Harburg. Barrierefreie Wohnungen liegen am Harburger Sand – nur wenige sind noch zu haben. Doch wie wohnt es sich dort? Ein Hausbesuch.
Die Räume sind hell, haben Fußbodenheizung, bodentiefe Fenster, Loggien und Balkone mit schönen Ausblicken auf Harburg und den Wochenmarkt: Seit Mitte September sind die 77 barrierefreien Wohnungen am Sand bezugsfertig. 54 von ihnen sind bereits vermietet. Meist an Senioren, einzelne an jüngere Menschen mit Behinderung. „Viele der Mieter haben ihr eigenes, nicht seniorengerechtes Haus verkauft und sind hier eingezogen“, sagt Edward T. Martens, Vorstand vom Bauherrn AVW Immobilien.
Bei einer Führung durch die Hausflure ist Neubaugeruch wahrnehmbar. Vor den ersten Türen liegen Fußmatten, stehen Straßenschuhe. Allmählich füllt sich das Haus. „Wir haben hier sehr hochwertig gebaut“, sagt Martens. „Das führt zu höheren Mieten. Dadurch dauert die Vermarktung etwas länger.“
Barrierefreies Wohnen am Harburger Sand – in HafenCity-Qualität
Die 24 geförderten Wohnungen sind nicht mehr zu haben. Bei den 23 frei finanzierten Wohnungen, die aktuell auf der Website am-sand.hamburg angeboten werden, liegen die Quadratmeterpreise je nach Lage und Größe der Wohnungen zwischen 17,50 und 23,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.
Martens schließt die Tür zur größten Wohnung im 7. Obergeschoss auf. Das Dreieinhalb-Zimmer-Apartment ist knapp 103 Quadratmeter groß und bereits reserviert. „Wir haben das Gebäude in HafenCity-Qualität gebaut“, sagt er nicht ohne Stolz und betritt den Balkon. Der Blick fällt auf den Wochenmarkt und schweift über die Harburger Innenstadt.
Einzelhandel, Restaurants, Ärzte und Apotheke direkt vor der Tür
„Das Seniorenwohnen passt in die Zeit“, sagt er. „Der Anteil von barrierefreien Wohnungen liegt in Hamburg im niedrigen einstelligen Bereich. Wer hier einzieht, hat Einzelhandel, Restaurants, Ärzte und Apotheke direkt vor der Tür. Bis zu den Bushaltestellen und der S-Bahn-Station sind es 20 Meter.“
Am Haupteingang neben dem Treppenabgang zum Markt ist das Logo der K&S-Gruppe zu sehen. Das Pflegeunternehmen, das ein paar Meter weiter an der Neuen Straße eine Seniorenresidenz betreibt, hat im Erdgeschoss des Neubaus ein Büro angemietet. Als Ansprechstelle für alle Mieter. Die können sich hier beraten lassen und bei Bedarf Pflege- und Betreuungsleistungen durch den ambulanten Pflegedienst von K&S buchen.
Seniorengerechte Wohnungen richten sich an neue Zielgruppe
Sieben Jahre sind vergangen vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung des Gebäudes. Zunächst musste der Bebauungsplan geändert und von AVW der Architekturwettbewerb gewonnen werden. „Wir haben das Gebäude 1:1 wie im Wettbewerb eingereicht umgesetzt“, sagt der Bauherr, das sei nicht bei allen Bauprojekten (von Mitbewerbern) der Fall.
Von der ersten Idee, Studentenwohnungen zu bauen, hatte sich die AVW Immobilien AG zuvor schon verabschiedet – in der Innenstadt seien bereits mehrere andere Projekte am Start gewesen. So wurde mit den seniorengerechten Wohnungen eine neue Zielgruppe anvisiert.
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Noch vor Baubeginn im Sommer 2021 wurde den Investoren klar, dass sie es mit einem komplexen Untergrund zu tun haben werden, der Probleme mit Wasserzuflüssen machen und zu Mehrkosten führen wird. Dennoch lief die Baugrube voll, und es wurden noch weitergehende Maßnahmen nötig. „Viel Geld haben wir hier unten versenkt“, sagt Martens und zeigt Richtung Boden.
Da im Erdgeschoss zunächst ein großer Supermarkt geplant war, mussten spezielle Zugänge für die Lieferverkehr eingeplant werden. Doch ein potenzieller Interessent sprang ab.
Dirk Block eröffnet ein L‘Osteria-Restaurant – auf rund 800 Quadratmetern
In das rund 1600 Quadratmeter große Erdgeschoss werden Gastronomie und/oder Einzelhandel einziehen. Seit wenigen Tagen ist klar, dass knapp die Hälfte der Fläche an den Hamburger Unternehmer Dirk Block geht. Er will auf der zum Ärztehaus liegenden Seite sein elftes L‘Osteria-Restaurant eröffnen.
Es soll italienische Küche, 120 Sitzplätze im Gastraum und 40 auf der Außenterrasse bieten. Geplante Eröffnung: Juni 2024. Für die zweite Erdgeschossfläche sucht AVW noch einen Mieter, „der zur L‘Osteria passt“, so Martens.
Mehr neue Wohnungen für Harburg? Bauherren haben sich schon umgeschaut
Das Wohn- und Geschäftshaus auf der Westseite des Wochenmarkts ist die erste Immobilie, die AVW im Bezirk Harburg errichtet hat. Edward T. Martens ist nicht abgeneigt, hier erneut zu bauen: „Die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Politik verlief sehr kooperativ. Wir haben uns schon ein bisschen in Harburg umgesehen, aber noch nichts Konkretes im Blick.“
Zwei Jahre lang habe sein Unternehmen aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen keine Grundstücke mehr erworben. „Vor zwei Monaten haben wir erstmals wieder gekauft“, sagt er. Nicht in Harburg. Aber das kann ja noch werden.