Hermannsburg. Serie: Timo Strohschnieder wandert den kompletten Heidschnuckenweg. Heute Teil 9: Von Hermannsburg bis Dehningshof

Der heutige Tag beginnt mit einem Abstecher ins Ludwig-Harms-Haus . Das Haus ist nach dem berühmten Gründer der Hermannsburger Mission benannt, die heute als „Evangelisch-lutherisches Missionswerk“ noch immer weltweit agiert und auch am frühen Morgen schon spannende Einblicke in die kirchliche Arbeit bietet – und für mich den 10. Stempel für den Wanderpass bereithält.

Nachdem mit der gestrigen Etappe ab Müden eine Abkürzung vom offiziellen Heidschnuckenweg eingeleitet wurde, führt die heutige Strecke bis nach Dehningshof wieder zurück auf den regulären Weg.

Angenehmer Sonnenschein und trällernde Vögel in der Lüneburger Heide

Ob es an dem angenehmen Sonnenschein und trällerndem Vogelgezwitscher liegt oder an der Tatsache, dass langsam die Euphorie auf das immer greifbarer erscheinende Celle steigt – der Einstieg in die heutige Etappe ist einer der schönsten, die der Heidschnuckenweg bisher zu bieten hatte. Über die Örtze hinweg führt der Feldweg schon nach knapp einem Kilometer an der Schnittstelle zwischen schattenspendenden Laubbaumreihen und sanft wogenden Getreidefeldern früh zum Misselhorner Hof.

Bruder Gerrit (32) läuft als Wanderneuling zum ersten Mal durch die Lüneburger Heide. Hier steht er vor einem Talkessel in der Misselhorner Heide.
Bruder Gerrit (32) läuft als Wanderneuling zum ersten Mal durch die Lüneburger Heide. Hier steht er vor einem Talkessel in der Misselhorner Heide. © HA | Timo Strohschnieder

Misselhorner Hof: Zwischen traditionellem Reiterhof und Heideimkerei

Begrüßt werden wir dort von einer frei grasenden Ziegenmutter samt Zicklein, die auf der Suche nach dem nächsten Snack gemütlich durch das angrenzende Maisfeld streifen. Der offizielle Weg führt dann quer über den Misselhorner Hof, wobei archaische Kutschwagen und rostige Werkzeuge den Pfad säumen, während uns aus den schattigen Luken des örtlichen Pferdehotels neugierige Mähren, Hengste und Fohlen gleichermaßen lässig kauend anglotzen.

Direkt danach folgt der Einstieg in die letzte großflächige Heidelandschaft des Heidschnuckenwegs vor Celle: Die Misselhorner Heide und das mittlere Lüßplateau. Sandige Wege folgen dem Verlauf des hügeligen Meeres aus Heidekraut, und Wandernde folgen den sandigen Wegen. Dabei säumen den Rand der Heideflächen dunkle, dichte Nadelbaumreihen, in denen die eine oder andere verlassene Scheune fast schon hexenhausartig hervorblitzt.

Die letzte große Heidefläche und eine Botschaft an Reisende

Bei den unzähligen umherschwirrenden Insekten ist es nicht verwunderlich, dass eines der wirtschaftlichen Standbeine in der Heide schon immer die Imkerei war. Andere Indikatoren wie Straßenverkaufsstände entlang des Weges, große Holzunterstände und altmodische Strohbienenkörbe samt Imkerwerkzeug erinnern auf dem Heidschnuckenweg regelmäßig an diese Tradition, die neben der Tierhaltung die Basis für das Leben in der Heide bis ins 19. Jahrhundert bildete.

Nicht nur der Heidschnuckenweg, sondern auch einer der Jakobsweg verläuft hier.
Nicht nur der Heidschnuckenweg, sondern auch einer der Jakobsweg verläuft hier. © HA | Timo Strohschnieder

Mit dem Wissen, dass hier die letzte Heidefläche vor Abschluss des Weges vor mir liegt, fällt es leicht, die Eindrücke noch einmal in vollen Zügen aufzunehmen. In wenigen Wochen, wenn die Heide in voller Blüte steht, ist ein Ausflug in die Fischbeker Heide, zum Wilseder Berg oder ins Radebachtal für mich jetzt schon obligatorisch.

Hier grenzen die letzten Ausläufer der Heidefläche an einen romantisch glitzernden See

Fürs erste war es das jedoch erstmal, denn nachdem das Lüßplateau durchschritten ist, folgt noch ein kürzerer Abschnitt zum idyllischen Angelbecksteich. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um die typischen Zucht- und Angelteiche, die entlang der Wanderung bereits mehrfach den Weg säumten.

Bronzeplastik eines Imkers: In Wietzendorf wird der historischen Imkerei besondere Bedeutung beigemessen
Bronzeplastik eines Imkers: In Wietzendorf wird der historischen Imkerei besondere Bedeutung beigemessen © HA | Timo Strohschnieder

Hier grenzen die letzten Ausläufer der Heidefläche an einen romantisch in der sinkenden Sonne glitzernden See, der zu einem kleinen Umweg einlädt und auf hölzernen Aussichtsplattform einen Blick über die Seegräser am Rand hinaus ermöglicht. Außerdem erinnert ein großer Mahnstein samt Inschrift an die große Feuersbrunst von 1975, bei welcher Unmengen an Natur zerstört wurden und sieben Menschen ums Leben kamen – und appelliert an den verantwortungsvolles Verhalten beim Aufenthalt in der Natur.

Service-Mitteilung: Hier bitte mit Verpflegung eindecken

Zu guter Letzt sind noch einige hundert Meter zurückzulegen, bevor bei der Alten Fuhrmannsschänke das Tagesziel erreicht ist. Dieser schöne altmodische Gasthof bietet Übernachtungsmöglichkeiten für Mensch und Tier – und das mitten im Nirgendwo. Daher noch einmal die Service-Mittelung, sich entsprechend des Wanderplans mit Verpflegung einzudecken oder den Wandertag möglicherweise an anderer Stelle zu beschließen.

Allerdings sind die wenigen Alternativen von hier aus schwierig zu erreichen, vorausschauende Planung ist daher zu empfehlen.