Hamburg. Experten helfen Haltern zu verstehen, was ihre Tiere wollen und brauchen. Ein Überblick über zehn Hundeschulen und ihre Konzepte.
Freie und Hundestadt Hamburg: Mit rund 89.551 offiziell registrierten Hunden, Tendenz steigend, zeigen sich die Hamburger als echte Hundefans. Aber wo viele Vierbeiner auf engem städtischen Raum leben, gibt es Regeln zu beachten – und mit einer guten Erziehung des Tieres gestaltet sich das Leben mit anderen Menschen und Vierbeinern gleich viel leichter. Doch wie findet man die geeignete Hundeschule?
Anne Klose, die mit ihrer Kollegin Antje Thiele seit 13 Jahren die Hundeschule Hansehund betreibt, sagt: „Eine gute Hundeschule hat einen individuellen Blick auf das Mensch-Hund-Team und nimmt die formulierten Ziele und Bedürfnisse ernst und stülpt den Kunden und Kundinnen nicht ein Schema F auf.“ Wie immer im Leben, kommt es auch darauf an, ob die Chemie zwischen Trainer und Hundehalter stimmt. Das Abendblatt stellt Hundeschulen in Hamburg und im Norden vor.
Hundeschule in Hamburg: Hansehund
Woran man auf der Freilauffläche erkennt, dass ein anderer Hundehalter mit seinem Tier bei Hansehund war und sich die Tipps dort zu Herzen genommen hat? Der Hund darf keinem Ball hinterherjagen. Wieso das denn nicht? Weil man dann schnell einen Ball-Junkie hat, der die Droge Ball bei jedem Spaziergang braucht. Und Drogen sind Mist. Dieses Beispiel zeigt, wie sinnvoll es ist, sich mit dem Hund und seinen Bedürfnissen, unterstützt von Profis, zu beschäftigen.
Erziehung, Beschäftigung, Workshops, Ausflüge und Hundebetreuung. Bei Hansehund gibt es das Rundum-sorglos-Paket für Hundebesitzer, auch online. Da jedes Alter seine besonderen Herausforderungen hat, bietet das Team nach der Welpenschule (20 Euro pro Termin) und der Junghundegruppe (150 Euro für sechs Gruppenstunden) eine Erziehungsgruppe für die Fortgeschrittenen an. Trainiert wird viel im Volkspark, in Bahrenfeld und im Westerpark.
Auch Einzeltraining ist möglich (60 Minuten kosten 70 Euro). Ebenfalls im Angebot: Beim gemeinsamen Stadtspaziergang durch Hamburg mit den Hundetrainerinnen lernen die Halter, mit ihren Hunden Bahn zu fahren und das Leben in der Großstadt gelassen zu meistern. Auch auf Instagram ist Hansehund aktiv, ein Blick dort lohnt sich (hansehund-hundetraining). Nach dem Hamburger Hundegesetz herrscht in Hamburg eine Anleinpflicht. Wer sich und seinen Hund von der allgemeinen Anleinpflicht befreien lassen möchte, kann bei Hansehund eine Gehorsamsprüfung ablegen.
Infos: www.hansehund.de
Hundeschule in Hamburg: Glückshunde
Auch bei den Glückshunden von Verena Mörtel geht es um Erziehung, Beschäftigung, eben darum, dass Hund und Halter ein Team bilden, sich verstehen und entspannt durchs Leben gehen. Warum Hundeerziehung so wichtig ist? Erziehung bedeutet Freiheit. „Damit du als Hundebesitzer mit gutem Gefühl Freiheiten geben kannst, ist es wichtig, Grenzen setzen zu können, die der Hund akzeptiert“, so Verena Mörtel.
Von der Welpengruppe über die Erziehungsberatung bis zum Einzeltraining reicht das Angebot. Wer mit der Erziehung schon recht weit gekommen ist und anfängt, sich auf den immer gleichen Runden zu langweilen, erhält Einblicke in sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten mit Hund. Eine Besonderheit ist der Zughundeworkshop mit Stina. Dabei läuft der Hund voran, etwa zu Fuß, mit dem Scooter oder Fahrrad. Geübt wird im Volkspark, Kosten: 129 Euro für fünf Termine.
