Harburg. Die Entscheidung ist gefallen: Für 30 Millionen Euro wird die AVW Immobilien AG die Pläne des Büros Schenk + Waiblinger Architekten umsetzen
Ein teilweise bis zu 25 Meter hoher Neubau auf dem sogenannten „Bolero-Gelände“ wird dem Platz Sand in Harburg ein neues, moderneres Antlitz geben. Wie die Westseite des Marktplatzes in Zukunft aussehen wird, hat die Jury eines Realisierungswettbewerbs am Mittwoch entschieden. Die Hamburger AVW Immobilien AG wird den Siegerentwurf des Büros Schenk + Waiblinger Architekten realisieren und nach eigenen Angaben etwa 30 Millionen Euro investieren. Die Architekten aus Hamburg haben ein urbanes Gebäude entworfen, das mit vielen Loggien und Balkonen Akzente setzt. Baubeginn wird voraussichtlich Anfang des Jahres 2019 sein.
Die AVW wird in dem Gebäude 60 bis 70 Senioren-Wohnungen schaffen, die zwischen 30 bis 60 Quadratmeter groß sind. 30 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert sein. Ursprünglich sollten Studenten in den Neubau einziehen, aber der Investor sieht mittlerweile den Markt für Studentenwohnungen in Harburg als übersättigt an. Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter, eines von insgesamt neun Jury-Mitgliedern, unterstützt die Entscheidung, am Sand Wohnungen für Senioren zu bauen. Das erlaube mehr Flexibilität in der Zukunft. Studentenappartements seien sehr klein, was einen Nachteil bei einer eventuellen Nachnutzung bedeuten könne, sagte Walter.
Befürchtungen, dass das quirlige Umfeld mit dem Wochenmarkttreiben an sechs Tagen, mehreren Geschäften in unmittelbarer Nachbarschaft und einem Gastronomiebetrieb im eigenen Haus den Senioren zu laut erscheinen könnte, teilt Hamburgs Oberbaudirektor nicht: „Da ist was los, da guckt man aus dem Fenster“, sieht Jörn Walter die Lage am Sand vielmehr als Standortvorteil, den sich viele ältere Menschen wünschen.
Mit seinem Entwurf habe das Büro Schenk + Waiblinger die „richtige Architektursprache für Seniorenwohnungen“ getroffen, lobte der Oberbaudirektor. Als Schwachpunkt gelte aber die Lösung zur Gestaltung des Erdgeschosses zur Neuen Straße hin. Sie wirke wie ein Sockel, sagte Jörn Walter. Möglicherweise wird sich deshalb die Architektur des Neubaus an der Neuen Straße noch verändern.
Das insgesamt 1600 Quadratmeter große Untergeschoss des Neubaus ist für einen Supermarkt vorgesehen. Platz für einen Gastronomiebetrieb sieht der Siegerentwurf auf der Ebene des Marktplatzes vor. Möglicherweise wird die AVW davon abweichen. „Wir überlegen, die Gastro eventuell eine Etage höher zu legen“, sagte AVW-Vorstand Edward Martens. Das würde mehr Sonnenlicht mit sich bringen.
Offen lässt die AVW noch, wer die gewerblichen Mieter sein werden. Spekulationen, dass der am Sand ansässige Edeka-Markt Niemerszein in den Neubau einziehen werde, wollte Edward T. Martens weder bestätigen noch dementieren. „Wir wissen, dass es am Sand schon einen Lebensmittelladen gibt“, sagte er lediglich.
Auch zu dem künftigen Gastronomiebetrieb brachte die Präsentation der Wettbewerbsentwürfe keine Antwort. Die AVW ließ offen, ob das Restaurant „Bolero“ in den Neubau einziehen werde. Das in Harburg bekannte „Bolero“ habe einen Mietvertrag bis zum Jahr 2025, heißt es nur.
Bisher ist nicht vorgesehen, das Parken am Nachmittag auf dem Sand zu unterbinden. Mit dem Bau von bis zu 60 Seniorenwohnungen und einer Gastronomie auf Ebene der Marktfläche sei eine Änderung der Regelung denkbar, deutete Harburgs Baudezernent Jörg Penner an. „Die Parkplatznutzung am Nachmittag ist eine politische Entscheidung“, sagte er.
Der Bebauungsplan muss geändert werden, damit der Neubau auf der Westseite des Marktplatzes errichtet werden darf. Das Verfahren wird voraussichtlich 18 Monate dauern. Baubeginn könnte demnach Anfang 2019 sein. Weitere 18 Monate dauert es, um das Gebäude zu bauen. Fertig wäre es 2020. Harburgs Baudezernent geht davon aus, dass der Wochenmarkt während der Bauzeit weiter am Sand bleiben kann und nicht umziehen muss. Sicher sei das aber Stand heute nicht, sagte er.
Voraussichtlich im März 2018 beginnen Bauarbeiten zur Modernisierung der Marktfläche am Sand. Das wird etwa zehn bis zwölf Monate dauern. Deshalb wird der Wochenmarkt für die Dauer von vier bis fünf Monaten auf den Harburger Rathausplatz umziehen.