Hamburg. In der Unterkunft am Überseering gibt es laut Staatsrätin Schwierigkeiten. Hamburg sucht dringend weitere Immobilien für die Unterbringung.

  • An 233 Standorten in Hamburg sind Flüchtlinge untergebracht.
  • Kapazität der Unterkunft am Überseering soll baldmöglichst reduziert werden.
  • Derzeit leben 50.000 Menschen in öffentlicher Unterbringung.

Die Stadt ringt weiterhin um jeden möglichen Platz für die Unterbringung von Flüchtlingen. Seit Februar 2022 sind nach Angaben der Sozialbehörde 1000 Immobilien auf ihre Eignung geprüft worden. Aktuell gibt es in Hamburg 233 Standorte der öffentlichen Unterbringung, ein weiterer wird derzeit am Wiesendamm in Barmbek-Nord errichtet. Auch die Messehallen werden vorübergehend wieder als Notunterkunft genutzt.

Derzeit sind in Hamburg nach Behördenangaben etwa 47.000 Menschen öffentlich untergebracht – vor Februar 2022, also vor Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine, waren es etwa 29.000. Laut Prognose der Sozialbehörde müssen im kommenden Jahr mindestens 3370 Plätze zusätzlich zu allen Laufzeitveränderungen neu geschaffen werden.

Flüchtlinge Hamburg: Überseering ist Behörden als „Problemstandort“ bekannt

Vertreter der AfD im Bezirk Nord hatten bei einer Infoveranstaltung zur Unterkunft am Wiesendamm in dieser Woche von einer hohen Zahl an Polizeieinsätzen in Flüchtlingsunterkünften gesprochen. Sozialstaatsrätin Petra Lotzkat hielt dagegen: „Wir haben 230 Standorte und davon nur eine Handvoll, an denen wir Probleme haben.“ Dazu zähle die Unterkunft am Überseering in der City Nord, die maximal ausgelastet sei. Dort sind derzeit 1560 Menschen untergebracht.

Hamburgs Sozialstaatsrätin Petra Lotzkat mit Mikrofon in der Hand
Hamburgs Sozialstaatsrätin Petra Lotzkat stellt sich bei öffentlichen Informationsveranstaltungen meist persönlich den Fragen von Anwohnern.  © Michael Rauhe / Funke Foto Services | Michael Rauhe

Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde, nannte auf Abendblatt-Anfrage, in welchen weiteren Flüchtlingsunterkünften es Probleme gebe, keine konkreten Standorte. Er sagte: „Naturgemäß sind das die größeren Standorte in der Stadt oder Standorte wie der Überseering, der sozialräumlich isolierter liegt. Diese sind aber nicht als dauerhafte ,Problemstandorte‘ zu kategorisieren oder zu benennen.“

Der Betreiber Fördern & Wohnen und alle anderen Akteure seien sehr bemüht, die Probleme vor Ort schnell zu lösen. „Grundsätzlich sind große Standorte aufgrund der Vielzahl von Menschen aber ,anfälliger‘ für Konflikte oder Ähnliches vor Ort“, sagte Arnhold. Allerdings sei das nicht zwangsläufig so, wie das Beispiel Schnackenburgallee zeige.

Hamburger Staatsrätin möchte Unterkunft für Flüchtlinge schnell verkleinern

Petra Lotzkat hatte bei der Infoveranstaltung am Dienstag angekündigt, die Kapazität am Überseering in der City Nord baldmöglichst zu reduzieren: „Wenn wir eine Entlastung haben, ist der Überseering der erste Standort, wo wir bei der Belegung runtergehen auf unter 1000.“ Wolfgang Arnhold ergänzte, derzeit würden noch 1560 alle Plätze dort benötigt. „Wenn sich die Lage entspannt und die Auslastung des Gesamtsystems der öffentlich-rechtlichen Unterbringung es zulässt, soll der Standort Überseering langfristig wieder um die Krisenkapazität von 660 Plätzen reduziert werden.“

Allerdings dürfte das noch auf sich warten lassen. Nach Angaben der Staatsrätin sind derzeit noch 6000 Schutzbedürftige in Hotels und Hostels untergebracht. Selbst wenn von sofort an niemand mehr zusätzlich öffentlich untergebracht werden müsste, würde es drei Jahre dauern, bis alle Menschen auf dem Standard leben könnten, der jetzt am Wiesendamm geschaffen werde, sagt Lotzkat.

Flüchtlinge: In Hamburg leben derzeit rund 50.000 Menschen in öffentlichen Unterkünften

Sie äußerte sich auch zur Sicherheit im Umfeld von, aber auch in den Flüchtlingsunterkünften selbst: Natürlich komme es bei rund 50.000 Menschen in öffentlicher Unterbringung auch mal zu Auseinandersetzungen. „Aber die Anzahl der Polizeieinsätze müsste man redlicherweise ins Verhältnis setzen zu allen Hamburgern in allen Stadtteilen.“

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Auf die Frage, wie Hamburg jetzt mit Menschen aus Syrien umgehe, sagte Lotzkat: „Was mit Syrien passiert, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten erfahren. Ich finde es nicht redlich, den Menschen zu sagen, nehmt 1000 Euro und geht.“

Syrer machen derzeit einen eher kleineren Teil der Flüchtlinge in Hamburg aus. Nach Behördenangaben leben derzeit etwa 4730 Menschen (Stand 31. Oktober 2024) mit dem Herkunftsland Syrien in einer öffentlichen Unterkunft in Hamburg, dazu kämen Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen.