurück zur Wohnung an der Harburger Schloßstraße. Es sei ein Glücksfall, dass sie vor zwei Jahren diese Wohnung gefunden habe, sagt die Hundeliebhaberin. „Der Hafen ist wunderschön, und wir haben es nicht weit bis ins Grüne.“

Der Husky hilft Neugrabener Gymnasiasten bei Hausaufgaben

Montags und freitags gehen beide anschließend zur Schule. „Koda unterstützt die Kinder bei den Hausaufgaben“, sagt Meszaros, die Schüler alle Altersklassen unterrichtet. „Er zieht Vokabelkarten, dreht am Glücksrad mit Fragen oder würfelt Fragen aus. Im Geschichtsunterricht verteilt er Arbeitsblätter“, sagt die stolze Halterin. Koda ist nicht nur sportlich, sondern auch ein zertifizierter Schulhund, geprüft von der ESAAT, der europäischen Vereinigung für Ausbildung und Einsatz von Therapiehunden.

Eingespieltes Team: Sabrina Meszaros und ihr Husky Koda.
Eingespieltes Team: Sabrina Meszaros und ihr Husky Koda. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Am Nachmittag ist der Husky zusammen mit zwei weiteren Therapiehunden in der Hundeführerschein AG aktiv. Da geht es um den richtigen Umgang mit den Vierbeinern und die Frage, wie man ihre Gesten und ihr Verhalten liest. In Hamburg gebe es auch an anderen Schulen Hunde, sagt Meszaros. Meist seien es Grundschulen.

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Von Dienstag bis Donnerstag fährt Frauchen allein zur Schule. In den Freistunden um die Mittagszeit kommt Sabrina Meszaros zurück zur nächsten Trainingseinheit im Hafen. Schon kurz nachdem sie die Haustür aufschließt, wird Koda in der Wohnung unruhig. Das steigert sich, als sie die Treppen zum ersten Stock hinaufgeht und die Wohnungstür aufschließt. Mit überschwänglicher Freude wird Frauchen begrüßt – und die Besucherin vom Abendblatt gleich mit.

Frauchen Sabrina Meszaros macht mit Koda täglich drei Trainingseinheiten

Kurzer Jackenwechsel für die „Zug-fahrt“ auf dem Scooter, Griff zum Helm und zum Hundegeschirr – Koda ist aus dem Häuschen. Meszaros weist ihn in die Schranken: Auf das „Sitz!“ reagiert der Husky sofort und lässt sich, eher unwillig, nieder. Es wird deutlich, dass die beiden neben dem Gymnasium auch eine Hundeschule besuchen. Dort werden das Alltagsleben und damit auch die Grund-Kommandos geübt.

Der Roller wird aus dem Keller geholt und zunächst durch den verschneiten Binnenhafen geschoben. Bis zur Rennstrecke am menschenleeren Lauenbrucher Hauptdeich. Sabrina Meszaros legt das Schlittenhundegeschirr an und nimmt hinter ihrem Husky Stellung. Der prescht auf den Befehl „Lauf!“ sofort los. „Wenn er einmal läuft, dann läuft er“, sagt sie. Heute ist die Übungseinheit besonders fordernd, denn der Scooter fährt durch gut zehn Zentimeter tiefen Schnee. Gezogen wird nur jeden zweiten Tag – „sonst wird er zum Leistungssportler, und ich muss ihn noch mehr bewegen“.

Koda entspannt im Wohnzimmer nach einer Sporteinheit.
Koda entspannt im Wohnzimmer nach einer Sporteinheit. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Bald geht es in den Urlaub: Mit Freunden von der Stader Huskyfarm

Nach dem Training fährt Frauchen wieder zur Schule. Am späten Nachmittag kehrt sie zurück. Dann folgt die Abendrunde, die –je nach Belastung am Mittag – mal fordernd, mal entspannt absolviert wird. In der Winterzeit kann Koda nicht genug bekommen. „Er ist jetzt viel aktiver und stärker als im Sommer“, sagt Meszaros. „Und er liebt es, auf dem Balkon zu liegen. Im Winter bekomme ich ihn kaum in die Wohnung.“

In gut zwei Wochen kann der Husky Schnee im Überfluss genießen. Dann startet das Paar Richtung Lappland. „Wir fahren mit unseren Freunden von der Stader Huskyfarm“, sagt die Hundetrainerin. Zum Schlittenfahren. Mit insgesamt 15 Hunden. Dann wird Koda sein Frauchen mit ein bis zwei anderen Huskys durch die nordschwedische Wildnis ziehen. Schwer zu sagen, wer von den beiden sich mehr darauf freut.