Harburg. Auf dem Heidschnuckenweg sind jährlich Tausende Menschen unterwegs. Doch es gibt eine Alternative – für einsame Momente in schönster Natur.
- Die Wandersaison 2024 hat begonnen – etliche Pfade laden in der Region dazu ein
- Wer nach einer Alternative zum Heidschnuckenweg sucht: Wir hätten da eine Idee
- Diese Route stammt noch aus dem 19. Jahrhundert und wurde von zwei echten Wanderfreaks angelegt
Wälder, dunkle Moor-Seen, Flusstäler und eben die Lüneburger Heide sind hier die Wegbegleiter: Kein Zweifel, der 153 Kilometer lange Freudenthalweg dürfte eine der schönsten Strecken sein, um die norddeutsche Landschaft zwischen Elbe und Weser fernab von großen Straßen zu erwandern. Er gilt zudem als einer der ältesten Fernwanderwege Deutschlands, steht aber im Schatten des Heidschnuckenweges.
Beide Wege starten im Bezirk Harburg, queren die Lüneburger Heide und kreuzen sich gelegentlich, so dass man nicht nur die Markierung „H“ für Heidschnuckenweg an Bäumen entdecken kann, sondern ebenso ein weißes „F“.
Wandern durch die Lüneburger Heide: Diese Route kennt kaum ein Mensch
Doch während über den Heidschnuckenweg von Fischbek nach Celle immer wieder Zeitungs- und Magazin-Geschichten erscheinen und es etliche Reiseführer dazu gibt, erschöpfte sich die Beschreibung des nach den Heidedichtern August und Friedrich Freudenthal benannten Wegs von Harburg nach Verden bisher in eher spärlichen, meist älteren Darstellungen.
Der Harburger Autor Lutz Granert hat nun diese Informationslücke mit einem speziellen Wanderführer geschlossen. Nicht als Smartphone-App, sondern ganz klassisch als kompaktes Buch, das 2023 in der Outdoor-Reihe des Conrad-Stein-Verlags erschienen ist.
Zu den schönsten Ecken der Lüneburger Heide: Wanderweg aus dem 19. Jahrhundert
Auslöser war zum einen die Coronazeit, aber wohl auch eine gewisse Berufsneugier des 38 Jahre alten Autors: Lutz Granert ist mit seiner Frau 2017 von Thüringen nach Harburg gezogen. Sie arbeitet in Stade als Geologin, er beim Leserservice eines großen Verlages in der Hamburger Innenstadt. „Da lag Harburg in der Mitte“, erzählt er. Im Urlaub wandern beide gerne, Granert hat bereits zweimal zu Fuß die Alpen überquert.
Während der Corona-Zeit mit ihren vielen Kontaktbeschränkungen entdeckten beide auch das Wandern vor der Haustür als neue Freizeitbeschäftigung. „Estewanderweg, Touren rund um Harburg, Wege im Rosengarten und natürlich der Heidschnuckenweg: Wir haben alles abgegrast, was es hier so gibt“, sagt er.
Und dabei stießen sie dann auf die für sie unbekannte „F“-Markierung. Journalist Granert wurde neugierig und recherchierte zu den Hintergründen. So auch zu den Namensgebern, an die der Weg erinnert.
Von Harburg nach Wilsede, Schneverdingen, Walsrode bis Verden
Die beiden Brüder Freudenthal hatten im 19. Jahrhundert selbst etliche Wanderungen und Kutschfahrten in der Region unternommen und darüber geschrieben, zum Teil in Zeitungen und Büchern, aber auch in der 1895 von ihnen gegründeten Zeitschrift „Niedersachsen“, die sich mit den Themen Heimat, Kultur, Natur und der plattdeutschen Sprache in der Region beschäftigte.
„Noch vor Hermann Löns machten die beiden Brüder die Lüneburger Heide als Touristenregion bekannt“, sagt Granert. Erste Überlegungen zu einem Freudenthalweg habe es daher bereits Anfang der 20. Jahrhunderts gegeben, 1989 sei er als vollständig markierter Weg offiziell eingeweiht worden.
Heute führt der Freudenthalweg von Harburg zur Nordheide im Landkreis, weiter nach Wilsede, Schneverdingen, Soltau, Fallingbostel, Walsrode bis nach Verden an der Aller. Startpunkt ist bei einer Nord-Süd-Wanderung die Haltestelle Appelbütteler Weg in Harburg – „also auch bei uns vor der Haustür“, wie Granert bald begeistert feststellte.
Auch im Buch enthalten: Möglichkeiten zum Einkehren und kleine Museen
Damit war die Idee für sein erstes Buchprojekt geboren und ein Verlag bald gefunden. Unterstützung erhielt der Autor zudem von den Wanderfreunden Nordheide und dem Wanderverband Norddeutschland, die den Weg heute betreuen. Für sein Buchprojekt erwanderte Granert, gefüttert mit etlichen Infos, schließlich den kompletten Weg in mehreren Etappen.
Im Buch beschreibt er den heutigen Verlauf, gibt Hinweise zu Einkehrmöglichkeiten und Entdeckungen am Wegesrand wie etwa Aussichtspunkte, Denkmäler oder kleine Museen. Und natürlich beschreibt er die landschaftlichen Highlights. Neben der Lüneburger Heide zählen für ihn beispielsweise der Lieth-Wald am Böhme-Tal bei Fallingbostel sowie das Naturschutzgebiet am Grundlosen See bei Sieverdingen dazu, wie er sagt.
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Wanderführer durch die Lüneburger Heide passt in jede Jackentasche
Und Wanderführer-Autor Granert weist in seinem Buch immer wieder auf Haltestellen von Bussen und Bahnen hin, so dass man eine Wanderung auch ohne Auto planen kann. Er hat dabei die Strecke in acht Abschnitte unterteilt, die man in Tagesetappen oder eben in einem Stück erwandern kann und dazu im Buch auch Übernachtungsmöglichkeiten findet.
Hinzu kommen detaillierte Karten und Wege-Beschreibungen und einige Höhenprofile. Der Wanderführer passt dabei in die Jackentasche und dürfte ein guter Begleiter sein, den man immer einmal wieder auch unterwegs zurate ziehen kann. Eben auch, wenn das Handy kein Netz hat.