Harburg. Harburger Markt ist der älteste in Hamburg. Die meisten sind mit dem Ergebnis des Sand-Sanierung zufrieden. Nur Parkplätze fehlen.
Die Harburgerinnen und Harburger lieben ihren Wochenmarkt und sehen in ihm ein Aushängeschild der Region. Das ist die Essenz einer Kundenbefragung, die das Bezirksamt im September auf dem Wochenmarkt durchführen ließ, erfuhren die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses der Bezirksversammlung, als ihnen online und unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Ergebnisse der Befragung vorgestellt wurden. Bedurfte es einer aufwendigen Untersuchung, um aus dieser Binsenweisheit eine wissenschaftliche Erkenntnis zu machen? Dem Abendblatt liegt die Präsentation aus der Online-Sitzung vor. Die Essenz: Die wirklich meisten Marktbesucher mögen den Wochenmarkt, wie er ist: An sechs Tagen in der Woche, immer vormittags.
Das ist deshalb eine wichtige Erkenntnis, weil die Befragung durchgeführt wurde, um zu überprüfen, ob die aufwendige Umgestaltung des Marktplatzes einen positiven oder negativen Effekt auf den Marktbesuch hat. In dem Punkt können die Stadtplaner aufatmen: Einen negativen Effekt hatte der Umbau jedenfalls nicht. 172 der 200 Befragten, gaben an, nicht seltener zum Markt zu kommen als vorher. Allerdings gaben auch nur 25 an, nun häufiger zu kommen. Drei machten keine Angaben.
Der Harburger Wochenmarkt ist mit seinen sechs Markttagen pro Woche nicht nur der am häufigsten stattfindende in Hamburg, er ist auch der älteste. Seit 406 Jahren gibt es ihn durchgehend. Die Straße, an der der Marktplatz liegt, heißt „Sand“, weil der Platz einst ungepflastert war. An Sonnabenden, den vollsten Markttagen, stehen hier bis zu 48 Händler. Der Harburger Markt ist nicht so schick, wie der am Goldbekufer und auch nicht so hip, wie der an der Isestraße, aber gerade für diese Bodenständigkeit lieben die Harburger ihren Markt. Die meisten Händler sind selbst Produzenten zumindest eines Teiles ihrer Ware und kommen aus der Nähe.
Viele Stammgäste des Wochenmarkts sind über 65 Jahre alt
„Hier bekomme ich regionale Produkte in guter Qualität“, sagt Pia Triszinski, die mit Fahrradkorb und Kleinkind an Birgit Martens' Gemüsestand einkauft. „Und besser als im Supermarkt ist die Ware immer“, erklärt ihre Freundin Jana Pieck, die sie hier zufällig getroffen hat.
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In vielen Punkten bestätigen die beiden die Ergebnisse der Befragung: Sie sind weiblich, wie 65 Prozent der Marktkundschaft, schätzen Qualität und Regionalität des Angebots sowie die sozialen Kontakte auf dem Markt. Außerdem sind sie nicht mit dem Auto gekommen, genauso wie zwei Drittel der Befragten die ebenfalls zu Fuß, per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Markt gelangen.
In einem allerdings fallen die jungen Mütter aus dem Schema: Die meisten Stammgäste des Wochenmarkts sind über 65 Jahre alt. Das könnte daran liegen, dass der Markt immer nur vormittags stattfindet. Zwar gab sich das Gros der Befragten sehr zufrieden mit den Marktzeiten, aber die, die vormittags nicht zum Markt kommen können, konnten auch nicht befragt werden. Dass sich sonnabends der Altersdurchschnitt der Marktbesucher deutlich senkt, ist ein Indiz dafür, dass Marktöffnungen außerhalb der Arbeitszeiten andere Käufergruppen erschließen können.
Harburgs Citymanagerin Melanie Gitte Lansmann, die sich schon lange auf die Fahnen geschrieben hat, das Juwel Harburger Markt so aufzupolieren, dass es bis nördlich der Elbe strahlt, sieht hier einen Ansatzpunkt: „Eventuell sollte man darüber nachdenken, den Markt einmal pro Woche auch nachmittags oder abends stattfinden zu lassen“, sagt sie, „allerdings müsste man dafür auch genügend willige Standbetreiber finden.“
Auch den Treffpunkt-Aspekt des Marktes könne man noch ausbauen, glaubt Lansmann, beispielsweise durch mehr gastronomische Angebote. Dazu müsste aber erst einmal die Coronapandemie vorbei sein, denn auch für gastronomische Marktstände gilt: Essen nur zum Mitnehmen, Verzehr erst in 50 Metern Abstand. Ein Imbisswagen hat deswegen schon die Segel gestrichen, ein weiterer pausiert.
Obst und Gemüse bleiben die Marktklassiker
Obwohl nur etwa ein Drittel der Marktbesucher mit dem Pkw kommt, ist das Parkraumangebot rund um den Markt ein Thema, das die Befragten bewegt. Grundsätzlich gibt es Parkplätze. Auf Anhieb einen zu finden, ist aber schwierig, zumal bei der Verschönerung von Marktplatz und Umgebung auch einige Stellplätze weggefallen sind. Obwohl die Autofahrer unter den Marktkunden in der Minderheit sind, setzen sich auch Markthändler für mehr Parkraum ein: „Viele unserer Kunden kommen von weit her und sind deshalb aufs Auto angewiesen“, sagt Gemüsehändlerin Birgit Martens, eine der Marktleute-Sprecherinnen, „wenn wir insgesamt mehr Kundschaft hier haben wollen, müssen wir auch an diese Leute denken!“
Auch bei der Stellplatzsuche ist allerdings bereits die die Verkehrswende angekommen: Ebenfalls beklagt werden mangelnde Möglichkeiten, Fahrräder anzuschließen. Dabei wurde die Zahl der Fahrradbügel mit der Platzrenovierung schon deutlich erhöht. Bei den Sortimentswünschen deutet sich ebenfalls – mit der typischen Harburger Verzögerung – ein Zeitgeistwandel an: Mehr Bio, mehr Delikatessen und Non-Food, wären die Wünsche derer, die welche äußern. Allerdings ist das Gros der Befragten wunschlos zufrieden mit dem Harburger Angebot und der größte Renner in ihrem Einkaufskorb sind die Klassiker: Obst und Gemüse.