Harburg. Der Baustart von Hotel- und Bürogebäuden an der Blohmstraße im Harburger Binnenhafen verzögert sich deutlich. Die Hintergründe.
Die Baugenehmigung liegt seit August vor, doch auf der Brachfläche an der Blohmstraße 31 im Harburger Binnenhafen tut sich nichts. Hier soll laut Projektbeschreibung ein „neues, lebendiges, 13.500 Quadratmeter großes Quartier mit Hotel, Gastronomie, Büros und vielfältigen Aktivitäten auf dem Wasser“ entstehen. Das Eckgrundstück ist vom Lotse- und vom Ziegelwiesenkanal umgeben. Darauf spielt auch der Projektname an: Aqua2Dock.
2019 wurde das Projekt geplant und mit Baukosten von 50 Millionen Euro kalkuliert. Unter den aktuellen, stark veränderten Rahmenbedingungen zögern die Bauherren – die Unternehmer-Familie Mönke (Paletten-Service Hamburg) – ihr Projekt in die Tat umzusetzen. „Material ist derzeit nicht verfügbar oder aber zum zweifachen Preis“, sagt Ingo Mönke. „Beim Strom habe ich ein Angebot, bei dem der Kilowattpreis 15-mal so teuer geworden ist. Überall gibt es Preissteigerungen. Derzeit müssten wir für das ganze Projekt mit Mehrkosten von 50 Prozent rechnen.“
Zu solchen Preisen wollen die Mönkes nicht bauen
Zu solchen Preisen wollen die Mönkes nicht bauen. Sie haben sich bis Juli 2023 Zeit gegeben, um zum einen nach Sparpotenzialen zu schauen und zum anderen zu prüfen, inwiefern sich die auf jeden Fall höheren Baukosten auf die vorgesehenen Mieten umschlagen lassen. Zudem hofft Mönke, dass sich der Markt allmählich beruhigt: „Die Baupreise werden fallen. Kein Mensch baut mehr. Auch der Wohnungsmarkt ist tot. Bevor die Branche gar nicht mehr baut, wird sie lieber die Preise senken. Wir werden die zehn Monate bis Juli nicht einfach abwarten, sondern weiter unsere Hausaufgaben machen.“
Nicht nur die Preise sind gestiegen, sondern auch die Finanzierungskosten. Mönke: „Ursprünglich sollten wir 1,7 Prozent Zinsen zahlen. Jetzt liegt der Zinssatz bei 3,8 Prozent.“ Er lebe derzeit nach dem Prinzip Hoffnung, sagt der Unternehmer. Als Bauzeit sind rund zwei Jahre veranschlagt. Wenn die Bagger im Sommer 2023 anrollen, könnte also im Sommer 2025 Eröffnung gefeiert werden.
166 moderne Hotelzimmer mit maritimem Charme am Wasser
Etwa vom Hotel „niu QUAY“, das seinen Gästen 166 moderne Hotelzimmer mit maritimem Charme bieten will. Daneben wird ein Bürogebäude in Form eines H, das sich zum Ziegelwiesenkanal öffnet, mit insgesamt 7500 Quadratmeter Fläche entstehen. Sie verteilt sich auf fünf Geschosse und ein Staffelgeschoss. Beide Gebäude sollen mit hohen Umweltstandards gebaut werden, vorwiegend beheizt mit Wärmepumpen und einer Fotovoltaikanlage als solare Stromlieferantin.
Für die zum Wasser exponierte Fläche im Erdgeschoss des Bürogebäudes suchen die Mönkes einen Gastronomiebetrieb als Mieter, der auch die Außenfläche bespielt. Die Wasserflächen am Grundstück sollen nicht nur ein schönes Ambiente bieten, sondern mit wassersportlichen und maritimen Angeboten versehen werden. Der Mittelpunkt des Quartiers bildet eine grüne Plaza, die von der Blohmstraße erschlossen wird: „Breite Treppen mit Sitzstufen laden zum Verweilen ein und werden damit zur Arena am Wasser“, heißt es in der Projektbeschreibung.
„Wenn jemand Lust hat, hier etwas zu machen, soll er sich bei uns melden“
Soweit die Theorie. Aktuell hat die Brachfläche hinter dem Bauzaun nur die Farbe gewechselt, von sandfarben nach grün – Wildwuchs ergreift allmählich Besitz von dem firmeneigenen Grundstück. Immerhin wird es demnächst von zwei maritimen Schönheiten umrahmt: Die (mit Bugspriet) 48 Meter lange Dreimast-Barkentine „Loth Loriën“ und der 42 Meter lange Gaffeltop-Segelschoner „J. R. Tolkien“ von Jaap und Anna van der Rest wollen hier überwintern, jeweils unterbrochen durch Werftzeiten. Von Januar bis April hatten sie bereits am Ziegelwiesen- und Lotsekai gelegen, bevor sie zur Sommersaison aufgebrochen waren.
Vielleicht könnte in nächster Zeit die Brachfläche sogar öffentlich werden. Die Mönkes hätten nichts dagegen einzuwenden, wenn auf ihrer zukünftigen Baufläche mal ein Glühweinstand Station macht oder andere Aktivitäten stattfinden. „Wenn jemand Lust hat, hier etwas zu machen, soll er sich bei uns melden“, sagt Ingo Mönke. Auch die im Konzept von Aqua2Dock verankerte Idee, die anliegenden Wasserflächen zu beleben, könnte womöglich schon Realität werden: Vielleicht könne auf den Großseglern mal eine Betriebs- oder Familienfeier stattfinden, meint Mönke. „Mit solchen Vermietungen könnten die Schiffe ein bisschen Geld verdienen.“ Anna van der Rest und Tochter Marieke würden sich sehr über buntes Treiben auf der verwaisten Fläche freuen und gern auch Angebote auf ihren Schiffen machen: „Das klingt auf jeden Fall interessant für uns“, sagen die beiden Frauen begeistert.