Harburg. Im Westen des Harburger Binnenhafens entstehen ein 166-Zimmer-Hotel und ein Bürokomplex. Zwei Jahre verspätet soll es nun losgehen.
Eigentlich wollte die Unternehmerfamilie Mönke(Paletten-Service Hamburg, PSH) die Neubauten ihres Projekts Aqua2Dock auf dem firmeneigenen Grundstück an der Blohmstraße im 2023 einweihen. Doch dann kamen die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg mit hohen Preissteigerungen. Die Mönkes warteten zunächst ab, ob sich die Rahmenbedingungen bessern. Inzwischen ist ein Hauptmieter des Bürogebäudes gefunden, mit dem das Projekt unter den aktuellen Voraussetzungen zu realisieren ist.
„Ich habe aufgehört, Termine für den Baustart zu nennen“, sagt Bauherr Ingo Mönke. „Aber es gibt einen festen Termin: Zum 31.12.2025 werden wir fertig sein.“ Bei einer kalkulierten Bauzeit von zwei Jahren plus zwei Monate als zeitlichen Puffer müssen die Arbeiten im Herbst beginnen. „Es wird immer wahrscheinlicher, dass im vierten Quartal Baubewegungen auf unserer Fläche zu sehen sein werden“, so Mönke.
Bauprojekt im Binnenhafen wird seit 2020 auf dem Grundstück vorbereitet
Im Frühjahr 2020 wurden beim Paletten-Service zwei 100 Jahre alte, hölzerne Lagerhallen abgerissen, um den Weg für AquaDock freizumachen. Die „2“ bezieht sich auf den Standort des Projekts, das von zwei Seiten durch Hafenkanäle eingerahmt wird: nach Norden vom Lotsekanal, nach Westen vom Ziegelwiesenkanal. „Auf dem Grundstück Blohmstraße 27-29 entsteht ein neues, lebendiges, 13.500 Quadratmeter großes Quartier mit Hotel, Gastronomie, Büros und vielfältigen Aktivitäten auf dem Wasser“, ist in der Projektbeschreibung zu lesen.
Der Hotelbetreiber steht längst fest: Das Hamburger Unternehmen NOVUM Hospitality wird ein City-Hotel seiner Marke „the niu“ im Harburger Hafen eröffnen. Das „the niu Quay“ wird nicht nur einen maritimen Namen, sondern auch die dazu passende Inneneinrichtung haben: Blautöne sollen dominieren, abgerundet mit Accessoires wie Tauen, Tampen, Klüsen, Treibholz. Gerade wurde in St. Georg das 40. „the niu“-Hotel eröffnet, das vierte in Hamburg.
Büros, Hotel, Gastronomie und Wasseraktivitäten
Das Bürogebäude wird die Form eines „H“ haben. In fünf Etagen plus Staffelgeschoss werden auf einer Gesamtfläche von 7500 Quadratmetern kleine Büros und Gruppenarbeitsräume sowie offene Kommunikationsbereiche entstehen. Wo am Ende welche Wand steht, entscheidet der Hauptmieter. Vor gut einem Vierteljahr sei der Mietvertrag unterschrieben worden, sagt Mönke. Damit fiel der Startschuss für die Detailplanung. Und für die Realisierung des Projekts.
Wer das Gebäude beziehen wird, verrät Ingo Mönke noch nicht. Es sei ein „regional ansässiges Unternehmen, das sich verändern wolle. „Es passt sehr gut zu uns“, sagt der Bauherr. „Für diesen Mieter bauen wir gern, weil er so ähnlich tickt wie wir.“ Vermutlich residiert er bereits im Binnenhafen.
Die beiden Backsteingebäude sollen besonders nachhaltig werden. Die Mönkes streben eine Zertifizierung nach den Goldstandard der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) an. „Dort werden zum Beispiel Dachbegrünungen und Solaranlagen gefordert. Wir schauen gerade, ob wir die Dächer begrünen, dort PV-Anlagen aufstellen oder beides machen können. Das muss statisch berechnet werden“, so Mönke. „Ich lerne gerade in Web-Seminaren, wie man Solarstrom erzeugt und gegenüber den Mietern abrechnet.“
In den Wintermonaten machen Großsegler an den Kais fest
Die Baukosten liegen heute rund 30 Prozent über der ursprünglichen Planung; die Zinsen zur Finanzierung haben sich verdreifacht, sagt Mönke. Dennoch kann das Vorhaben jetzt umgesetzt werden. In den vergangenen Monaten sind zumindest die Energiekosten deutlich gesunken, und die Baupreise haben sich stabilisiert.
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Das Grundstück an der Blohmstraße ist längst vorbereitet. Im Jahr 2020 wurde dort bereits nach Kampfmitteln gefahndet, auch Bodenuntersuchungen auf Altlasten sind längst abgeschlossen. Die Baugenehmigung liegt seit August 2022 vor. Durch die zweijährige Verzögerung ist über die Brachfläche längst Gras gewachsen. Und in den Wintermonaten 2021/22 und 2022/23 zierten die beiden Großsegler „Loth Lorien“ und „Tolkien“ die bereits fertiggestellten Kais.
Eine Promenade wird am Wasser entlang führen
Schließlich soll AquaDock nicht nur aus Gebäuden bestehen. Die Wasserflächen am Grundstück möchte der Bauherr „mit wassersportlichen und maritimen Angeboten aktiv bespielen“. Dazu entstand am Ziegelwiesenkanal bereits ein Anlegesteg für Boote aller Art. Landseitig wird eine Promenade am Wasser entlang führen, und im Erdgeschoss des Bürogebäudes mit zweifacher Wasserlage ist Gastronomie geplant.
Als erster Schritt zum neuen maritimen Quartier werden Pfähle in die Erde gebohrt werden. Auf ihnen werden die Gebäude gegründet – eine übliche Bauweise im nassen Hafenboden. Noch ist an der Blohmstraße 27-29 alles ruhig. Aber hinter den Kulissen werde fieberhaft an dem Projekt gearbeitet, versichert Mönke.