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In der offenen Gruppe, die sich einmal im Monat trifft, stehen Fährtensuche, Futtersuche, Tricks und Bindungsspiele an. Wer einen kleinen Hund hat, ist beim Minispaziergang gut aufgehoben. Bei dieser Tour können die Kleinen miteinander auf Augenhöhe spielen. Dabei erfahren die Hundehalter jede Menge über die Körpersprache der Hunde und über das hündische Verhalten. Wie alle anderen Hundeschulen auch, bietet Verena Mörtel individuelle Erziehungs- und Verhaltensberatung an. Die Kurse finden vor allem im Hamburger Westen statt.
Hundeschule in Hamburg: Hahutra
Hundetrainerin Johanna Spahr ist nicht nur eine Hundekennerin, sondern auch digital ziemlich umtriebig und hat mit „Die furminante Grandiosität“ einen eigenen Hundepodcast. Auf Instagram kann man ihr unter johanna_hundemensch folgen. Den Besuch eines Trainings ersetzt das aber nicht. Empfehlenswert ist ihr Onlinekurs „Entspannt unterwegs“ für eine sichere Basis mit dem Hund. Das ist auch interessant für alle Nicht-Hamburger. Wer aber in der Hansestadt lebt, kann Johanna Spahr persönlich buchen.
Denn ein Eins-zu-eins-Coaching ist die intensivste Zusammenarbeit, und so bekommen Hundehalter direkte Rückmeldung. Im Fokus steht die Alltagstauglichkeit, vor allem in der Enge der Großstadt. „Führung und Struktur spielen für uns eine große Rolle im Zusammenleben von Mensch und Hund. Hier geht es keinesfalls um Härte, Unterdrückung oder ein Entscheidungsmonopol.“ Worauf es bei der Erziehung von Hunden ankommt, sind klare Strukturen, Rituale und Grenzen und natürlich die richtige Belohnung.
Hundeschule an der Ostsee: Feingeister & Dickköpfe
Verhaltensberaterin und Hundetrainerin Cordula Möller hat mit „Feingeiste & Dickköpfe“ ein besonderes Angebot an der Ostsee. Viele ihrer Kunden verbinden einen Urlaub an der See mit einem Seminar oder einem Intensivtraining mit Cordula Möller. Wer etwa mit ihr an einem Social Walk an der Ostsee teilnimmt, kann erleben, welche Ruhe sie ausstrahlt und wie genau sie jeden einzelnen Hund beobachtet und dem Halter die Körpersprache seines Tieres erläutert. Es ist beeindruckend, wie sie die Hunde als Persönlichkeiten erfasst.
Es ist ein Höhepunkt, wenn Cordula „Cordi“ Möller Hundebegegnungen synchronisiert. Sie übersetzt das Hundeverhalten dann wie eine Dolmetscherin synchron in Menschsprache – so kann man gut nachvollziehen, was bei den Hunden gerade passiert. Eine Hundehalterin beschreibt einen Kurs bei Cordula Möller so: „Bei ihr geht es um Beziehung statt um Befehle, um Kommunikation und Interaktion statt Dressur.“ Und wie schön ist es, als Hundehalter von einer Expertin erklärt zu bekommen, wie der eigene Hund so tickt.
Das sorgt für weniger Missverständnisse in der Mensch-Hunde-Kommunikation. Cordula Möller bietet die üblichen Welpen- Junghund- und weitere Erziehungskurse an (Paketpreise ab 160 Euro) und ist die perfekte Ansprechpartnerin bei Verhaltensproblemen. Sie teilt ihr Wissen in Vorträgen, etwa zum Spielverhalten bei Hunden und wozu es dient (15 Euro). Es gibt Vorträge zum Australian Sheperd, zur Hundegesundheit. Und ganz wichtig für alle, die überlegen sich einen Hund anzuschaffen: Sie können sich an Cordula Möller wenden und sich vorab informieren. Natürlich bieten das auch alle anderen Hundeschulen an.
