Hamburg. Ende 2024 sollen hier 234 Wohnungen fertig sein. Die meisten sind sehr klein. Alle sind teuer. Dafür gibt es Rundum-sorglos-Service.

Das war nicht irgendein Richtfest, sondern das für ein Großprojekt an einer Harburger Schlüsselstelle, welches das Gesicht Harburgs verändern könnte – in welche Richtung auch immer. „Canvas Living Hamburg“ beim Bauentwickler noch schlicht HAR 6 nach der Adresse am Harburger Ring genannt, soll 234 hochpreisige Apartments, einen Supermarkt und Freizeiteinrichtungen bieten; in einem Quartier, das bislang nicht für hypersolvente Mieter bekannt war und auf einem Grundstück, auf dem zuvor lange eine Ruine stand.

Harburger Innenstadt: Verfall und Verzögerung verärgerten die Bürger

Der Leerstand und Verfall des ehemaligen „Harburg Centers“ am Harburger Ring waren den Harburgern jahrelang ein Ärgernis. Umso größer war die Erleichterung, als die „Bouwfonds Property Developement“ (BPD) den maroden Gebäudekomplex 2017 erwarb und hier den Bau von gut 230 Wohnungen, Einzelhandel und zwei Parkdecks ankündigte. 2018 sollte abgerissen und bis 2021 neu gebaut werden. Allerdings gab es Verzögerungen. So viele, dass der Baustellenstillstand die Harburger mindestens ebenso ärgerte, wie der Verfall des Vorgängerbaus – zumal der Bauzaun, hinter dem nichts geschah, jahrelang das dahinter liegende Quartier gleich mit absperrte und auf der Vorderseite eine der wichtigsten Bushaltestellen Harburgs blockierte. Seit vor 18 Monaten allerdings der Grundstein gelegt wurde, nimmt das Projekt Gestalt an. Jetzt ist der Rohbau fertig.

Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen und Greystar-Manager Marco Metge
Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen und Greystar-Manager Marco Metge © HA | Lars Hansen

BPD wird die Apartments nicht selbst vermieten. Der Immobilienkonzern „Greystar“ hat den Komplex gekauft und wird ihn unter dem Namen Canvas Living – wörtlich übersetzt: Segeltuchwohnen – vermieten. „In anderen deutschen Großstädten haben wir solche Projekte bereits verwirklicht“, sagt Greystars Deutschland-und-Österreich-Direktor Marco Metge, „jetzt ist Hamburg an der Reihe. Dieses Wohnprojekt richtet sich an junge Berufstätige, Paare und Studenten – Zielgruppen mit einem urbanen Lebensstil, die gut miteinander harmonieren, wie wir an unseren anderen europäischen Standorten erleben.“

Innen: Backsteinwände, Fischgrätparkett, grün und rot glasierten Fliesen.

Billig ist es nicht, im „Canvas Living“ zu leben. 702 Euro Kaltmiete werden auf der Homepage des Unternehmens für ein 26 Quadratmeter großes „Studio“ – das ist das teure Wort für Einzimmerwohnung – aufgerufen. Dafür ist das Studio auch zweckmäßig möbliert, es gibt einen Empfang am Gebäude-Eingang, eine „Lounge“ in der sich die Bewohner tagsüber zum „Co-Working“ und abends zum „After Work Club“ treffen können, sowie ein Fitnessstudio.

Computergenerierte Innenansicht eines Mikroaapartments
Computergenerierte Innenansicht eines Mikroaapartments © HA | Lars Hansen

Außen ist das Gebäude mit Hamburger Backstein verklinkert. Die hanseatische Tradition setzt sich auch im Inneren fort, entwickelt vom Hamburger Designbüro JOI, mit Backsteinwänden, Fischgrätparkett, grün und rot glasierten Fliesen.

Wie viele Studenten 702 Euro in ihren Etat einpassen können, ist nicht bekannt. Direkt nebenan betreibt das Studierendenwerk Hamburg eine Wohnanlage, in denen die Zimmer zwar kleiner sind, aber auch weniger als die Hälfte kosten.

Im Erdgeschoss des Hauses soll links ein Supermarkt und rechts, zum Seeveplatz hin, Gastronomie einziehen. Für die Gastronomie soll es bereits mehrere Interessenten geben und auch für die 1600 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche laufen erste Gespräche.

Zehngeschossiger Turmblock und verschieden hohe weitere Gebäudeteile

„Hier wird eine Lücke geschlossen, die die Harburger lange beschäftigt hat“, sagte Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen in ihrem Grußwort zum Richtfest, „zumal das Vorgängergebäude zumindest gefühlt länger leer gestanden als geöffnet hatte.“

Insgesamt entstehen rund 8500 Quadratmeter Wohnfläche. Die geplanten Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sind mit einer Fläche von zusammen rund 2500 Quadratmetern veranschlagt. Am Südost-Ende des Neubaus ist ein zehngeschossiger Block vorgesehen, der Rest des Gebäudes wird deutlich darunter in variierenden Höhen geplant. Zu 203 Studios kommen 31 Mehrzimmerwohnungen. Die Eröffnung ist für Oktober 2024 geplant.

Ansicht vom Seeveplatz aus
Ansicht vom Seeveplatz aus © HA | Lars Hansen

Das weltweit aktive Wohnungsunternehmen Greystar baut seit 2013 sein Europageschäft auf und bietet heute Mietwohnungen und Apartments in sieben europäischen Märkten: Österreich, Frankreich, Deutschland, Irland, Niederlande, Spanien und Großbritannien. Zu den Markenzeichen von Greystar Deutschland gehören möblierte Wohnungen mit hohem Designstandard, Gemeinschaftsräume für alle Bewohner und ein Team vor Ort.

Greystar Central Europe mit seinen Aktivitäten in den Niederlanden, Deutschland und Österreich bildet eine eigene Einheit innerhalb der internationalen Organisation. „Canvas Living“ ist eine Marke, unter der Greystar ähnliche Projekte wie das in Harburg europaweit vermarktet.

Bauherr BPD-Regionalchef Marko Pabst (links) und Greystar-Deutschland-Direktor Marco Metge freuen sich auf die Fertigstellung. 
Bauherr BPD-Regionalchef Marko Pabst (links) und Greystar-Deutschland-Direktor Marco Metge freuen sich auf die Fertigstellung.  © HA | Lars Hansen

Im Oktober 2022 hat Greystar in Frankfurt den ersten Canvas-Living-Standort eröffnet. Mit Hauptsitz in Charleston, South Carolina, managt und betreibt Greystar Immobilien im Wert von mehr als 280 Milliarden Dollar in mehr als 241 Märkten weltweit. Greystar ist der größte Wohnungsgeber in den Vereinigten Staaten, mit mehr als 822.000 Einheiten.

BPD, Bouwfonds Immobilienentwicklung, ist einer der größten Projekt- und Gebietsentwickler in Europa. Das Unternehmen ist in Deutschland mit seinen sechs Regionen und 14 Standorten vertreten. Seit Gründung im Jahr 1946 hat BPD über 380.000 Wohnungen gebaut. Heute leben mehr als eine Million Menschen in Wohngebieten, die BPD entwickelt hat. BPD ist Marktführer in den Niederlanden, zählt in Deutschland zu den führenden Projektentwicklern. Die als kommunales Unternehmen der niederländischen Provinz Drenthe gegründete BPD i