Hamburg. Knapp 400 Menschen sollen dort leben, darunter auch Wohnungs- und Obdachlose. Nun steht das Datum fest. Was die Behörden im Detail planen.

Die Nachricht, dass am Wiesendamm 30 eine Flüchtlingsunterkunft errichtet werden soll, hat bei Anwohnern im Vorfeld für Unruhe gesorgt. Am Dienstagabend haben das Bezirksamt Hamburg-Nord, die Sozialbehörde und Fördern & Wohnen (F&W) AöR nun Anwohnerinnen und Anwohnern bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Stadtteilschule Winterhude die Planungen für die öffentlich-rechtliche Unterkunft in Barmbek-Nord vorgestellt. Die Stimmung in der Aula blieb ausgesprochen friedlich.

Der neue Standort mit einer Regelkapazität von bis zu 396 Plätzen soll laut Behörden schnellstmöglich fertiggestellt werden, um weitere Plätze zur Unterbringung von Asyl- und Schutzsuchenden und Wohnungslosen zu bekommen. Die Eröffnung ist schon für April oder Mai 2025 geplant.

Wiesendamm in Barmbek-Nord: Flüchtlinge ziehen schon im Frühjahr 2025 ein

Derzeit gibt es in Hamburg 233 Standorte der öffentlichen Unterbringung. Die Zugangszahlen seien gegenüber 2023 in Hamburg gesunken, aber immer noch auf hohem Niveau, sagte Thomas Melchert aus der Sozialbehörde. Die meisten Flüchtlinge kämen aus der Ukraine sowie aus Afghanistan, Syrien, der Türkei, Iran und Ghana. Im kommenden Jahr müssen laut Melchert 3370 Plätze zusätzlich geschaffen werden. Daraus folge: „Wir brauchen jeden Platz und jeden Standort.“ Er fügte hinzu: „Wir werben um Ihre Unterstützung.“

Die Unterkunft am Wiesendamm wird der 42. Standort öffentlicher Unterbringung im Bezirk Nord. Sie wird auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück in dreigeschossiger Modulbauweise erstellt. Seit Anfang September wird bereits gebaut.

Petra Lotzkat und Yvonne Nische
Petra Lotzkat (l.) und Yvonne Nische stellten die geplante Unterkunft Wiesendamm 30 vor. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

„Die ersten 48 Module sind bereits geliefert und teilweise montiert. Die Gründungsarbeiten für den zweiten Bauabschnitt laufen“, sagte Wasfy Taha, bei F&W zuständig für den Bereich Bau. Insgesamt sollen 144 Module verbaut werden. Die Bewohner werden Gemeinschaftsküchen und -sanitärräume bekommen und in Zweibettzimmern leben. Für Familien können Räume zusammengelegt werden.

Sozial-Staatsrätin geht von größerer Zahl an Kindern in Unterkunft aus

Sozial-Staatsrätin Petra Lotzkat sagte in der gut besuchten Aula in der Meerweinstraße: „Wir würden viel lieber Wohnungen bauen.“ Doch das gebe der Bebauungsplan für das Grundstück nicht her. Mittelfristig sollen am Wiesendamm 30 Büro- und Gewerbeflächen entstehen. Der Interimsstandort soll als Unterkunft bis zu fünf Jahre lang betrieben werden.

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Wer dort genau einzieht, steht laut Lotzkat noch nicht fest. Es werden laut F&W aber Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Lebenssituation sein. Die Behörden gehen von einer größeren Zahl an Kindern im Kita- und schulpflichtigen Alter aus und rechnen damit, dass jeweils 60 Kindergartenkinder und 60 Schulkinder, davon ein Drittel im Grundschulalter, am Wiesendamm einziehen werden.

Flüchtlinge am Wiesendamm: Bezirk Nord hofft auf ehrenamtliche Helfer

Yvonne Nische, Sozialdezernentin im Bezirk Nord, warb auch um Ehrenamtliche, die sich bei der Veranstaltung immer wieder zu Wort meldeten – beispielsweise Vertreter von Welcome to Barmbek, die bereits viel Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe haben. Ein Mitglied der Initiative wies Bezirksabgeordnete der AfD in die Schranken, die mit gezielten Fragen wiederholt Stimmung gegen Flüchtlinge machten. „Das ist eine Infoveranstaltung, Wahlkampf gehört hier nicht her.“