Hundeschule in Hamburg: Die Ramelöwin
Die Ramelöwin nennt sich Inken Ramelow. Ihre Philosophie: Gemeinsam wird geguckt, wo das Problem liegt, Halter und Trainerin formulieren ein Ziel, und dann geht es an die Arbeit. Eine Teilnehmerin aus Hamburg sagt: „Ich finde sie super. Sie stellt sich auf jeden Hund ganz individuell und toll ein, nimmt sich Zeit und ist total tierorientiert.“ Inken Ramelows Besonderheit: Sie nimmt Hunde auch für Trainingstage bei sich zu Hause in Niendorf auf.
Hundeschule bei Lübeck: Die Küstenköter
Auf schwere Hunde-Jungs und harte Mädels haben sich Melanie und Nikolaus Stoppel in Weede bei Lübeck spezialisiert. Ihnen liegt die Resozialisierung von sozial auffälligen Hunden am Herzen. Diese kommen aus ganz Deutschland zu den Küstenkötern. Schließlich hat nicht jeder einen leicht erziehbaren Wuff an seiner Seite. Manche machen es ihren Haltern eben etwas schwieriger. Aber wie schön ist es, dass auch diesen Schwererziehbaren geholfen werden kann. Denn: „Es gibt keine Problemhunde, sondern nur Hunde mit Problemen und Probleme sind zum Lösen da.“
Das ist wie bei Eltern mit Kindern, die eben anders sind: Es ist wohltuend, auf Verständnis zu stoßen, statt mit Vorwürfen konfrontiert zu werden. Die Stoppels leiten außerdem die einzige Raufergruppe im Umkreis. Warum das? Weil manche Hunde durch ihr Verhalten auch einsam machen können. „Proleten, Klopper und andere Hundewiesenrambos und Rambolinchen“, nennen die Stoppels diese Hunde. Eben die Raufbolde. Und auch bei ihnen verstecke sich hinter der harten Schale oft ein netter Kern. Hat man einen Hund, der auf Krawall gebürstet ist, gehen Halter solcher Hunde meistens allein spazieren. Damit Mensch und Hund trotzdem soziale Kontakte haben, geht es auf einem eingezäunten Gelände mithilfe der zertifizierten Trainer und Trainerin daran, das Beste aus diesen Hunden zu holen (kostet 15 Euro). Ein Blick auf die Küstenköter-Homepage lohnt sich.
Die beiden sind direkt und schonungslos, weil sie das Beste für das Tier wollen. Steht da doch etwa: „Viele der Problemverhalten wurden unbewusst durch die Hundebesitzer bestärkt – ganz ohne Leckerchen. Es ist verrückt. Auf der einen Seite halten wir unsere Hunde für so intelligent, dass sie unsere innersten Stimmungen wahrnehmen, auf der anderen Seite halten wir sie für dermaßen blöd, dass wir glauben, wir müssten nur laut genug quietschen und genügend Futter in sie reinstopfen, damit sie tun, was wir sagen.“ Immer wieder taucht der Begriff der gewaltfreien Erziehung beim Thema Hund auf. Die Meinung der Stoppels dazu: „Im Hundetraining sollte es vor allem fair zugehen. Das heißt, dass der Hund eine Chance erhält, etwas zu lernen. In dem Moment, in dem diese Chance wegfällt, ist selbst der kleinste körperliche Eingriff in den Hund unfair und deshalb zu verurteilen. So nett wie möglich, so deutlich wie nötig!“
Hundeschule in Hamburg: Mels Hundekram
Soziales Miteinander lernen, was sagt mein Hund zu mir und wie antworte ich darauf? Das steht bei Melanie Knies-Wepler in der Welpengruppe auf dem Stundenplan. Dazu gibt es in der Hunde-Kita Kooperationsübungen, Umweltgewöhnung und auch Spielen. Hunde lernen hier, auch einmal Ruhe aushalten zu können. Das ist wichtig für das gemeinsame Leben, vor allem in der Stadt. Es folgen Junghunde 1 (Grundschule) und 2 (weiterführende Schule). Ein Einzeltraining kostet hier 88 Euro (60 Minuten), Welpen- und Junghundegruppe 1 jeweils 32,50 Euro.
