Scheuen/Celle. Serie: Timo Strohschnieder ist den kompletten Heidschnuckenweg in der Lüneburger Heide gewandert. 11. Etappe: Ans Ziel!

Die Wandernden erwartet auf den letzten 13 Kilometern des Heidschnuckenwegs eine abwechslungsreiche und entschleunigte Landschaft durch die Celler Vororte. Das Wetter zeigt sich heute noch einmal mit gnädigem Sonnenschein und angenehmer Brise. Das ist vor allem nach der stürmischen letzten Etappe ein willkommenes Zeichen. Zuerst geht es dabei auf fußschonenden Feldwegen und naturbelassenen Waldpfaden wie sie im Buche stehen bis nach Groß Hehlen – wo die gestrige Etappe eigentlich enden sollte.

Groß Hehlen kommt unscheinbar daher, doch Achtung: einen kurzen Moment nicht aufgepasst und schon hängt mein treuer Wanderstab in einem Straßengully fest – es knackt einmal laut und er zerbricht. Die Trauer im ersten Moment verfliegt schnell, denn immerhin hat er mich unbeschadet von der Fischbeker Heide bis hierher begleitet. Die letzten Kilometer schaffe ich sicherlich auch ohne. Nachdem der Vorort auf Asphaltstraßen durchquert wurde, geht es weiter entlang kurzer, schöner Waldabschnitte und kleinen sowie größeren Seen.

Kurz vor dem Ziel gibt die wunderbare Natur noch einmal alles

Der Gedanke liegt nahe, dass die Naturabschnitte so kurz vor Celle weniger werden, doch das Gegenteil ist der Fall: im Zickzack führt der Weg dann entlang der Allertal-Aue, durch die behäbig die 260 Kilometer lange Aller fließt, bevor sie bei Verden in die Weser mündet. Während die unzähligen Grillen miteinander um die Wette zirpen, türmen sich im Hintergrund bereits die ersten, mächtigen Bauten der Residenzstadt Celle.

Celle Schloss: Schon seit dem 14. Jahrhundert befinden sich hier Wehranlagen.
Celle Schloss: Schon seit dem 14. Jahrhundert befinden sich hier Wehranlagen. © HA | Timo Strohschnieder

Dabei folgt der Wanderweg einem Baumlehrpfad, wo jedes Jahr ein neuer Baum des Jahres gekürt und gepflanzt wird – in diesem Jahr beispielsweise die Moorbirke. Gegenüber davon liegt eine breite Kuhweide, auf der die gemächlichen Wiederkäuer sich im Schatten der Bäume fläzen.

Mein Energielevel steigert sich am letzten Tag mehr und mehr – in Vorfreude

Mein Energielevel steigert sich am letzten Tag mehr und mehr in der Vorfreude, endlich das Santiago de Compostela des Heidschnuckenwegs zu erreichen. Letztlich wird nahe des Celler Bahnhofs die Aller überquert. Die unerwartet massive Justizvollzugsanstalt in Celle löst erstmal gemischte Gefühle bei mir aus, vor allem die prächtigen Stadtvillen auf der gegenüberliegenden Straßenseite bilden einen starken Kontrast.

Heidschnuckenweg HA Grafik, HA Infografik
Heidschnuckenweg HA Grafik, HA Infografik © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | F. HasseFrank Hasse

Es folgt ein Abschnitt durch einen Stadtpark – die neugierigen Seitenblicke der dort Lustwandelnden nehme ich so kurz vor dem Ziel kaum noch wahr – bevor dann vom Süden aus der Celler Schlosspark betreten wird.

Spätestens hier fängt das eindrucksvolle Celler Schloss mit seinen strahlend-weißen Wänden und mächtigen Türmen jeden Blick ein. Nur noch wenige Meter bis zum Vorplatz und es ist geschafft: das Ziel des Heidschnuckenwegs ist erreicht.

Endlich am Ziel: Das Celler Schloss ist erreicht

Glücklich falle ich auf den penibel getrimmten, wunderbar weichen Rasen – erst jetzt merke ich, dass ich die letzten Kilometer unbewusst schneller geworden bin. Nach kurzer Pause und Orientierungslosigkeit wird im ansässigen Museumsshop der letzte Wanderpass-Stempel samt wohlverdientem Pin vergeben – für das Informationspersonal ein geübter Handgriff, für mich jedoch fast eine ehrwürdig anmutende Zeremonie.

Wenige Meter vom Schlosspark entfernt beginnt eine Reise in die Vergangenheit

Die Stimmung am Schlossplatz ist zwar nicht mit den ausgelassenen Feierlichkeiten auf dem Plaza do Obradoiro im spanischen Santiago zu vergleichen – voller fotografierender Touristen und staunender Architekturliebhaberinnen ist es trotzdem.

Denn wer Celle so wie ich bisher nur vom Hörensagen kennt, wird möglicherweise überrascht sein: neben Residenzschloss, französischem Garten und prächtigen, alten Villen ist die Celler Altstadt ein wirkliches Highlight. Eine 180-Grad-Drehung und nur wenige Meter vom Schlosspark entfernt beginnt auf kopfsteingepflasterten Straßen eine Reise in die Vergangenheit.

Beeindruckende Begegnung am Wegesrand kurz vor Celle.
Beeindruckende Begegnung am Wegesrand kurz vor Celle. © HA | Timo Strohschnieder

Ein Highlight direkt am Weg: Die Celler Altstadt

Fachwerkhäuser unterschiedlichster Jahrhunderte reihen sich aneinander – mal mehr mal weniger geradestehend – und bestechen mit archaischen Inschriften und historischen Einblicken. Garniert wird diese alte Baukunst mit modernen Geschäften unterschiedlichster Art. Wer den ein oder anderen neugierigen Seitenblick wagt, entdeckt schnuckelige Gassen, ein breites gastronomisches Angebot und viel Potenzial zum Schwelgen und Lustwandeln.

Autor Timo Strohschnieder ist alle Etappen des Heidschnuckenwegs gewandert.
Autor Timo Strohschnieder ist alle Etappen des Heidschnuckenwegs gewandert. © HA | Timo Strohschnieder

Wanderinnen und Wanderer ohne zeitlichen Druck können diese Gelegenheit nutzen, und sich ausgiebig Zeit zum Erkunden der Altstadt nehmen.

Ab zum Celler Bahnhof und mit dem Zug zurück in Richtung Heimat

Da ich heute noch zurück nach Hamburg muss, heißt es nun allerdings: Ab zum Celler Bahnhof und mit dem Zug zurück in Richtung Heimat. Nach Celle komme ich definitiv noch einmal wieder – schließlich sind es nur zwei Stunden vom Hamburger Hauptbahnhof.

Im nächsten und letzten Artikel werden neben einem ausführlichen Fazit zum Heidschnuckenweg diverse logistische Herausforderungen, Annehmlichkeiten und auch Kritiken an der Fernwanderung durch die Lüneburger Heide besprochen.