Hundeschule an der Schlei: Gangwerk
Früher hat sie im Hamburger Westen Hundehaltern bei der Erziehung ihrer Tiere geholfen, hat Mensch und Hund die Arbeit mit Dummys und das Apportieren beigebracht. Seit diesem Jahr können die Menschen in der Schleiregion mit Sybille Günner an der Erziehung ihrer Hunde arbeiten. Und Hundeerziehung ist Arbeit. Aber eine, die meistens Spaß macht. Sybille Günner macht das ruhig, direkt und ohne viel Firlefanz und mit Ideen, die im Gedächtnis bleiben. Soll der Junghund nicht immer weglaufen und sich auf Frauchen oder Herrchen im Freilauf fokussieren?
Dann rät Günner auch schon mal dazu, „Förster zu spielen.“ Heißt: Der Mensch zupft etwa an einem Blatt und tut so, als sei da an der Baumrinde etwas ganz Spannendes, um sich für seinen Hund interessant zu machen. Das Ergebnis: Das Hündchen kommt aus Neugier angerannt, guckt, was es da Interessantes gibt. Das fördert die Orientierung des Hundes zu seinem Menschen, zu einer Bindung. Denn: „Der Weg dahin geht über die Beziehung: Erziehung ist Beziehung“, so Günner. Sie arbeitet im Einzeltraining oder in Kleingruppen in Kappeln an der Schlei und bietet auch Dummytraining an.
Hundeschule in Hamburg: Hyggehund
Einen etwas anderen Ansatz vertritt Anna Carina Klein, die sich zunehmend auf das Training mit Tierschutz-Hunden fokussiert und auf das Coaching von Menschen. Ihr Erfolgsrezept basiere auf einem Mix aus Coaching für den Menschen und Training mit dem Hund. „In meiner jahrelangen Arbeit als Ärztin habe ich gelernt, dass es keine 0815-Therapie gibt und jeder Mensch individuell behandelt werden sollte.“
Hundeschule in Bargteheide: Fundogkids
Der Name dieser Hundeschule ist Programm. Hier werden Kinder hundesicher gemacht. Anbieter Stephan Beste möchte Kinder und Hunde zusammenbringen. Sein Konzept: „Die Möglichkeit, Hunde spielerisch kennenzulernen, mit anderen Kindern und ihren Hunden gemeinsam Spiele zu entwickeln, Ängste abzubauen und Zeit gemeinsam zu verbringen.“ Das war für ihn der Grund für Fundogkids, einer Möglichkeit für Kinder, all das mit ihrem oder mit fremden Hunden zu erleben. Das Angebot richtet sich an Mädchen und Jungen von fünf bis 17 Jahren. Kinder oder Jugendliche, die mit dem eigenen Hund ein Problem haben, werden vor Ort besucht. Beim Kurs „Kind & Hund ein Team“ geht es darum, wie Kinder und Jugendliche ab sieben Jahren mit ihrem Hund etwas Schönes erleben.
Am Anfang jeder Stunde dürfen die Hunde sich mit ihren Artgenossen befassen, dann geht es mit leichteren Kommandos weiter, die jedes Kind-Hunde-Team beherrschen sollte. Siebenmal 60 Minuten kosten 80 Euro. Beim „Kinderhundeführerschein“ für Kinder ab fünf Jahren lernen Mädchen und Jungen den Umgang mit Hunden. Das Angebot richtet sich auch an Kinder, die unsicher sind in Gegenwart von Hunden, oder an junge Tierliebhaber, die einen eigenen Hund bekommen wollen. Es werden Alltagssituationen geübt, in denen Kinder die wichtigsten Regeln im Umgang mit Hunden lernen. Alles findet auf dem Hundeplatz in Bargteheide statt.